Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)
Knien ihre Beine auseinander. Er begann an dem Gürtel herumzureißen, der seine Hose zusammenhielt, während er mit der anderen ihrer Röcke habhaft zu werden versuchte. Und dann sah Annelies, was sein Tuch verborgen hatte. Sie riss vor Schreck die Augen auf. Ein kleiner Schrei entfuhr ihrem Mund. Verängstigt wollte sie sich wegdrehen, doch es gelang ihr nicht. Matthias schien zu bemerken, dass mit ihr etwas nicht stimmte, denn plötzlich hielt er inne.
»Was ist?«, fragte er verblüfft. Dann bemerkte er ihren Blick. »Hast du noch nie …?«
Annelies schüttelte den Kopf. Behutsam streichelte er über ihr Haar.
»Du musst dich nicht fürchten, meine süße Annelies. Ich werde ganz vorsichtig sein. Ich liebe dich doch so sehr.«
Er beugte sich zu ihr herab und suchte erneut ihren Mund. Annelies’ Rücken versteifte sich. »Entspann dich!«, sprach sie sich selbst Mut zu, aber es klappte nicht. Sie musste immer nur an dieses riesige Horn denken, das gleich in ihren Körper fahren würde. Keine Frage, sie würde vor Schmerz zerspringen. Alle Lust war dahin, obwohl Matthias sie weiterhin küsste und liebkoste. Sobald seine Hand tiefer ging, zuckte das Mädchen zusammen, schließlich rannen ihm sogar Tränen die Wangen herunter. Matthias kniete sich verwirrt vor Annelies hin. »Oh nein, meine Schöne, wein doch nicht«, flüsterte er. »Wir, ich, also … Wir müssen das nicht machen. Ich hatte nur gehofft, es würde dir gefallen … und das würde es bestimmt auch, ganz sicher.«
Annelies rutschte ein Stückchen von ihm weg und zog fahrig den Rock wieder übers Knie. Ach, würde sie doch nur der Erdboden verschlucken. Sie schämte sich, weil sie so ein Hasenfuß war. Was er jetzt wohl von ihr dachte? Verstohlen linste sie zu seinen Lenden hinüber, aber was sie eben noch so erschreckt hatte, war unter Matthias’ Hemd verschwunden.
»Möchtest du«, er schluckte, »möchtest du mich vielleicht streicheln?«
Annelies zog scharf die Luft ein. Dann nickte sie scheu. Behutsam nahm er ihre zittrige Hand und führte sie. Das Mädchen schloss die Augen. Sie fühlte den groben Leinenstoff und dann weiche, heiße Haut. Es war ganz anders, als sie es erwartet hatte. Aber was hatte sie denn erwartet?
»Oh, Annelies«, murmelte Matthias und verdrehte merkwürdig die Augen, »wie schön das ist!«
Er führte ihre zittrigen Finger. Nach einer Weile verstand das Mädchen, was es tun sollte, und offensichtlich bereitete es Matthias Freude. Alle Enttäuschung war aus seinem Gesicht gewichen. Sein Atem ging schneller, er keuchte und stöhnte und flüsterte Annelies Koseworte zu. Besitzergreifend zog er sie erneut an sich heran. Seine Hände fuhren unter ihren Rock. Einen Moment befürchtete das Mädchen, er könnte wieder versuchen, ihren Schoß zu öffnen, dann jedoch stieß er einen kurzen Schrei aus. Etwas Feuchtes, Klebriges floss über Annelies’ Hand, und im nächsten Moment schloss Matthias sie so fest in seine Arme, dass ihr kurz die Luft wegblieb. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Hals. »Was für eine Wonne!«, keuchte er atemlos und fiel mit ihr im Arm ins Stroh. Gleich danach war er eingeschlafen. Annelies starrte ihn fassungslos an. Was war denn jetzt wieder los? Wie konnte er denn jetzt einfach die Augen zumachen. Tausend Fragen brannten auf ihren Lippen. Vorsichtig versuchte sie den Rotschopf wach zu machen, doch vergeblich. Enttäuscht befreite sie sich aus Matthias’ Armen und schlich aus dem Stall.
K APITEL 9
Die Damen in Frau Kunigunds Gesellschaft bekamen rote Wangen, als Arigund die mitgebrachten Kostbarkeiten der Burgherrin übergeben ließ. Frau Kunigund selbst nickte äußerst wohlwollend angesichts des Säckchens mit Salz und der Döschen mit Gewürzen. Die kleine Gemeinschaft, die den Minnehof der Kunigund von Brennberg bildete, umfasste drei Mädchen – alle ungefähr in Arigunds Alter – und ebenso viele Hofdamen. Alle hatten sich im Frauenzimmer versammelt, eine jede war mit Handarbeit beschäftigt. Die Burgherrin saß mit dem Rücken zum offenen Fenster und bestickte gemeinsam mit Maria zu Reichenegg, die Arigund auf der Fahrt begleitet hatte, ein Altartuch. Die Adelige war hager und hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe. Sie nickte der Kaufmannstochter mit verkniffenen Lippen zu. Die Schwestern Magdalena und Eustancia von Rabenstein duckten sich hinter ihre Spinnräder und kicherten vorwitzig, als sie Arigund vorgestellt wurden. Unter Marias strengen Blicken verstummten sie jedoch
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