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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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hätte er den Blick im Rücken gespürt, fuhr Vaclav plötzlich herum und entdeckte den Ritter. Energisch trat er auf seinen Gaul ein, bis der sich schließlich mit einem verzweifelten Satz an den Karren vorbeidrängte. Der Dürre beeilte sich, es seinem Begleiter gleichzutun, und hieb auf Arigunds Pferd ein. Da gaben die beiden Karrenführer den Weg frei. Heinrich spornte seinen Braunen an, woraufhin dieser angaloppierte. Der Ritter zog sein Schwert. Erschrockene Gesichter sahen zu ihm auf. Die Fußgänger stoben schreiend zur Seite, um sich vor den Pferdehufen in Sicherheit zu bringen. Die Karrenbesitzer ließen die Ziemen knallen, und die Ochsen protestierten lauthals, als ihnen das Fell gegerbt wurde. Heinrich sah, wie sich die eben noch vorhandene Lücke zwischen den Gespannen langsam wieder schloss. Verzweifelt brüllte er, man solle den Weg frei halten, doch kam es dadurch nur schlimmer.
    Krachend schlugen die Holme der Leiterwagen aneinander, barsten und verhakten sich. Heinrichs Pferd versuchte auszuweichen, rutschte jedoch auf der eisigen Straße aus, strauchelte und kam zu Fall. In weitem Bogen wurde der Ritter aus dem Sattel geschleudert. Glücklicherweise fiel er in den Schnee, was seinen Sturz dämpfte. Trotzdem blieb er benommen liegen. Helfende Hände streckten sich ihm entgegen und halfen ihm auf. Heinrich sah verzweifelt den Flüchtenden nach. Jemand brachte ihm sein Pferd, während die Köhler auf der Straße lauthals stritten, wer denn nun die Schuld an dem Unglück trage. Wütend brüllte der Ritter sie an, sie sollen doch endlich den Weg frei geben. Heinrich hatte schon einen Fuß im Steigbügel, als er bemerkte, dass sein Brauner das rechte Vorderbein nicht belastete.
    »Nicht auch das noch!«, stöhnte er leise. »Welch schlimme Späße treibt das Schicksal mit mir, oder ist’s gar Teufelswerk?«
    Vorsichtig führte er sein Tier ein paar Schritte. Es hinkte erbärmlich. Hektisch sah sich der Ritter nach einem Ersatz um, doch hier hatte niemand mehr zu bieten als einen Ochsen oder die eigenen Füße. Heinrich kämpfte wütende Tränen herunter. Jetzt war alles verloren. Hatten die drei erst einmal das Stadttor passiert, würde es schwer werden, sie aufzuspüren. Ärgerlich nahm Heinrich seinen Braunen am Zügel. Das letzte Stück des Weges würde er wohl zu Fuß gehen müssen.

*
    Es kam nicht ganz so schlimm, wie er befürchtet hatte. Er war noch nicht allzu lange unterwegs, als eine Gruppe Ritter mit dem Wappen des Königs auf den Schabracken auf ihn traf – offensichtlich eine kleine Jagdgesellschaft. Die Männer boten ihm freundlich Begleitung und ein frisches Ross an. Dankend sagte der Ritter zu. Die Jäger waren gut gelaunt. Sie hatten reichlich Wild am Sattel hängen. Der junge Mann, der die Gruppe anführte und sich als Pavel von Dubá vorstellte, gesellte sich zu Heinrich und begann mit ihm zu plaudern: »Ihr wurdet bereits angekündigt, Herr Heinrich, und unser König erwartet gespannt eine Kostprobe Eurer Lieder.«
    »Es wird mir eine Ehre sein, den König und seine Familie mit meiner bescheidenen Kunst zu erfreuen«, antwortete Heinrich höflich.
    »Was man so hört, ist sie alles andere als bescheiden, Herr Ritter. Sie wird den Feiern zum Christfest besonderen Glanz verleihen. Unser Herrscher fürchtete schon, es würde Frühjahr werden, bis Ihr eintrefft. Im Winter sind die Straßen oft kaum passierbar. Was für eine Überraschung! Gönnt mir das Vergnügen, Euch bei Hofe einzuführen.«
    »Sehr gerne, Herr von Dubá«, stimmte Heinrich zu. Ein solches Angebot war schwerlich abzulehnen, und doch hätte Heinrich zu gerne darauf verzichtet, rückte es seine eigenen Pläne doch in weite Ferne. Der Adelige hatte Heinrichs Zögern wohl bemerkt und fragte: »Ich hoffe doch, Ihr habt keine anderweitigen Verpflichtungen?«
    Hin- und hergerissen erwiderte Heinrich: »Im Grunde nur eine Kleinigkeit. Ein Freund bat mich, seinen Sohn hierher ins Goldene Prag zu begleiten. Ich möchte lediglich sichergehen, dass der Junge angemessen willkommen geheißen wird. Deshalb bitte ich um Entschuldigung, wenn ich Eurer Einladung nicht sofort Folge leisten kann.«
    »Ach was, da müsst Ihr Euch nicht selbst bemühen. Ich sende einen Boten.«
    »Nun, es befindet sich auch mein Gepäck noch bei der Reisegesellschaft und vor allem meine Instrumente.«
    »Auch das soll Euch keinen Kummer bereiten. Ich denke frische Kleidung werde ich Euch vom Kammerherrn zukommen lassen. Vorher soll die Bademagd Euch ein

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