Die Washington-Akte
zurückgewiesen. Daher bleibt uns jetzt kaum noch eine Wahl. Dennoch wäre es kontraproduktiv, mit dem hier direkt zum Präsidenten zu gehen. Stattdessen müssen wir Druck auf die beiden Verstrickten ausüben, ihnen nahelegen, die Weiterungen ihres Verhaltens zu bedenken, und dann abwarten, während sie die Überzeugungsarbeit für uns erledigen.«
Knox war ebenfalls der Meinung, dass die First Lady und der Stabschef den größten Einfluss auf Präsident Daniels haben würden. Aber würden die beiden nach der Pfeife des Commonwealth tanzen? Wohl kaum. Das war wieder einmal Wunschdenken. Genau diese Haltung hatte ihn ja dazu gebracht, eine Abmachung mit der NIA zu treffen, statt den Sturm auf diesem lecken Schiff abzuwarten.
»Die beiden können selbst entscheiden, was sie Daniels sagen wollen«, erklärte Hale. »Uns ist das egal. Wir wollen einfach nur, dass die US -Regierung die Kaperbriefe respektiert.«
» Wie bist du eigentlich an diese Aufnahmen gelangt?«, fragt e Bolton. »Gibt es irgendetwas, das in unsere Richtung weist? Woher weißt du, dass du nicht manipuliert wirst? Diese ganze Sache ist ein bisschen fantastisch. Sie ist verdammt noch mal zu gut, um wahr zu sein. Wir laufen vielleicht in eine Falle.«
»Das ist ein gutes Argument«, meinte Cogburn. »Das Ganze bietet sich so auffällig an.«
Hale schüttelte den Kopf. »Meine Herren, warum seid ihr so misstrauisch? Ich verkehre schon seit über einem Jahr mit dieser Dame. Sie hat mir Dinge mitgeteilt, die sie wirklich besser für sich behalten hätte.«
»Und warum hörst du dann ihr Telefon ab?«, fragte Bolton Hale.
»Denkst du etwa, dass sie mir alles erzählt, Edward? Und damit unser Vorhaben funktioniert, muss die First Lady selbst über die Sache sprechen. Daher bin ich das Risiko eingegangen, ihr Telefon anzuzapfen. Zum Glück habe ich das gemacht, sonst hätten wir keine derart inkriminierenden Beweise.«
»Ich mache mir trotzdem Sorgen«, sagte Cogburn. »Es könnte eine Falle sein.«
»Wenn das eine Falle ist, dann ist sie allerdings unglaublich raffiniert.« Hale schüttelte den Kopf. »Das hier ist real. Darauf würde ich mein Leben verwetten.«
»Aber die Frage«, sagte Bolton, »lautet doch, ob wir unser Leben darauf verwetten.«
Malone schlich einen Flur entlang, der in Nordsüdrichtung von einer Seite des ersten Stocks zur anderen führte. Er war zwar noch nie in Monticello gewesen, war aber gut genug über Thomas Jefferson informiert, um zu wissen, dass auf der anderen Seite eine zweite Treppe liegen musste. Jefferson war ein Bewunderer alles Französischen gewesen. Zweigeschossige Räume, Kuppeln, Bettnischen, Oberlichter, Toiletten im Haus, schmale Treppen – all dies waren gebräuchliche Elemente der französischen Architektur. Und ebenso die Symmetrie. Was bedeutete, dass auf der Nordseite eine zweite Treppe nach unten führen sollte. Aber auf dem Weg dorthin lag der Balkon, der sich zur Eingangshalle hin öffnete, was durch den Rauch, der vor Malone in der Luft hing, bestätigt wurde.
Er kam zum Ende des Flurs und spähte in die Eingangshalle hinunter. Unten entdeckte er keinerlei Bewegung. Der dichte Rauch verteilte sich beim Aufsteigen. Er hielt sich dem Geländer fern, drückte sich an die Wand und ging über den Balkon zur anderen Seite. Am Ende eines weiteren kurzen Flurs erblickte er die zweite Treppe, die sich steil nach unten sowie zum zweiten Stock hinaufwand.
Etwas flog von der Treppe herauf und landete auf dem Holzboden des Flurs. Es rollte auf ihn zu. Er sprang zum Balkon zurück, als die Blendgranate mit Licht und Rauch explodierte.
Dann hob er den Kopf und schaute über das Geländer nach unten.
Dort stand Wyatt und zielte mit einer Pistole auf ihn.
Hale sah Edward Bolton wütend an und sagte: »Ich meine, euch bleibt kaum eine andere Wahl, als darauf zu vertrauen, dass das hier zum gewünschten Erfolg führt.« Er hielt inne. »Für uns alle. Es sei denn, du hast eine bessere Idee.«
»Ich traue dir nicht über den Weg«, sagte Bolton.
Charles Cogburn trat vor. »Ich muss mich Edward anschließen, Quentin. Dies hier könnte so unvernünftig sein wie das, was wir drei versucht haben.«
»Das Attentat war nicht unvernünftig«, warf Bolton rasch ein. »So etwas hat früher schon öfter funktioniert. Schau doch, was mit McKinley geschehen ist. Er war ebenfalls entschlossen, uns strafrechtlich verfolgen zu lassen.«
Hales Vater hatte ihm von William McKinley erzählt, der das Commonwealth genau wie
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