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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Doch unsere Väter hatten andere Pläne. So wurde nicht Reimar, sondern sein Bruder Wirtho mein Gatte, der mich aus tiefstem Herzen verabscheut. Nur dem alten Truchsess ist es zu verdanken, dass Wirtho mich nicht schon in der Hochzeitsnacht totschlug.«
    »Woher stammt Eures Gatten Zorn? Wusste er von Euch und Reimar?«
    »Wirtho liebte eine andere, die unerreichbar für ihn blieb. Mir gab er die Schuld für sein Unglück, und so ertrug er unsere Ehe nur im Suff. Nicht einmal sein Kind unter meinem Herzen stimmte ihn milder, obwohl ich das glaubte. Er täuschte mich gut, jedenfalls für eine gewisse Zeit. Selbst seinem Vater gegenüber gelang es ihm lange, seinen dunklen Charakter zu verheimlichen. Erst kurz vor seinem Tode erkannte der alte Truchsess die Gefahr für Brennberg, und er verfasste ein Testament, in dem er Reimar zu seinem Nachfolger bestimmte.«
    Heinrich runzelte die Stirn. »Was wollt Ihr damit sagen, Arigund? Was meint ihr mit ›dunklem Charakter‹?«
    Arigund senkte den Blick. Nur mühsam kamen die Worte aus ihrem Mund, und stockend erzählte sie von den Vorfällen auf Brennberg bis hin zu ihrer Entführung durch Vaclav. Nachdem sie geendet hatte, ergriff der Ritter betroffen ihre Hand. Dann sagte er: »Verzeiht, meine Dame, dass ich schlecht von Euch dachte. Vorschnell ließ ich mich durch Gerede blenden. Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen, hatte ich doch das Joch vor Augen, das Ihr klaglos getragen habt. Zudem erinnere ich mich an Reimars Kummer, wenn er von seiner Liebe sang. Wie lagen ihm die Damen oft zu Füßen und boten ihm Trost, aber er wies sie nur ab mit den Worten, er sei seiner Minneherrin verpflichtet und nur sie könne das Band lösen, mit dem das Schicksal sie aneinanderknüpfte. Wisst ihr denn, was mit Herrn Reimar geschehen ist?«
    Traurig schüttelte Arigund den Kopf. »Das Einzige, was ich weiß, ist, dass er mit dem Tode rang, als ich die Burg verlassen habe. Seither bin ich im Ungewissen.«
    »Wir müssen versuchen, mehr über sein Schicksal zu erfahren. Ich fürchte, falls er noch lebt, schwebt er in großer Gefahr. Wisst Ihr, ob das Testament noch irgendwo vorhanden ist?«
    »Nein, aber falls Wirtho es gefunden hat, hat er es gewiss verbrannt.«
    »Und gab es außer Euch noch andere Zeugen dieses letzten Willens?«
    »Nur des alten Truchsess Weib.«
    »Ihr Zeugnis wird dem Fürstbischof so wenig genügen wie Eures, Arigund, vor allem, da Wirtho inzwischen in Amt und Würden ist. Sei es, wie es sei, in jedem Fall müssen wir einen Späher aussenden und herausfinden, was mit meinem Freund und Sangesbruder geschehen ist. Und dann muss für Gerechtigkeit gesorgt werden.«
    Heinrich setzte ein entschlossenes Gesicht auf. Für ihn stand fest, dass sich ein Weg finden würde, alles zum Guten zu wenden. Arigund hatte da Zweifel. Sie wusste, wozu Wirtho fähig war.
    »Wie soll das gehen?«, wandte sie ein. »Es ist Winter. Man kann keinen Boten nach Brennberg schicken, und selbst wenn, so wird er keine Auskunft bekommen, sondern im Kerkerloch landen.«
    Heinrich legte fürsorglich den Arm um Arigund. Sie konnte sich gerade noch beherrschen, ihren Kopf nicht erleichtert an ihn zu schmiegen.
    »Seid unbesorgt«, versprach der Ritter. »Es wird nicht ewig Schnee liegen, und mein Name ist nicht ohne Bedeutung in Bayern. Doch eines müssen wir noch klären. Derzeit habe ich Euer Inkognito nicht gelüftet. Für alle hier seid Ihr Tassilo, der Spielmann. Soll das so bleiben, oder wollt Ihr Euch Eurem Oheim anvertrauen und Euch unter seinen Schutz stellen?«
    Einen Augenblick dachte Arigund nach. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Besser nicht. Ich muss vorsichtig sein. Wenn Wirtho erfährt, dass sein Plan nicht aufgegangen ist, bin ich meines Lebens nicht mehr sicher. Vorerst sollte ich Tassilo dal Monte, der Spielmann, bleiben.«
    »Dann fangen wir gleich heute damit an, Euch als solchen bei Hofe einzuführen. Der König veranstaltet ein Fest zu Ehren seiner Tochter Kunigunde und möchte, dass ich singe. Mögt Ihr mich auf der Laute begleiten?«
    »Von Herzen gern. Ich sehne mich danach, wieder ein Instrument in die Hand zu bekommen.«
    »Dann sollten wir zurückgehen und uns einstimmen, Tassilo.«
    Beschwingt gingen sie auf demselben Weg zurück, den sie gekommen waren.

*
    Arigund staunte, als sie all den Prunk am Hofe Ottokars sah. Sie kannte – weiß der Himmel – Luxus, doch die Pracht, mit der sich die Przemysliden umgaben, ließ sich mit nichts vergleichen, schon gar

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