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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Höhenzüge, zwischen denen sich ein tief eingeschnittenes Tal befindet. Über ihnen wölbt sich eine Glocke aus rötlichgrauem Dunst, und tief unter ihnen wälzt sich ein träger roter Strom zwischen flachen Felsen hindurch, sich weiter im Süden verzweigend wie in einem riesigen Delta. Dort hinten versickert er langsam im Sande der Mortula.
    Vorsichtig steigen sie über die Felsen abwärts, sich gegenseitig sichernd und stützend. Immer wieder rinnen unter ihren Händen kleine Bäche vom Gestein, tropfen von den Felsen herab und zersprühen auf dem harten Boden unter ihnen zu kleinen Wölkchen.
    Endlich machen sie halt und blicken hinab auf den Strom zu ihren Füßen. Cortez sieht das lächelnde Gesicht des Nordländers hinter der Helmscheibe. »Alles klar, Pizarro?«
    Cortez nickt. Auch er fühlt sich wie von einer Last befreit. Jetzt erst wissen sie, daß Kronert normal ist, so normal, wie ein Mensch nur sein kann.
     
    Noch am selben Abend erreichen sie den Ausgangspunkt ihrer kurzen Expedition, die Station Ares 4. Als sie die letzten flachen Hügel überqueren, werden sie per Funk angerufen.
    »Habt ihr etwas entdeckt?« Das ist die Stimme Kronerts, fragend, voller Zweifel. Er muß sich außerhalb der schützenden Station befinden.
    Und dann ist da auch noch die Stimme des Arztes. »Nun redet schon endlich! Habt ihr das Wasser gefunden?«
    In den Kopfhörern ist das hastige Atmen Kronerts. Sie wissen beide nicht, wie sie ihm beibringen sollen, daß er sich geirrt und doch nicht geirrt hat.
    »Es gibt kein Wasser auf Mars«, sagt Grind, und er fährt schnell fort, um den Seufzer Kronerts zu überdecken: »Aber du hast dich trotzdem nicht geirrt, Bernd. Es ist ein Staubstrom, und dieser Staubstrom hat dir das Leben gerettet. Die Stürme tragen den Sand nach Norden und lagern ihn zum großen Teil vor dem Cerberus ab. Dort sammelt er sich zwischen den Felsen des östlichen Höhenzuges, der sich im Norden an den Cerberus anschließt, und fließt wie ein Fluß zurück nach Süden. Dieser leichte Staub verhält sich in der Tat wie Wasser, ich kann deinen Irrtum gut begreifen.«
    »Aber die Wärme! Wo kommt die Wärme her? Meine Batterien waren völlig leer, und trotzdem bin ich nicht erfroren.«
    »Das ist kein Wunder, mein Lieber. Die Wärme entsteht durch die Reibung der fließenden Staubteilchen. Sie reiben sich weit mehr aneinander, als es die Wassermoleküle tun. Deshalb fließt ja der Strom auch so träge.«
    »Na, ich danke!« sagt der Pilot. »Von wegen träge. Ihr hättet sehen sollen, wie das Zeug durch die Felsen schoß.« Dann aber seufzt er erleichtert auf, und es ist, als befreie ihn dieser Seufzer von allen Lasten. »Und ich habe fast selbst daran geglaubt, verrückt geworden zu sein. Jetzt ist mir auch klar, warum meine Fußspuren sich in Nichts aufgelöst haben. Der langsam fließende Sand hat sie verwischt.«
    Als Cortez und Grind in Sichtweite der Station sind, eilt Kronert ihnen entgegen und streckt die Hände aus. »Ich möchte euch danken und mich gleichzeitig bei euch entschuldigen.«
    Grind blickt erstaunt. »Warum entschuldigen?« fragt er.
    Aber Kronert antwortet nicht darauf. »Fragt mich bitte nicht«, brummelt er und lächelt ihnen zu.
     
     

Kyberneten
     
    Howard Montena zieht den Wagen in die leichte, unmerklich überhöhte Kurve zwischen Sunset Drive und Madison Highway hinein. Die breite Straße vor ihm ist leer und dunkel. Sanft tritt er das Pedal durch. Ein wenig hebt der leuchtendrote Lincoln die Nase, die Reifen wimmern leise auf dem staubtrockenen Asphalt. Fast unhörbar schaltet die Automatik die Gänge.
    Howard kostet das Gefühl der Beschleunigung voll aus. Er liebt es, wenn eine milde Gewalt seine Schultern gegen die Polster der Schalensitze preßt, wenn Bäume und Masten am Straßenrand mit einem rhythmischen Geräusch vorbeifliegen, zu einem flimmernden Band werden, das das Licht der Scheinwerfer aus der Dunkelheit reißt.
    Weit vorn, am Ende des hellen Bandes, tauchen die geschlossenen Baumbestände des Madison Parks auf. Als der Wägen die ersten Baumgruppen erreicht, ist es, als rase er in einen endlosen Tunnel hinein, in dessen wattigen schwarzen Wänden sich das Licht auf unerklärliche Weise verliert.
    Howard beginnt leise zu pfeifen. Er ist zufrieden mit sich und der Welt, und wenn ihn jetzt jemand fragen würde, was sich in seinem Leben ändern müßte, um ihn ganz glücklich zu machen, er wüßte es nicht zu sagen.
    Einer der Schlager, die er in dieser Nacht

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