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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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war, und musste sich zwingen, das Erstaunen zu heucheln, das er erwartete. »Oh Herr, Ihr werdet mich verletzen, wenn Ihr das tut, wonach Euch der Sinn steht.«
    Siegward wirkte sichtlich geschmeichelt, winkte aber verächtlich ab. »Pah, ein Weibsstück hält viel aus – und eine Hure wie du noch mehr.«
    Seine Miene versprach nichts Gutes. Er ließ sich auf Marie fallen und drang ungeschickt in sie ein. Marie schloss die Augen und ließ ihren Körper so schlaff werden wie einen nassen Sack. Sie spürte den Mann in und auf sich, und auch den Schmerz, den ihr seine Rücksichtslosigkeit bereitete, doch vor ihrem inneren Auge spielte sich eine andere Szene ab, die sie in den letzten Jahren so gut wie möglich verdrängt hatte. Mit einem Mal war es nicht mehr Siegward, der über ihr keuchte und stöhnte, sondern Utz, der Fuhrmann. Unwillkürlich versteifte sie sich und riss die Augen auf. Aber da waren nur der Junker, dessen Gesicht rot angelaufen war, während sich sein Körper über ihr aufbäumte, und sein jüngerer Bruder, der sein Glied über ihrem Kopf schlenkerte, als könne er es nicht erwarten, an die Reihe zu kommen.
    »Nach dir bin ich aber dran«, bettelte Siegerich seinen Bruder an wie ein kleiner Junge, der einen Apfel haben wollte.
    Siegward von Riedburg antwortete, ohne in seinen heftigen Bewegungen innezuhalten. »Aber nur, wenn der Büchsenmeister nichts dagegen hat, Kleiner. Du weißt, wir müssen Gilbert beiLaune halten. Schließlich soll er die Büchenbrucher Stammburg mit seinen Geschützen zusammenschießen.«
    »Ich hole mir mein Vergnügen erst mal an anderer Stelle und lasse Euch gerne den Vortritt.« Der Büchsenmeister hob die Plane, die den Eingang verschloss, und trat ins Freie.
    Endlich wurde Siegward mit einem röhrenden Gebrüll fertig und machte seinem Bruder Platz. Siegerich von Riedburg versuchte, seine mangelnde Erfahrung durch übertriebene Heftigkeit zu ersetzen, und fiel schon zwei Atemzüge später über ihr zusammen.
    Da kehrte auch schon der Büchsenmeister mit zufriedener Miene zurück. »Die Kerle haben ein Fass Wein aufgeschlagen und saufen. Wenn du nichts dagegen unternimmst, kriegst du sie morgen nicht von der Stelle.«
    Siegward winkte lachend ab. »Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es wohl auch nicht an. Also lass ihnen den Spaß.«
    Sein Blick fiel auf die leere Weinkanne, und er schob sie mit der Fußspitze seinem Bruder zu. »Hol uns auch etwas zu trinken. Ein leckeres Hühnchen sollte man nicht mit trockener Kehle genießen.«
    Siegerich packte den Krug und rannte hinaus.
     
    Marie wusste zuletzt nicht mehr, wie oft die Kerle sie benutzt hatten, bis endlich auch Gilbert vom Wein und der Erschöpfung überwältigt auf ihr niedersank und zu schnarchen begann. Sie hatte das Gefühl, keinen heilen Knochen mehr im Leib zu haben, so hatten die drei sie geschunden, und kämpfte mit dem Gewicht des Mannes auf ihr. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis sie unter ihm hervorkriechen konnte.
    Als sie aufstand, gaben ihre Knie vor Erschöpfung nach. Dennoch wäre sie am liebsten ihrem ersten Impuls gefolgt und davongelaufen. Das Gelächter aber und das fast tierhafte Gebrüll, das von allen Seiten in das Zelt drang, machten ihr klar, dass die Söldner draußen immer noch am Werk waren. Da siediesem Gesindel nicht auch noch zum Opfer fallen wollte, ließ sie sich auf einen Hocker sinken und überlegte, wie es weitergehen konnte. Sie fühlte sich ekelhaft schmutzig, aber sie fand keinen Wasserschlauch. So tränkte sie ein Stück von ihrem Unterkleid mit dem Wein, der in den Bechern und der Kanne übrig geblieben war, und wusch sich damit, auch wenn der Alkohol auf ihrem wunden Unterleib wie Feuer brannte. Das machte ihr weniger aus als die schrillen Schreie ihrer Gefährtinnen, die den anderen Lärm immer wieder übertönten. Manchmal glaubte sie, Hiltruds Stimme zu erkennen, aber meist war es Fita, die sich die Seele aus dem Leib zu schreien schien.
    Während Marie die drei Betrunkenen zu ihren Füßen im Auge behielt, die sich bei besonders lauten Geräuschen herumwälzten und zu murmeln begannen, rechnete sie aus, wie viele Söldner auf jede ihrer Begleiterinnen kamen. Von dem Ergebnis wurde ihr erst recht übel. Viele von denen würden sich gewiss nicht mit einem Mal zufrieden geben, sondern die Frauen so lange benutzen, bis sie vom Wein überwältigt in einer Ecke lagen. Marie hoffte im Interesse Hiltruds und der anderen, dass das nicht mehr allzu lange dauern

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