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Die Wanifen

Die Wanifen

Titel: Die Wanifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Anour
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Wisente.
    Stöhnend versuchte sie, sich aufzurappeln. Die Herde hatte sich wieder in Bewegung gesetzt … aber diesmal in Richtung der drei jungen Jäger. Ihr blieb vor Schreck kurz das Herz stehen.
    Weyref wurde wie eine Puppe durch die Luft geschleudert.
     
    »Ich verstehe dich nicht! Wie konntest du das nur tun? Wie konntest du? Du hast uns alle in Gefahr gebracht. Wir hätten tot sein können … und Weyref …«
    »Wie geht es ihm?«, murmelte Ainwa.
    Gorman schüttelte leicht den Kopf.
    »Alfanger sagt, er kommt wieder in Ordnung, aber wegen dir müssen wir auf der Jagd wochenlang auf ihn verzichten!«
    »Ich wollte nicht, dass jemand verletzt wird.«
    »Dann hilf mir zu verstehen. Wieso um alles in der Welt bist du mitten in eine panische Wisentherde marschiert? Wolltest du sterben? Wolltest du, dass ich zusehe, wie sie dich zertrampeln?«
    Jedes von Gormans Worten traf sie wie ein Messerstich.
    »So war es nicht«, flüsterte sie.
    »Wie dann? Wie … Ainwa?«
    »I… ich kann’s nicht erklären.«
    »Das dacht ich mir. Du musst auch nichts mehr sagen. Ich weiß, wie sehr du das Jagen mit mir verabscheust.«
    »Nein. Das ist es nicht, aber …«
    »Erspar mir deine Lügen! Weyref hatte recht was dich anbelangt, aber ich wollt es nicht sehen.«
    Ainwa krümmte sich leicht unter Gormans Worten.
    »Jetzt hast du, was du wolltest. Ich werde dich zu nichts mehr zwingen. Wir sind fertig miteinander. Du …!«
    »Gorman!«
    Ainwa hatte nicht gesehen, wie Galsinger die Hütte betreten hatte.
    »Lass uns allein!«
    Ainwa wagte nicht, Gorman ins Gesicht zu blicken, als er ging. Wie immer Galsinger sie bestrafen würde, nichts würde so wehtun wie das, was Gorman gerade gesagt hatte. Ihr Ziehvater wartete, bis Gorman außer Hörweite war.
    »Was passiert ist, ist meine Schuld«, erklärte er schließlich.
    »Und ich meine damit nicht, dass die Herde in Panik geraten ist. Auf jeder Jagd können unvorhergesehene Dinge passieren, aber ich wusste, du bist keine Jägerin, Ainwa. Du warst nie eine und du wirst nie eine sein.«
    »Ich kann es lernen«, meinte sie energisch. »Gib mir noch eine Chance, Vater, lass es mich beweisen!« Ein Lächeln breitete sich im bärtigen Gesicht ihres Ziehvaters aus.
    »Willst du das wirklich?«
    Sie schwieg.
    »Schon als du klein warst, wollte ich dich bei Alfanger in die Lehre geben. Ich verstehe nicht viel von diesen Angelegenheiten, aber als Heilerin hättest du großes Talent, das sieht ein Blinder.
    Alfanger weigerte sich, dich auszubilden, obwohl ich nicht verstehe, warum. Er wollte, dass aus dir eine Jägerin wird, und ich wollte ihn nicht zwingen. Doch nach dem, was heute passiert ist, hat er endlich seine Einwilligung gegeben.«
    »Heißt das …«
    »Ganz genau, Ainwa. Du wirst nicht mehr jagen. Ab morgen bist du Alfangers Schülerin und eines Tages wirst du die Heilerin der Ata sein.«
    »Was ist mit Gorman?«
    »Er wird es nicht verstehen«, meinte Galsinger und seufzte. »Für sehr lange Zeit nicht.«
     
    Warmes Sonnenlicht weckte mich. Ich fühlte mich seltsam entspannt und ausgeruht. Langsam öffnete ich meine Augen und streckte mich genüsslich. Wie lange hatte ich wohl geschlafen?
    Ich setzte mich auf. Neben mir befand sich eine erloschene Feuerstelle. Rainelf musste ein Feuer angezündet haben, um die Tiere fernzuhalten. Vorsichtig versuchte ich, mein Sprunggelenk zu beugen …
    Es tat fast nicht mehr weh. Auch die Schwellung war zurückgegangen. Ich kannte mich mit Verletzungen dieser Art aus und normalerweise hätte es Wochen gedauert, bis ich wieder richtig hätte laufen können.
    »Was ist das auf deinem linken Arm?«
    Ich erhob mich langsam. Rainelf hockte im Schneidersitz auf einem der beiden Steine des Kraftplatzes.
    »Du hast mich betäubt. Wie hast du …?«
    »Was ist das auf deinem Arm?«, wiederholte Rainelf langsam.
    Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. »Ein Elchenband«, murmelte ich.
    »Es ist frisch«, stellte er fest.
    »Ich weiß.«
    »Nicht viel älter als einen Tag.«
    »Ja …«
    »Wieso hast du es geschwächt und woher wusstest du, wie das geht?«
    »Was meinst du damit?«
    »Jemand hat dein Elchenband geschwächt. Wenn du es nicht warst, dann jemand anderes, jemand mit sehr großen Fähigkeiten.«
    »Aber … ich bin niemandem begegnet.«
    »Nur wegen dieses Niemands … lebst du noch!« Ich war sprachlos.
    »Was wolltest du mir erzählen, bevor du eingeschlafen bist?«
    »Ich wollte dir erzählen, was mit Gorman passiert ist.

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