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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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aufsuchen sollen.
    Er begann, das Büro zu durchsuchen, aber von unten hallten plötzlich laute Gewehrschüsse herauf.
    Cassiopeia empfand das Bedürfnis, Danny Daniels zu verteidigen. Warum, wusste sie selbst nicht recht, aber diese Frau wirkte mit ihrem harten Urteil vollkommen unnachsichtig.
    »Was Danny empfindet«, sagte Kaiser, »sind Schuldgefühle, nicht Trauer. Einmal, etwa ein Jahr vor Marys Tod, hatte er mit seinen Zigarren im Haus einen kleinen Brand verursacht. Damals war nur ein Sessel in Mitleidenschaft gezogen. Pauline bat ihn inständig, mit dem Rauchen aufzuhören oder draußen zu rauchen oder was auch immer – nur nicht so weiterzumachen. Eine Zeitlang hörte er auch auf. Dann aber tat er, was Danny immer tut. Nämlich genau das, was er will. Dieser Brand wäre vermeidbar gewesen, und er weiß es.«
    Cassiopeia beschloss, zum Grund ihres Besuchs zu kommen. »Wann haben Sie und die First Lady zum ersten Mal über den Ausflug nach New York gesprochen?«
    »Sie wollen meine Meinung nicht mehr hören?«
    »Ich möchte, dass Sie meine Frage beantworten.«
    »Um zu sehen, ob meine Antwort und die von Pauline übereinstimmen?«
    »So ungefähr. Aber da Sie beide sich inzwischen ausgetauscht haben, sollte das wohl kein Problem darstellen.«
    Kaiser schüttelte den Kopf. »Schauen Sie, Miss, Pauline und ich unterhalten uns täglich und manchmal sogar noch öfter. Wir sprechen über alles. Vor etwa zwei Monaten hat sie mir von Dannys Ausflug nach New York erzählt. Sie befand sich allein im Weißen Haus. Es ist den Leuten noch nicht so richtig aufgefallen, aber sie tritt immer seltener öffentlich in Erscheinung. Ich war hier.«
    Das entsprach dem, was Cassiopeia bereits erfahren hatte. Die First Lady hatte außerdem klargestellt, dass sie bei ihren Gesprächen mit Kaiser niemals ein Handy oder ein schnurloses Telefon verwendete. Sie hatten immer über Festnetz telefoniert. Nun hakte Cassiopeia bei Kaiser nach und erfuhr, dass hier dasselbe zutraf.
    »Die SMS vorhin war ein Novum für uns«, sagte Kaiser. »Habe ich den Test bestanden?«
    Cassiopeia stand auf. »Ich muss nach Abhörvorrichtungen suchen.«
    »Darum bin ich ja zu dieser nachtschlafenden Zeit auf. Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Cassiopeia zog ein Magnetfeldmessgerät, das sie vom Secret Service erhalten hatte, aus ihrer Tasche. Sie bezweifelte, dass das Haus selbst verwanzt war. Denn dann müssten die Abhörvorrichtungen so verteilt sein, dass tatsächlich auch jeder Quadratzentimeter der Räume erfasst würde. Sie beschloss daher, mit den Telefonen selbst zu beginnen.
    »Wo sind die außerhalb des Hauses liegenden Elektroinstallationen, die Leitungen und der Anschlusskasten für das Telefon?«
    Kaiser blieb sitzen. »Neben der Garage. Hinter der Hecke. Ich habe die Außenbeleuchtung schon angeschaltet. Stets zu Ihren Diensten.«
    Cassiopeia verließ das Haus und ging auf der gepflasterten Zufahrt zur Seite des Gebäudes. Den unangenehmsten Fragen hatten sie sich noch nicht einmal genähert, aber sie würden gestellt werden müssen, entweder von ihr selbst oder von Leuten, mit denen keine dieser beiden Frauen sich gerne unterhalten würde. Sie nahm sich vor, geduldig zu bleiben. Die Vorgeschichte war lang, und der größte Teil davon war nicht gut.
    Sie entdeckte die Verteilerkästen, in denen die Anschlüsse zum Haus lagen, und schob sich an einer nassen brusthohen Hecke vorbei an der Seite des Hauses entlang. Dann schaltete sie das Magnetfeldmessgerät ein. Hundertprozentig akkurat war es nicht, aber doch gut genug, um eventuelle elektromagnetische Strahlung zu entdecken, die näheres Hinsehen wert war.
    Sie richtete das Gerät auf die Metallkästen.
    Nichts.
    Leitungen führten vom Telefonkasten auf Deckenhöhe hinauf und von dort zu den Telefonbuchsen im Haus. Sie musste die Leitungen einzeln überprüfen, denn das, was sie suchte, mochte durchaus in den Telefonen selbst verborgen sein.
    »Haben Sie etwas gefunden?«, hörte sie eine Stimme.
    Sie schrak zusammen und ließ vor Überraschung das Messgerät fallen.
    Sie drehte sich um.
    Kaiser beobachtete sie von der Hausecke, wo die Hecke endete. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Cassiopeia glaubte ihr kein Wort.
    Das Messgerät vibrierte los, und die grüne Leuchte sprang auf Rot um und blinkte immer schneller. Hätte Cassiopeia das Gerät nicht stumm geschaltet, würde jetzt ein Piepen durch die Nacht schallen. Sie bückte sich, richtete das Gerät in verschiedene Richtungen aus,

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