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Die Wanderhure

Titel: Die Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihn aus. »Du wirst warten können, bis du dran bist. Natürlich besorge ich es ihr zuerst.«
    Hedwig hatte für einen Augenblick gehofft, dass sich die Männer nur einen Spaß mit ihr machen wollten, doch nun wurde ihr klar,was ihr bevorstand, und sie öffnete den Mund, um zu schreien. Vielleicht hörten die frommen Brüder des nahen Schottenklosters sie oder wenigstens der Türmer am Tor. Doch im gleichen Moment presste der Soldat ihr die Hand auf die Lippen. »Du wirst uns doch nicht um unseren Spaß bringen wollen!«
    Er zerrte Hedwig auf eine Baumgruppe am Rand einer jetzt von Zelten bestandenen Viehweide zu. Im gleichen Augenblick sah Hedwig einen Offizier den Weg heraufkommen, der den Pfälzer Löwen auf der Brust trug, und schöpfte Hoffnung. Sie trat ihren Peiniger, und bekam lange genug den Mund frei, um einen halb erstickten Schrei ausstoßen zu können.
    Der Mann sah jedoch nur kurz zu der Gruppe hinüber und verzog angewidert das Gesicht, als er vier Männer und ein Mädchen entdeckte. Er schien kein Interesse zu haben, sich einzumischen, denn er ging weiter. Hedwig stöhnte auf, denn der Söldner, der sie trug, presste ihren Kopf gegen seine Schultern, so dass sich ihr Genick schmerzhaft bog. Hilflos starrte sie in die Sonne, die gerade stechend durch die Nebelschwaden brach. Daher sah sie nicht, dass der Offizier sich noch einmal umdrehte, ihre hell aufleuchtenden Haare anstarrte und ihr Gesicht mit einem ungläubigen Blick musterte.
    Was auch immer er zu sehen glaubte, ließ den Pfälzer Dienstmann anderen Sinnes werden. Mit einem wütenden Fluch riss er sein Schwert aus der Scheide und vertrat den vieren den Weg. »Lasst das Mädchen los, ihr Lümmel!«
    »Was soll das?«, fuhr Krispin ihn an. »Das ist unsere Hure. Also halt du dich gefälligst da raus.«
    »Ich sagte: Lass sie los!« Der Offizier trat einen Schritt nach vorne und schlug Krispin die flache Klinge über den Kopf.
    Der Söldner ließ Hedwig fallen und griff nach seiner Waffe, nahm dann das Wappen seines Gegenübers wahr und hielt auf halbem Weg inne. »Seit wann macht ihr Bluthunde Aufhebens wegen einer Hure?«
    »Ich bin keine Hure, sondern eine Konstanzer Bürgerstochter«, schrie Hedwig auf.
    Der Fremde warf ihr einen irritierten Blick zu.
    Krispin winkte verächtlich ab und wollte nach Hedwig greifen, die auf Händen und Füßen von ihrem Peiniger wegstrebte. »Und wenn schon! Die Töchter und Ehefrauen der Bürger kriechen doch ebenfalls zu jedem Kerl unter die Decke, der dafür bezahlen kann.«
    Der Offizier setzte ihm die Schwertspitze auf die Brust. »Wenn sie es freiwillig tun, ist es nicht meine Sache. Aber das Mädchen hat deutlich gezeigt, dass sie nicht will.«
    Krispin schenkte seinen Freunden, die sich ein paar Schritte zurückgezogen hatten, einen wütenden Blick und sah den Pfälzer dann herausfordernd an. »Was du nicht sagst, du Klugscheißer! Hat nicht der Württemberger letztens ein feines Bürgerstöchterlein inmitten der Stadt auf sein Pferd gezerrt, in sein Quartier mitgenommen und es erst wieder laufen lassen, nachdem er es ihm so richtig besorgt hatte?«
    »Ich will nicht behaupten, dass ich die Handlung des Grafen billige. Aber es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einem Eberhard von Württemberg und einer Gossenratte wie dir. Wie ich gehört habe, soll er der Maid ein hübsches Sümmchen für ihre verlorene Unschuld bezahlt haben, und er wird demnächst sogar ihre Hochzeit ausrichten. Außerdem behielt er sie für sich und ließ sie nicht noch durch andere Kerle schänden.«
    Das Schwert des Pfälzers bohrte sich in das lederne Wams des Söldners, und er schien es auf einen Kampf ankommen lassen zu wollen.
    Krispin trat auf Hedwigs Rock, um zu verhindern, dass sie weglief, und sah seine Kameraden auffordernd an. »Wollen wir vier uns von einem einzelnen Wicht ins Bockshorn jagen lassen?«
    Zwei schüttelten den Kopf und zogen blank, während der Vierte die Hand hob und dazwischentrat.
    »Bist du verrückt, Krispin? Wenn wir uns an einem Dienstmann des Pfalzgrafen am Rhein vergreifen, droht uns der Strang.«
    Die beiden anderen Söldner schoben ihre Waffen zurück in die Scheiden. Ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich, wie sehr es ihnen gegen den Strich ging, gegen einen einzigen Mann zurückstecken zu müssen. Aber die Haltung des Offiziers verunsicherte sie, denn der Pfälzer schien entschlossen, es mit allen zugleich aufzunehmen.
    Krispin trat zurück und gab Hedwig frei. »Verdammt, man wird sich

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