Die Wasser des Mars
und vorsichtshalber die Halteklammern einrastete, kam ihm der Gedanke; daß weder er noch Peer Groningen während der Jagd nach dem Robot Notiz von der Tatsache genommen hatten, daß Kira Berg eine Frau war, und eine recht ansehnliche Frau noch dazu.
Er befestigte die Halteklammern vorsichtig, doch mit Nachdruck, und er ließ sich Zeit dazu. Kira hatte nach wie vor die Augen geschlossen. Sie lag ausgestreckt und entspannt. Er betrachtete sie noch einen Augenblick, schob die Hände mit einem Ruck in die Taschen seiner Kombination und verließ die Kabine.
Er war nahe daran, den Kosmos, den Robot und ihre Aufgabe zu verfluchen. Aus irgendwelchen Gründen gingen bei derartigen Dingen die Anziehungskräfte zwischen den Geschlechtern verloren.
Als er den Steuerraum betrat, hatte Groningen den Kopf in die Fäuste gestützt und stierte auf die Instrumente. Kopajew schüttelte den Kommandanten. »Reiß dich zusammen, Peer! Es genügt vollauf, daß einer von uns schlappgemacht hat.«
Groningen befreite sich mit einer drehenden Bewegung des Oberkörpers aus dem harten Griff. »Für einen Neuling hat sie sich ausgezeichnet gehalten«, sagte er.
Kopajew brummelte etwas Unverständliches, aber es klang nach Anerkennung. Dann blickte er lange auf die Instrumente, aber auch er sah nichts, das sie zu der Hoffnung berechtigt hätte, das Experiment sei noch zu retten. »Wir kommen nicht näher heran«, knurrte er schließlich, und als Groningen schwieg, »verdammt noch mal!«
Es war nicht ungewöhnlich, daß er fluchte, es gehörte zu ihm, wie sein breites Kreuz oder sein vierkantiger Schädel, befremdend war nur, daß er mit Inbrunst fluchte. Bisher hatte es immer wie ein Scherz geklungen.
»Immer, wenn wir glauben, wir könnten uns näher an ihn heranpirschen, beschleunigt er«, fuhr er ruhiger fort. »Und leider kann er weit höhere Werte als wir erreichen. Er ist nun mal kein Mensch, den der Andruck zerquetschen würde.«
Groningen blickte auf. »Wir hätten Schluß mit ihm machen sollen, als er ohne Abweichung korrigierte«, sinnierte er. »Es nützt nichts, sich jetzt noch darüber Gedanken zu machen. Dazu ist es zu spät.« Kopajew zog die buschigen Brauen zusammen, aber Groningen fuhr bereits fort:
»Und als er sich nicht ausschaltete, wäre es schon höchste Zeit gewesen. Damals hatten wir noch eine Chance…«
Jetzt fuhr Kopajew auf. »Schluß jetzt, Peer. Zum Teufel noch mal, das weiß ich selbst. Aber es hat keinen Sinn, verpaßten Gelegenheiten nachzutrauern. Wir werden unseren Fehler ausbügeln. So oder so!«
»Wenn er noch auszubügeln ist, Valerie.«
Kopajew antwortete nicht mehr. Die Chancen standen tatsächlich nicht sehr günstig. Sie hatten keinerlei Gewalt mehr über das Testobjekt. Und doch, sie mußten es schaffen.
»Wir dürfen nicht aufgeben«, schloß er seine Gedanken ab. »Wir müssen ihn außer Gefecht setzen. Er kann zu einer Gefahr für unser gesamtes Sonnensystem werden. Ein außer Kontrolle geratener Roboter ist unberechenbar.«
Warum erklärte er das jetzt? Das alles wußte Groningen selbst. Was nützten diese Betrachtungen, wenn sie nicht zu neuen Erkenntnissen führten? Seit Tagen warteten sie nun schon, warteten und warteten, daß sie dem Roboter näher kamen. Es war zermürbend und deprimierend.
»In den nächsten Stunden muß er mit seinem Forschungsprogramm beginnen«, sagte Groningen. »Dann wird sich zeigen, ob er wenigstens noch seine wichtigsten Aufgaben erfüllt.«
Kopajew hob die Schultern. Was spielte das jetzt noch für eine Rolle? Das Experiment war ohnehin gescheitert, wenn man von der neuen Erkenntnis absieht, daß die Kontrolle über einen Robot das wichtigste bei der Arbeit mit ihm ist.
»Ich werde ein Radiogramm nach Canberra aufgeben«, sagte er. »Sie sollen wissen, daß es nicht ausreicht, einen so hochorganisierten Mechanismus nur zu programmieren, man muß ihn an der Longe halten, ständig überwachen und überprüfen. Zumindest so lange, bis alle Fehlerquellen bekannt sind.«
Groningen winkte ab. »Du kannst dir Zeit lassen, Valeri. Uns droht keine Gefahr. Solange wir ihm im Nacken sitzen, kann er nichts gegen uns unternehmen.«
Kopajew stimmte ihm zu. Er stützte sich mit einer Hand auf das Pult und ließ sich in den Sessel gleiten. Mit der anderen Hand strich er sich über das Kinn. Und wieder gab es ein kratzendes Geräusch.
Als Valeri Kopajew die Zentrale etwa eine Stunde später wieder betrat, verbreitete er den herben Duft von Groningens Rasierwasser
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