Die Wanderhure
es kaum noch ertragen konnte. Viele der Mittel, die die Französin anwandte, lehnte sie ab, doch ihre Kunst reichte aus, um den Württemberger in einen Zustand zu versetzen, der schon halb an Raserei grenzte. Als Marie sich weiter auszog und sich dabei scheinbar unbewusst wie in einem geheimnisvollen Tanz bewegte, hielt der Graf es nicht mehr aus. Er sprang auf, packte sie und schleuderte sie auf das Bett. Bevor sie auch nur zu Atem kam, war er über ihr und drang ungestüm in sie ein.
II.
G eraume Zeit später saß Eberhard von Württemberg nackt und sichtlich erschöpft auf der Bettkante und blätterte in Maries Dokumenten. Seine Haltung deutete darauf hin, dass er wartete, bis sich seine Männlichkeit wieder erholt hatte. Doch seine Augen verrieten, dass er den Inhalt der Pergamente mit großem Interesse las.
»Die Unterlagen sind nicht schlechter als jene, die du mir letztens gebracht hast. Nach Recht und Gesetz müsste es mehrfach ausreichen, den Keilburger um Besitz und Leben zu bringen und seinen Halbbruderbastard an den Galgen.«
In Maries Ohren klangen seine Worte nach Resignation, und sie fuhr enttäuscht auf. »Heißt das, Ihr wollt ihn nicht anklagen?«
»Nur Geduld, mein Kind. Ich sagte, wenn es nach Recht und Gesetz ginge, wäre alles ganz einfach. Doch der Keilburger und sein Bastardbruder haben schon zu oft aus Wahrheit Trug und Lüge gemacht und eidlich beschworene Verfügungen zu ihrem Nutzen ins Gegenteil verkehrt.«
Graf Eberhard wies Marie mit einer Geste an, ihm einen Becher Wein aus dem Krug einzuschenken, der auf einer Anrichte neben der Tür stand, und vertiefte sich wieder in das Studium der Akten.
»Diese Unterlagen sind zu wertvoll, um sie einem Gericht zu übergeben. In meinem Besitz sind die Dokumente sicher, doch ich weiß nicht, was in anderen Händen mit ihnen geschieht. Du weißt selbst, wie schnell sie verschwinden oder unbrauchbar gemacht werden können. Nicht alle Richter sind gegen eine kräftige Handsalbe gefeit, und so könnten unsere Beweise schnell im Feuer oder sogar in den Händen unserer Gegner landen.«
»Aber zu was wollt Ihr die Unterlagen sonst verwenden?« Marie gab sich keine Mühe, ihre Angst und Enttäuschung zu verbergen.
Eberhard von Württemberg warf das Bündel Pergamentblätter auf den Tisch und drehte sich zu ihr um.
»Ich werde die Beweise erst dann benutzen, wenn Konrad von Keilburg am Boden liegt und sein Bruder als meineidiger Lügner entlarvt worden ist. Vorerst werde ich mich auf eine Fehde mit ihm vorbereiten und ihn mit Krieg überziehen. Wenn der Kaiser und die anderen Fürsten Rechenschaft von mir fordern, lege ich ihnen deine Dokumente vor. Das wird dem Keilburger das Genick brechen.«
Und bringt dir reiche Ländereien und feste Burgen ein, dachte Marie, die den Gedankengang des Württembergers von dessen Stirn ablesen konnte. Doch selbst wenn Ruppert irgendwann einmal über seine eigenen Fallstricke stolpern sollte, half das weder ihr noch ihrem Onkel Mombert. Das sagte sie dem Grafen mit einer Schärfe, in der sonst kein Tieferstehender mit ihm zu reden wagte.
»Wenn ich die Macht dazu hätte, würde ich deinen Oheim mit meinen Soldaten aus dem Turm holen«, antwortete er mit einem Anflug schlechten Gewissens. »Aber ich war nicht untätig. Ich habe den Fall dem Kaiser vorgelegt, da der Ermordete ein Gast des Konzils war. Jetzt wird das kaiserliche Gericht Recht sprechen. Damit ist der Böttcher den Händen der städtischen und vor allem der bischöflichen Gerichtsbarkeit entzogen.«
»Aber er sitzt noch immer unter der Anklage des Mordes im Kerker, obwohl er unschuldig ist.«
Der Württemberger hob in gespielter Verzweiflung die Arme.
»Mein Mädchen, auch du wirst noch erkennen müssen, dass nicht alles auf der Welt so einfach ist, wie du es dir vorstellst. Es war nicht leicht für mich, zu verhindern, dass mit deinem Verwandten kurzer Prozess gemacht wurde. Einflussreiche Kreise um den Keilburger herum haben den Bischof schon gedrängt, deinen Onkel möglichst schnell abzuurteilen, und die Tiroler Vasallen waren empört, weil man ihn immer noch nicht aufs Radgeflochten hat. Zum Glück war ihnen der Friedensschluss zwischen ihrem Lehnsherrn und dem Kaiser wichtiger als die Hinrichtung des Böttchers. Daher stimmten sie zu, als ich den Kaiser überredete, die Sache in seine Hände zu nehmen.«
Marie schürzte verächtlich die Lippen. »Das sind doch nur Schliche, die nichts bringen.«
Auf den Lippen des Württembergers zeichnete
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