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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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»Gerne, wenn dich keine andere Pflicht bindet, freue ich mich über deine Gesellschaft.«
    »Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir unser Quartier zugewiesen bekommen. Wir können also getrost ein wenig flanieren.«
    »Wird dich der Waffenmeister nicht vermissen?«, fragte Arigund.
    »Ich kann ja behaupten, ich hätte meine Gegner im Turnier ausgespäht.«
    Der angehende Ritter zog sie lachend mit sich, bis sie zu einem mit Holzstangen abgeteilten Bereich kamen. »Oh sieh nur« – Reimar deutete nach vorne – »der Turnierplatz, noch jungfräulich und so wie ihn der Herr erschaffen hat.«
    »Wann wird das Spektakel denn losgehen?«
    »Ich glaube, es geht schon los. Siehst du dort den Ritter mit der Rute in der Hand?«
    Reimar zeigte auf einen fahrenden Ritter. Der junge Bursche hielt frech auf das Zelt derer von Falkenstein zu, vor dem das Schild der Familie prangte. Der älteste Sohn der Falkensteiner saß auf einem Hocker und polierte sein Schwert. Als er den Fahrenden auf sich zukommen sah, erhob er sich. Kurze Zeit musterten sich die beiden Männer, als wollten sie die Kampfkraft und den Mut des jeweils anderen abschätzen. Dann ging der junge Bursche zu dem Schild und berührte es kurz mit seiner Weidenrute. Der andere nickte.
    »Was sollte das denn?«, wollte Arigund wissen.
    »Der Fahrende hat den Falkenstein gefordert«, erklärte Reimar. »Meine Güte, da hat er sich einen ganz schönen Brocken ausgesucht. Der von Falkenstein mag zwar nicht von hohem Wuchs sein, aber er ist listig wie ein Fuchs.«
    »Aha, und wann beginnen die Kämpfe?«
    »Morgen nach dem Gottesdienst. Anschließend wird unsere Schwertleite stattfinden. Ich habe die Ehre, dass der Herr von Eckmühl mir selbst Schwert und Sporen umschnallen wird. Danach werden die Ritter feierlich auf den Kampfplatz ziehen und dort in zwei Gruppen aufgeteilt. Wir werden uns bis zum Abend erst einmal gegenseitig die Köpfe einschlagen. Ich bin schon gespannt, wer das Turnier gewinnt.«
    »Pass bloß auf, dass nicht du es bist, sonst musst du Berta ehelichen«, neckte die Kaufmannstochter.
    Reimar lachte. »Nicht doch. Der Wettstreit um Berta ist ein Tjost und wird selbstverständlich getrennt ausgetragen. Da geht es Mann gegen Mann, und ich werde ganz bestimmt nicht mitmachen.«
    »Und wann wird das stattfinden?«
    »Es ist der Höhepunkt des Turniers. Ich denke, man wird übermorgen anfangen, und am Ende der Woche wird der Sieger feststehen.«
    »Glaubst du, dein Bruder hat eine Chance?«
    Reimar strich sich nachdenklich übers Kinn. »Nun, er ist mutig und stark.«
    »Aber es werden erfahrene Ritter dabei sein«, merkte Arigund an.
    »Nicht alle haben es wirklich auf Berta abgesehen. Einige wollen sich einfach als Kämpfer hervortun, in der Hoffnung, ein Lehnsherr nimmt sie in sein Gefolge auf. Ich schätze, Wirthos Chancen werden wohl auch davon abhängen, wie tief unser Vater in seine Börse greifen kann. Doch schau, ich sehe Berittene aus der Burg kommen. Wir sollten zurückgehen.«
    Seite an Seite erreichten sie ihren Tross. Reimar verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung und trollte sich zu den anderen Knappen. Bis zu seiner Schwertleite würden sie sich nicht wiedersehen, denn die zukünftigen Ritter mussten die Nacht betend in der Burgkapelle verbringen. Arigund fiel wieder die Eule ein. Sie schluckte schwer. Hoffentlich geschah morgen kein Unglück. Dann tat sie ihre Angst ab. Frau Kunigund hatte ja selbst gesagt, dass zuweilen der Ruf der Eule einem menschlichen Klagen sehr ähnlich war, und überhaupt war das alles dummer Aberglaube. Magdalena mit ihrem Gerede über Geister und Heimchen hatte Arigund nur durcheinandergebracht.
    Herrn Reimars Gefolge schlug das Lager etwas abseits in der Nähe des Bachs auf. So musste man wenigstens nicht weit gehen, um Wasser zu holen. Arigund sah skeptisch auf die braunen Fluten. Hoffentlich regnete es nicht wieder. Der Bach stand schon am Rande seines Bettes. Beim nächsten Regenguss würde er es verlassen und alles überschwemmen. Doch derzeit bestand kein Grund zur Sorge: Der Sommer hatte beschlossen zurückzukehren. Die Sonne stieg höher und höher und übergoss das quirlige Feldlager mit einem Hauch von Gold. Ritter wie Knechte waren bester Laune und trieben Scherze. Eine Spur von Unsicherheit verscheuchte Arigund mit dem Gedanken, dass es hier in der Zeltstadt im Grunde genau wie in Regensburg war. Raubgesindel würde sich wohl kaum in ein Lager mit bis zu den Zähnen bewaffneten Rittern wagen,

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