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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Nadelstiche. Aber er wußte, daß er damit noch nicht gewonnen hatte. Er vertrödelte seine Zeit nicht mit den in dieser Situation sinnlosen Messungen, sondern hielt die Rezeptoren nach achtern gerichtet.
    Kurze Zeit später schossen die Abschaltimpulse der Verfolger heran. Er war darauf vorbereitet und blockte die Relais ab. So sehr die Nadelstiche brannten, er blieb eingeschaltet. Sie versuchten es nicht nur einmal, wieder und wieder zuckten die Impulse durch die Antennen, aber von Mal zu Mal wurden die Nadelstiche schwächer. Die Relais gehorchten nicht mehr den Verfolgern, sondern nur noch ihm selbst. Sie waren ein Teil von ihm geworden, seine Relais.
     

    Er ließ die Stabilisierungsflossen ausfahren und sendete Impulse seines Warnradars auf die quer gestellten Flächen. Dann ließ er die Flossen langsam schwenken. Es dauerte Stunden, ehe er die zurückkehrenden Impulse spürte, ehe er die Verfolger mit seinen Rezeptoren erfaßte.
    Dann fuhr er sein Programm ab, ohne daß man ihn dazu aufgefordert hätte, einfach, weil es Zeit dazu war. Stunden vergingen darüber.
    Als er sich erneut nach hinten orientierte, stellte er fest, daß die hinter ihm fliegende Rakete näher gekommen war. Sofort begann er zu rechnen. In 3,24 Stunden würde sie unter Beibehaltung der derzeitigen Geschwindigkeit den bisherigen Abstand auf die Hälfte reduziert haben.
    Welchen Zweck hatte die plötzliche Beschleunigung der Verfolger? Er versuchte Varianten zu ermitteln, die ihm gestatteten, Schritte der anderen vorauszuplanen, aber ihm fehlten die Grundlagen.
    Dann nahm er Radarimpulse auf, die zweifellos von achtern kamen. Ihre Wellenlänge stimmte nicht mit der seines Beobachtungsradars überein, aber in einem der Speicher des Motorikhirns fand er ein Informationsrudiment, das ihm einen Hinweis geben konnte. Zwar lag die Intensität der Information weit unter der Abrufschwelle, er zog sie jedoch in einem Suchfunken hervor und verstärkte sie mehrmals, bis er sie lesen konnte. Die Frequenz des aufgenommenen Strahls wies ihn als den Suchbalken eines Antimateriewerfers aus.
    Da es die einzige Information war, die er über einen Strahl dieser Frequenz gefunden hatte, nahm er sie als gesichert an, gab sie zu den anderen Daten und rechnete weiter, verglich und abstrahierte. Er ermittelte mit einer Wahrscheinlichkeit von 78,6 Prozent, daß die Verfolger die Absicht hatten, ihn mit einer Antimaterieladung zu vernichten.
    Seine Antriebe begannen Feuer zu speien. Er beschleunigte.
     
    Die Sonne war nicht mehr viel größer als eine Erbse. Dafür hatte sich Saturn zu einem Riesen gemausert. Eine massige hellgraue Kugel vor der dunklen Tiefe des Alls, majestätisch von den beiden Ringen umkreist. Auch die Cassinische Teilung, der dunkle, mehrere tausend Kilometer breite Zwischenraum zwischen den beiden Ringen, war bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Trotz der erheblichen Entfernung zur Sonne warfen die Ringe breite Schatten auf den Planeten, der dadurch aussah, als habe ihn ein gigantisches Messer zerschnitten. Es war ein finsteres und beeindruckendes Bild. Dieser wohl ungewöhnlichste Planet des heimischen Systems verlor aus der Nähe allen Reiz, den er in den Fernrohren der Astronomen hatte, und wirkte bedrohlich.
    Die Stimmung der drei Astronauten hatte in den vergangenen Tagen nicht nur unter dem ständigen Wachsen der Entfernung zu dem Versuchsobjekt, sondern auch unter dem immer fremdartiger werdenden Aussehen ihres Zielplaneten gelitten. Außerdem waren sie in letzter Zeit kaum aus ihren Sesseln und überhaupt nicht aus ihren Anzügen gekommen.
    Kira schaltete das Radargerät aus und erhob sich langsam. »Mist!« murmelte sie leise.
    Diese für sie so ungewöhnliche Bemerkung veranlaßte Kopajew, sich nach ihr umzuwenden. Sie war schmal geworden, und unter ihren hellen Augen lagen dunkle Schatten. Er sah sie plötzlich schwanken, sprang auf und griff zu, ehe sie zusammensinken konnte. Er hielt sie an den Schultern aufrecht, und diese Schultern waren schmal und eckig und zuckten, als wehrten sie sich gegen den kräftigen Griff.
    Langsam und vorsichtig führte er sie aus der Zentrale. Er sah, daß Peer Groningen ihnen nachblickte, daß er sich erheben wollte. Einen Augenblick lang schien es, als weiche die Resignation, die sich seit Tagen auf seinem Gesicht breitgemacht hatte, aber dann sank er wieder in sich zusammen.
    Kopajew brachte Kira in ihre Kabine. Er trug sie mehr, als daß er sie führte. Als er sie auf die Liege gleiten ließ

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