Die Washington-Akte
lenken wollen, wenn sie vorhätte, Nelle zu töten.
Die Dinge hatte sich geändert.
Wieder einmal.
Nun schön. Er konnte sich darauf einstellen.
Nelle und Kaiser wurden aus ihrer Zelle getragen. Hände und Füße waren mit Isolierband gefesselt und der Mund geknebelt. Beide versuchten, Widerstand zu leisten.
Hale hob die Hand und stoppte den Abtransport.
Er trat an die sich windende Stephanie Nelle heran und drückte ihr den Lauf seiner Pistole gegen den Schädel. »Halten Sie still, oder ich erschieße Sie beide, und die Sache hat sich.«
Nelle beendete ihre Gegenwehr, aber ihre Augen loderten vor Hass.
»Betrachten Sie die Sache doch so. Je länger Sie atmen, desto größer ist Ihre Chance, am Leben zu bleiben. Eine Kugel in den Kopf bedeutet das endgültige Aus.«
Nelle bedeutete mit einem Nicken, dass sie verstand, fing Kaisers Blick mit den Augen ein und schüttelte den Kopf. Nicht mehr.
»Gut«, sagte Hale. »Ich wusste, dass Sie vernünftig sein würden.«
Mit einem Wink gab er Anweisung, beide nach draußen zu schleppen. Im Regen erwartete sie einer der Elektrowagen. Beide Frauen wurden auf seine nasse Ladefläche gelegt. Zwei Männer mit Gewehren standen Wache, beobachteten den Waldsaum und hielten das Unwetter im Auge.
Alles wirkte ruhig.
Die beiden Bewaffneten sprangen in den Wagen.
Hale hatte ihnen bereits aufgetragen, den Hauptweg zu meiden und den Wirtschaftsweg zu benutzen, der im Wesentlichen für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge des Anwesens gedacht war.
Und er hatte sie aufgefordert, sich zu beeilen.
Der Wagen schoss davon.
Hale eilte ins Gefängnis zurück. Als Kapitän hatte er die Pflicht, an der Seite seiner Männer zu stehen.
Und das würde er tun.
Cassiopeia näherte sich dem Gebäude, das Hales Sekretär als das Gefängnis bezeichnet hatte. Sie hatte von dem verängstigten Mann in Erfahrung gebracht, dass sowohl Stephanie Nelle als auch Shirley Kaiser dort gefangen gehalten wurden. Sie hatte außerdem erfahren, dass das Gebäude gerade angegriffen wurde. Daher hatte sie sich ihm auf der Ostseite von hinten her genähert und war im Wald geblieben. Bisher hatte sie noch niemanden gesehen, aber das hatte nicht viel zu bedeuten. Das Unwetter bot sowohl ihr als auch allen anderen eine ausgezeichnete Deckung.
Hinten im Gebäude ging eine Tür auf. In dem schmalen Lichtstrahl, der herausdrang, erkannte sie, dass zwei Frauen herausgetragen wurden.
Sie verlor den Mut.
Dann bemerkte sie aber, dass Hände und Füße der Frauen zusammengebunden waren. Eine Leiche brauchte man nicht zu fesseln.
Zwei Männer mit Gewehren standen Wache, während ein weiterer Mann das Kommando zu führen schien. Beide Gefangenen wurden auf die Ladefläche eines Fahrzeugs gelegt, das kaum größer als ein Golfwagen war. Die beiden mit Gewehren bewaffneten Männer setzten sich auf den Fahrer- und den Beifahrersitz.
Alle anderen zogen sich wieder ins Haus zurück.
Der Wagen fuhr in die Dunkelheit davon.
Endlich ein Durchbruch.
Wyatt zog sich tiefer in den Wald zurück, der auf der Nordseite von Paw Island wuchs, und sah zu, wie das Boot sich dem Strand näherte.
Wer war das? Das Feuer hatte sie eindeutig angelockt. Er zählte in dem kleinen Fahrzeug vier Personen. Eine hatte langes Haar und war schmaler. Eine Frau.
Der Bug des Bootes landete auf dem Strand.
Die Frau und ein Mann sprangen heraus, beide mit Pistolen in den Händen. Ein weiterer Mann stand am Steuerrad und schwang ebenfalls eine Waffe. Sie untersuchten Wyatts gestohlenes Boot mit Hilfe einer Taschenlampe. Dann huschten sie vorsichtig landeinwärts, dorthin, wo Wyatt das Feuer gelöscht hatte.
»Er ist hier«, hörte er die Frau sagen.
Carbonell.
Endlich lachte ihm das Glück. Aber das Kräfteverhältnis gefiel ihm nicht. Vier gegen einen, und sein Munitionsvorrat war begrenzt. In seinem Magazin steckten nur noch fünf Schuss.
Daher verhielt er sich still.
»Okay, Jonathan«, rief Carbonell. »Wir gehen jetzt zum Fort, um Ihre Sauerei aufzuräumen. Ich bin mir sicher, Sie schaffen es schneller als wir dorthin. Falls Sie spielen wollen, bin ich dort zu finden.«
Knox wollte nicht hier sein. Das war doch verrückt. Carbonell forderte Wyatt absichtlich heraus. Und was war mit diesem Cotton Malone? War der ebenfalls noch hier? Knox beobachtete, wie Carbonell nach ihrem Handy griff und eine Taste drückte. Sie hörte einen Moment lang hin und legte dann auf.
»Jonathan«, rief sie. »Wie ich höre, hat Malone die Insel verlassen.
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