Die Wasser des Mars
von Wasser, das er entdeckt zu haben glaubte, und von eigenartigen Tieren, die ihn angeblich verfolgt haben. Es ist einfach zum Verzweifeln.
Jetzt öffnet sich die Tür zur Funkbunde und wird für einen Augenblick durch den massigen Rücken des Arztes ausgefüllt. Selbst jetzt, da er den Raum verläßt, behält er den Piloten so lange im Auge, bis er die Tür wieder geschlossen hat. Dann erst blickt er die beiden Wissenschaftler an.
Der Anflug eines Lächelns huscht über sein Gesicht, als er ihre erwartungsvollen und niedergeschlagenen Mienen sieht. »Macht nicht solch betretene Gesichter«, sagt er. »Wir werden ihn schon wieder in Ordnung kriegen. Und ihr seht zu, daß ihr auf andere Gedanken kommt. Geht an eure Arbeit!«
Wahrscheinlich hat er recht, denn sie helfen weder ihm noch dem Piloten dadurch, daß sie hier herumsitzen und Löcher in die Luft starren.
Cortez steht als erster auf. Den fragenden Ausdruck auf seinem Gesicht kann er nicht beeinflussen.
Dr. Berger aber schüttelt den Kopf. »Nein, bisher hat sich nichts geändert. Nach wie vor redet er davon, daß er Wasser gesehen hat und daß ihn eigenartige, unter dem Sand lebende Tiere verfolgt haben. Er behauptet sogar, daß er im Wasser gewesen sei. Dabei macht er durchaus einen vernünftigen Eindruck. Seine Sätze sind zusammenhängend und klar.« Er blickt von einem der Wissenschaftler zum anderen. »Könnte es nicht sein, daß vielleicht doch…«
Aber Grind schüttelt nachdrücklich den Kopf. »Ausgeschlossen, Doktor. Es gibt kein Wasser auf dem Mars, und auch von unter dem Sand lebenden Tieren ist uns nicht das geringste bekannt. Außer diesen unbeweglichen Lithofanten.«
»Was sind Lithofanten?«
»Sie sind erst vor wenigen Wochen entdeckt worden. Erste Lebensäußerungen der mineralischen Marsnatur. Kolonien staubförmiger Wesen, die erste Anzeichen von Stoffwechsel aufweisen.«
»Und sie könnten sich mit Sicherheit nicht unter dem Sand bewegen?«
Grind lächelt nachsichtig. Cortez kann ihm seine Gedanken vom Gesicht ablesen. Der Mann ist Arzt, wird Grind denken, und man muß nicht gleich umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet der Marsforschung von ihm verlangen, woher soll er wissen…?
»Sie können sich eigentlich überhaupt nicht bewegen«, erklärt Grind. »Langsame Ortsveränderungen erreicht die Kolonie nur durch Umlagerung der einzelnen Staubpartikel von einem Ende der Kolonie zum anderen. Unter dem Sand ist derartiges aber völlig unmöglich.«
Dr. Berger zuckt die Schultern. »Dann weiß ich es auch nicht…« Plötzlich scheint ihm jedoch eine Idee gekommen zu sein. »Kann es sich nicht um Tiere handeln, die der Wissenschaft noch unbekannt sind? Ihr selbst habt mir eben noch erklärt, daß die Entdeckung der Lithofanten erst wenige Wochen zurückliegt. Das aber läßt doch das Vorhandensein auch noch andersgearteten Lebens durchaus möglich erscheinen.«
Grind schüttelt den Kopf. »Das mit den Lithofanten stimmt! Aber gerade ihre Existenz schließt die Möglichkeit aus, daß es Leben auf einem ganz anderen Evolutionsast gibt, Leben, das so kompakt ist, wie es eine Fortbewegung unter der Oberfläche des Sandes voraussetzt. Die Biosphäre eines Planeten bildet eine Einheit, und das Vorhandensein der Lithofanten…«
Berger unterbricht ihn mit einer Handbewegung. »Schon gut, schon gut, Grind. Ich erkenne Ihre Argumente an. Aber dableibt immer noch das Wasser. Ich wage zu behaupten, daß Kronert nicht verrückt ist. Er war körperlich fertig, war auf seinem Marsch bis zum Extremwert unterkühlt, aber verrückt? Nein!«
Der Arzt bringt seinen massigen Körper vorsichtig in einem Sessel unter und stützt den Kopf in die Hände. Seine ganze Haltung läßt darauf schließen, daß er die Symptome von Kronerts Krankheit nicht begreifen kann.
Plötzlich fühlt sich Cortez von Grind beobachtet. Und als er den Kopf hebt, weiß er, daß der andere einen Gedanken hat, der ihn nicht losläßt.
»Mensch, Pizarro«, flüstert Grind. »Ich habe es, Paolo! Der Dunst, der Dunst.«
Das ist es, das muß es sein. Der Dunst über den östlichen Hügeln. Sollte es etwa doch Wasser…? Aber nein, das ist unmöglich! Cortez springt auf. »Los, Grind! Wir brechen auf!«
Der Arzt sieht den beiden Wissenschaftlern verständnislos nach. Aber in seinen Augen glimmt die Hoffnung auf, daß der Kranke in der Funkbude gesund werden wird.
Stunden später stehen Cortez und Grind am inneren Hang der östlichen Höhenzüge. Es sind in der Tat zwei
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