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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Worte verstehen. »Für Euch«, hauchte sie.
    Arigund spürte heiße Tränen an ihren Wangen. »Wer hat das getan?«, fragte sie mit erstickter Stimme, doch Luise hatte die Augen schon wieder geschlossen.
    »Wir müssen sie hier herausbringen«, befahl Reimar. »Ich werde versuchen die Ketten zu lösen.«
    »Wartet noch, Herr Reimar«, hielt Annelies ihn zurück. Resl wollte protestieren, doch als sie das ernste Gesicht der Zofe sah, schwieg sie.
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Annelies schlicht. »Nachdem ich in die Höhle gekrochen war, hörte ich das Jammern und Wimmern, und da bin ich hin. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn so habe ich mit ansehen müssen, wie er …«
    »Wer, Annelies, wer?«, drängte Arigund aufgebracht.
    Annelies senkte den Kopf und flüsterte: »Euer Gatte, Herrin.«
    »Mein Bruder?«, fragte Reimar entgeistert. »Das muss ein Irrtum sein, Annelies. Warum sollte er? Ein Brennberg würde niemals ohne Grund foltern, noch dazu eine Frau.«
    »Seht Ihr es denn nicht selbst?!«, schrie Annelies unvermittelt. »Schaut Euch Luise doch einmal an. Sieht sie nicht fast genauso aus wie …«
    »Ich«, stellte Arigund schlicht fest. Die Erinnerung an ihre Hochzeitsnacht, die Erniedrigungen, bevor der alte Truchsess eingegriffen hatte, alles war plötzlich wieder da. Aber hatte sich Wirtho nicht in jüngster Zeit geändert? War nicht die Boshaftigkeit aus seinem Gesicht gewichen? War er nicht ein anderer geworden seit dem Tod seines Vaters. Allerdings war an diesem Tag auch Luise verschwunden.
    »Herrin, er hat Luise mit Eurem Namen angesprochen, und ich sollte ihr demnächst hier Gesellschaft leisten, nachdem er« – die Zofe schluckte – »das Baby ersäuft hat.«
    »Das sind ungeheuerliche Anschuldigungen, Annelies«, meldete sich nun noch einmal Reimar zu Wort. »Ich kann das nicht glauben, bevor es Beweise gibt.«
    »Die wirst du niemals bekommen!«
    Mit diesem Schrei stürzte sich Wirtho von hinten auf seinen Bruder und knüppelte ihn brutal mit dem Knauf seiner Waffe nieder. Dann hob er das Schwert, um Annelies zu durchbohren. »Das ist für dich, du neugieriges Weibsstück!«, brüllte er. »Wusste ich doch, dass du es warst, vorhin, als ich mit der da beschäftigt war.«
    Schreckensstarr stand die Zofe da. Wenigstens würde es ein rascher Tod sein, aber auch das Kind würde sterben! Doch da zerriss ein geller Schmerzensschrei die Luft. Resl war aufgesprungen und hatte sich schützend vor Annelies geworfen. Die Klinge fuhr ihr direkt in die Brust.
    »Lauf!«, gurgelte sie noch der Zofe zu, dann brach sie zusammen. Das brachte Wirtho für einen Moment aus der Balance, denn sein Schwert steckte noch in ihrem Körper. Mit beiden Händen packte er den Knauf seiner Waffe und zog sie aus dem Leichnam der Kräuterfrau. Annelies drängte sich rasch an dem rasenden Burgherrn vorbei, rempelte Arigund an und verschwand Richtung Ausgang in der Dunkelheit.
    Der Ritter hatte mittlerweile sein Gleichgewicht wiedergefunden und machte Anstalten, die Verfolgung der Zofe aufzunehmen.
    »Wirtho, nicht!«, rief Arigund und hielt ihn an einem Ärmel zurück.
    Da erst schien er seiner Gattin gewahr zu werden. Grob packte er sie am Hals und knurrte: »Wir sprechen uns noch, Hure! Triffst dich heimlich mit meinem Bruder und zeugst mit ihm einen Bastard, während du mir das treue Eheweib vorspielst.«
    Eine ungeheure Wut gab Arigund Kraft. Sie hob das Knie und trat ihrem Gatten mit aller Wucht zwischen die Beine. Keuchend ließ er sie für einen Augenblick los. Arigund wandte sich nun ebenfalls zur Flucht, doch Wirtho war schnell wieder auf den Beinen und setzte ihr nach. Schon nach wenigen Sprüngen hatte er sie eingeholt, packte sie an den Haaren und zerrte sie zurück.
    »Hiergeblieben! Dir werd ich’s zeigen, mir in den Rücken zu fallen, so weit kommt’s noch!«
    Mit voller Kraft schlug er ihr ins Gesicht. Die Beine knickten Arigund weg. Sie schmeckte Blut, roch das faulige Stroh, auf dem Luise gelegen hatte, und hörte Wirtho weitertoben.
    »Jetzt wirst du einmal lernen, was es heißt, sich gegen den Truchsess zu stellen, du mieses Stück Dreck.«
    Ein schwerer Tritt traf sie direkt in den Bauch, dann verlor sie das Bewusstsein.

*
    Wirtho warf einen kurzen Blick auf sein Weib, dann auf seinen Bruder. Beide lagen leblos auf dem Boden. Die waren erledigt. Blieb nur noch diese Zofe. Er musste sie unbedingt zum Schweigen bringen! Keuchend rannte der Ritter zum Ausgang des Tunnels, schob sich mit einem

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