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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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Lächeln verbreiterte sich.
    »Denkst du nicht, die Kleine sollte selbst entscheiden, ob sie Teil unserer kleinen Runde sein will?« Gmund warf mir ein abfälliges Lächeln zu. Sein Raurackl knurrte bedrohlich. Die Zwillinge traten auseinander und gaben den Blick auf eine gekrümmte Gestalt frei, die sich stöhnend im Schnee wand.
    Ich kniff die Augen zusammen, konnte aber nicht erkennen, um wen es sich handelte.
    Gmund bemerkte offenbar die Verwirrung in meinem Gesicht. Er packte die Gestalt am Haarschopf und zwang sie in die Höhe.
    Bei Ata! Dieses Gesicht würde ich überall erkennen, auch wenn sein Gesicht blutüberströmt und von zahllosen Schrammen entstellt war.
    »Alfanger«, krächzte ich.
    »Ainwa?«, röchelte Alfanger und blinzelte. »Du … lebst?«
    Gmund ließ Alfanger zurück in den Schnee fallen. Seine Miene wirkte so angeekelt, als könnte er nicht erwarten, sich die Hände zu waschen. Ich fühlte das starke Bedürfnis, ihm auch das zweite Auge blau zu schlagen.
    »Halt durch, Alfanger!«
    »Siehst du?«, meinte Gerla grinsend. »Ich wusste, er wäre ihr nicht egal. Ich schlage vor, wir feiern dieses Wiedersehen alle gemeinsam – auf dem Zwiefeld.«
    Bei den letzten Worten hatte ihre Miene einen lauernden Ausdruck angenommen.
    »Bleib, wo du bist, Ainwa«, rief Rainelf alarmiert. »Komm nicht auf den Kraftplatz.«
    »Es ist ihre Entscheidung«, zischte Gerla. »Es ist ein faires Angebot. Vier kämpfen – zwei leben.« Sie hob ihren Stab und schlug ihn drei Mal auf den Wechselstein.
    »Beeil dich, Mädchen. Lauf zu deinem Freund und bring uns auf das Zwiefeld oder er und das Alterchen zahlen den Preis dafür.«
    Ich ergriff meinen Stab. Es gab keinen anderen Ausweg. Ich musste Alfanger helfen. Allein würde Rainelf nie eine Chance gegen diese beiden Irren haben.
    Ich lief los.
    Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie sich Zufriedenheit auf Gerlas Miene ausbreitete, aber mein Blick war auf Rainelf gerichtet. Er sah mich an.
    Ein trauriges Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    Er hob seinen Stab hoch in die Luft und schlug dreimal auf den Wechselstein.
    Ehe ich begriff, was geschah, prallte ich gegen eine unsichtbare Mauer und wurde zurückgeschleudert. Für einen Augenblick lag ich benommen im Schnee und hörte Gerlas enttäuschten Aufschrei.
    »Dafür wirst du bezahlen«, kreischte sie.
    Sofort richtete ich mich wieder auf. Rainelf hatte es getan! Er hatte auf Gerlas Herausforderung geantwortet. Jetzt befanden sich die Zwillinge, er und Alfanger auf dem Zwiefeld – unerreichbar für mich, denn die Mauer, die mich zurückgeschleudert hatte, würde erst verschwinden, wenn Gerla starb – oder Rainelf.
    »Rainelf, wieso hast du das getan?«
    »Vergiss nicht, warum du hier bist«, rief Rainelf und behielt die Zwillinge im Auge. »Du bist wegen Gorman gekommen.«
    »Aber du …« Ich musste daran denken, was er mir vor unserem Abschied über seine Erfahrung im Geisterringen erzählt hatte.
    »Ich komme zurecht. Vertrau mir, Ainwa«, meinte Rainelf sanft.
    Ich schloss die Augen und nickte.
    »Diese Stimme«, flüsterte Alfanger und stemmte sich ein wenig in die Höhe. »Mein Elman, bist du’s wirklich?«
    »Ich bin es, Alfanger.«
    »Elman … vergib mir! Ich wollte dich retten, aber ich hatte zu große Angst vor ihm.«
    »Es ist in Ordnung«, antwortete Rainelf mit bebender Stimme. »Du warst der Einzige, der versucht hat, mich zu finden. Jetzt bin ich für dich gekommen, Alfanger. Ich werde dich beschützen.«
    »Das reicht«, schrie Gerla mit ihrem durchdringenden Organ. »Es geht los!«
    Sie zeigte mit dem Stab auf Rainelf.
    »Wähle.«
    Rainelf richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
    »Mein Seelengeist wird für mich kämpfen«, rief er.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt das Hermelinenwór von seiner Seite und baute sich schützend vor ihm auf. Seine elegante Gestalt spannte sich.
    »Bartengryf«, rief Gerla und streckte ihren Stab in die Höhe.
    Der riesige Vogel ließ sich mit einem schrillen Schrei vor ihr im Schnee nieder und breitete drohend die Schwingen aus. Selbst sitzend war er fast doppelt so hoch wie Gerla.
    »Ich wähle das Raurackl«, rief Gmund und neigte seinen Stab nach vorn. Mit einem kräftigen Satz sprang das seltsame Geschöpf neben den Bartengryf.
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Zwei gegen einen … Entsprach das überhaupt den Regeln des Geisterringens? Nun, Gmund war auf den Kraftplatz gewesen, als sich das Zwiefeld geschlossen hatte. Er konnte

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