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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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darum.«
    Es gefiel ihr, dass er nicht versuchte, ihre Probleme für sie zu lösen. Stattdessen war er ihr Partner, der ihr Rückendeckung gab.
    Und sie würde ihn vielleicht beim Wort nehmen.
    Aber vorläufig war dieses noch etwas anderes ihr eigenes Problem.
    43
    Bath, North Carolina
    08.30 Uhr
    Knox war beunruhigt. Quentin Hale hatte vor der Hinrichtung unter vier Augen mit dem Verräter gesprochen, und nun hatte Knox ohne Erklärung den Befehl erhalten, ins Haupthaus zu kommen. Die Leiche war auf dem Weg ins Meer, wo man sie mit Gewichten beschwert in den Golfstrom werfen würde. Vielleicht hatte der Verräter Hale erzählt, dass er zwar den Mord, aber nicht das Attentat preisgegeben hatte. Aber warum hätte Hale ihm Glauben schenken sollen? Und selbst wenn Hale Zweifel hegte, wies nichts auf Knox hin. Nur dass er eben einer von vier Männern war, die von Anfang an jedes Detail gekannt hatten, und die anderen drei waren alle Kapitäne. Sicher, mindestens ein Dutzend Leute hatte in der Metallwerkstatt an den Waffen gearbeitet, aber denen hatte man nicht verraten, wofür diese eingesetzt werden sollten. Waren sie verdächtig? Gewiss, aber nur schwach.
    Er betrat Hales Haus und ging sofort in sein Arbeitszimmer. Alle vier Kapitäne erwarteten ihn dort, was seine Angst sofort verstärkte.
    »Gut«, sagte Hale, als Knox die Tür schloss. »Ich wollte den Herren hier gerade etwas vorspielen.«
    Ein digitales Aufnahmegerät lag auf dem Tisch.
    Hale schaltete es ein.
    »Meine Ehe ist schon seit Langem ein Problem, Shirley. Das weißt du.«
    »Du bist die First Lady dieses Landes. Da ist Scheidung keine Option.«
    »Aber das ändert sich, wenn wir das Weiße Haus verlassen, und in knapp anderthalb Jahren ist es so weit.«
    »Pauline, ist dir klar, was du da sagst? Hast du gründlich darüber nachgedacht?«
    »Ich denke über kaum etwas anderes nach. Danny hat fast während der gesamten Dauer unserer Ehe ein Amt bekleidet. Es war eine Ablenkung für uns beide, keiner von uns wollte der Realität ins Auge sehen. Und jetzt dauert es nicht mehr lange, und seine Karriere ist zu Ende. Dann sind nur noch er und ich da. Nichts und niemand wird uns mehr ablenken. Ich glaube nicht, dass ich das ertrage.«
    »Es ist diese andere Sache. Nicht wahr?«
    »Du redest so davon, als wäre es etwas Schmutziges.«
    »Sie trübt dein Urteilsvermögen.«
    »Nein, im Gegenteil. Tatsächlich führt es dazu, dass ich einen klaren Kopf bekomme. Zum ersten Mal seit Jahren sehe ich die Dinge deutlich. Kann nachdenken. Fühlen.«
    »Weiß er, dass wir uns über das hier unterhalten?«
    »Ich habe es ihm erzählt.«
    Hale schaltete das Aufnahmegerät aus. »Anscheinend hat die First Lady der Vereinigten Staaten einen Liebhaber.«
    »Wie hast du das Gespräch aufgezeichnet?«, fragte Surcouf.
    »Vor etwa einem Jahr habe ich eine Beziehung geknüpft, von der ich mir wertvolle Informationen erhoffte.« Hale hielt inne. »Und ich hatte recht.«
    Knox hatte Shirley Kaiser unter die Lupe genommen und von ihrer langjährigen Freundschaft mit Pauline Davis erfahren. Zum Glück war Kaiser extrovertiert, attraktiv und ungebunden. Man arrangierte, dass Hale ihr scheinbar zufällig vorgestellt wurde, und eine Beziehung erblühte. Aber weder Knox noch Hale hatten von dem tiefen Abgrund gewusst, der sich in der Ehe der Daniels auftat. Das war ein unerwarteter Bonus gewesen.
    »Warum hast du uns nicht über dein Vorgehen informiert?«, fragte Cogburn.
    »Das ist leicht zu beantworten, Charles«, meinte Bolton. »Er wollte unser Retter sein, damit wir in seiner Schuld stehen.«
    Das sah er wohl ganz richtig, dachte Knox.
    »Du wirfst uns vor, dass wir auf eigene Faust handeln«, schimpfte Bolton. »Aber du hast dasselbe getan, und zwar über lange Zeit.«
    »Mit dem Unterschied, dass mein Vorgehen wohlabgewogen und geheim war. Eures dagegen war dumm und öffentlich.«
    Bolton stürzte mit zum Schlag erhobenem Arm und geballter Faust quer durch den Raum auf Hale zu. Hale griff mit der rechten Hand unter seine Jacke und brachte dieselbe Pistole zum Vorschein, mit der er den Gefangenen von seinem Elend erlöst hatte.
    Bolton blieb stehen.
    Die beiden Männer starrten sich wütend an.
    Cogburn und Surcouf standen schweigend da.
    Knox rieb sich innerlich die Hände. Die Kapitäne stritten sich untereinander – wieder einmal –, und das lenkte jedermann perfekt von ihm ab. Doch es unterstrich auch die Richtigkeit seiner Schlussfolgerungen, die ihn dazu veranlasst hatten,

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