Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
Vom Netzwerk:
schon die beiden Maultiere am Halfter gepackt und zerrte sie ins Gebüsch. »Mach schon, schnell!«, forderte sie ihn auf.
    Wortlos nahm Matthias ihr die Tiere ab und tat, wie sie verlangte.
    Es dauerte nicht lange, bis sie Hufgetrappel hörten und die lauten Stimmen von Reitern. Annelies warf Matthias einen ernsten Blick zu. »Wir müssen wissen, welche Richtung sie einschlagen, damit wir ihnen nicht in die Arme laufen.«
    Ihr Mann nickte, drückte ihr wieder die Tiere in die Hand und huschte davon. Die Zeit bis zu seiner Rückkehr schien nicht verstreichen zu wollen. Annelies atmete auf, als sie ihn zwischen den Büschen erkannte. »Sie sind allesamt den Berg hinunter nach Werth«, berichtete er. »Fünf Bewaffnete und der Herr Sigurd. Was hat das zu bedeuten? So viel Aufhebens wegen einer weggelaufenen Zofe und eines Knechts? Herr Reimar hätte darüber gelacht.«
    »Es geht um viel mehr.«
    Mit wenigen Sätzen fasste Annelies die Ereignisse der Nacht zusammen. Matthias wurde immer ernster. »Das ändert alles«, meinte er schließlich. »Du kannst nicht nach Regensburg zurück, denn genau damit rechnet der Herr.«
    »Wohin dann?«
    »Uns bleibt im Augenblick nur ein Weg, der nach Falkenstein.«
    »Aber dort wird man uns nicht weiterhelfen.«
    »Nein«, gab Matthias nachdenklich zu.
    »Wir könnten versuchen, uns bis zur Salzstraße durchzuschlagen«, schlug seine Frau vor. »Die führt nach Passau. Aber was wird aus meiner Herrin?«
    »Die hat ihre eigenen Leute, die ihr helfen werden. Zudem kann sich nicht einmal der Herr Wirtho leisten, seiner Frau ein Haar zu krümmen.«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes«, bestätigte Annelies. »Der Herr DeCapella hat im Ehevertrag darauf bestanden.«
    Für eine Weile hingen beide ihren Gedanken nach. Nachdenklich kraulte Matthias den Maultieren den Hals. Die beiden Braunen reckten ihn genüsslich und schürzten die Oberlippe.
    »Passau, das ist weit weg«, murmelte der Rossknecht schließlich. Für ihn bedeutete Regensburg schon eine Weltreise.
    »Nicht das Ende der Welt«, versuchte Annelies ihm Mut zu machen.
    Seine Hände krallten sich in die kurzen Maultierhaare. Sie würden ohne Schutz eines Herrn reisen, mussten auf sich selbst und das Glück vertrauen. Annelies betrachtete ihren Gatten. Zu diesem Schritt musste er sich selbst entschließen. Drängte sie ihn, würde er ihr dies bei jeder Gelegenheit vorhalten.
    Endlich nickte der Rotbart und versuchte zuversichtlich auszusehen.
    »Wir sollten aufbrechen«, meinte er und klopfte den beiden Tieren den Hals. »Der Weg nach Passau ist lang und beschwerlich.«
    Entschlossen zogen sie die Maultiere zurück auf die Straße. Dort hob Matthias seine Frau auf den Rücken des einen und schwang sich selbst auf den anderen Braunen. Dann schlugen sie den Weg nach Falkenstein ein. Annelies war erleichtert. Zu zweit hatten sie vielleicht eine Chance, Wirthos Häschern zu entgehen und sich ein neues Leben aufzubauen. Sie brachte ihr Reittier an Matthias’ Seite: »Nur mal so eine Frage: Hast du zufällig an etwas zu essen gedacht?«
    Matthias lachte und griff in seine Tasche. »Natürlich. Ich war lange genug bei den Pferdehirten, um zu wissen, dass man gut daran tut, Proviant mitzunehmen.«

*
    Arigund erwachte von Schmerzen gepeinigt. Ihr Körper schien zerreißen zu wollen. Sie schrie auf, doch die Pein wollte kein Ende nehmen. Um sie herum herrschte hektischer Betrieb. Irgendwo dazwischen glaubte sie auch die besorgte Miene der Frau Kunigund zu erkennen. Nach endloser Zeit rutschte etwas Warmes, Glitschiges in ihren Schoß. Arigund hörte ihre Schwiegermutter sagen: »Ein Junge, es ist ein Bub!«
    Zweimal ertönte ein Laut wie von einem jungen Kätzchen, dann verstummte es, und Frau Kunigund brach in hemmungsloses Schluchzen aus. Arigund versuchte den Kopf zu heben und die Burgherrin zu trösten, aber die Welt versank wieder im Nebel.

*
    Wirtho von Brennberg durchmaß den Raum mit großen Schritten. Wie selbstverständlich hatte er den Vorsitz der Runde der Ritter eingenommen, eine Rolle, die früher seinem Vater zugekommen war. »Sie ist eine Ehebrecherin!«, donnerte der junge Ritter. »Ich selbst habe sie auf frischer Tat ertappt. Sie hat mit meinem Bruder das Lager geteilt. Pater Anselm kann es bezeugen. Gott, ich fasse es nicht! Dieses Weib hintergeht mich mit meinem engsten Verwandten, kaum dass mein Vater zu Grabe getragen wurde. Wer weiß, wie lange das schon so geht! Der Herr straft mich.«
    Wirtho versuchte seinen

Weitere Kostenlose Bücher