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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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seiner Energie zurück.
    »Das ist Wahnsinn, Valeri. Ich verbiete dir…« Er sprach nicht weiter, als er in das Gesicht des Ingenieurs blickte. Es war ruhig und fast heiter. Nur die Lippen waren fest zusammengepreßt.
    Kopajew trat von der Pilotanlage zurück, deutete spöttisch auf die Leithebel. »Bitte, Peer«, sagte er und wandte sich ab, »übernimm die Steuerung! Ich bin gespannt, wie du ihn einfangen willst. Oder willst du ihn etwa entkommen lassen? Willst du zurückkehren und unseren Vorgesetzten mitteilen, daß er uns entwischt ist, daß sich in unserem Sonnensystem ein Robot herumtreibt, bei dem mit allem zu rechnen ist?«
    Groningen wurde einer Antwort enthoben, und er war Kira Berg dankbar, daß sie sich in die Kontroverse einmischte.
    »Achtung!« rief sie mit einer ungewohnt hellen Stimme. »Er erreicht den unteren Bereich des inneren Ringes. Er wird versuchen, auf die andere Seite zu gelangen. Dann ist er völlig außer Kontrolle. Faßt endlich einen Entschluß…!«
    Groningen blickte auf den Schirm. Deutlich zeichnete sich voraus der planetennächste Teil des inneren Ringes ab, über den der Radarreflex des Robots zog. Wenige Kilometer darunter deutete ein irisierender Schein den obersten Teil der dünnen Atmosphäre des Saturns an, einer Hülle aus schwer kondensierbaren Gasen, von den Ringen grotesk deformiert. Flatternde Schwaden reichten fast bis an die Ringinnenkante heran. Dort hindurchzuschlüpfen war bereits für den Robot ein nahezu aussichtsloses Unterfangen, für ein mit Menschen besetztes Raumschiff mußte es die Vernichtung sein.
    »Das kann er nicht schaffen!« rief Groningen und deutete überflüssigerweise auf das Radarbild, das sie ohnehin stets im Auge behielten. »Er wird durch die Massenkräfte bei der plötzlichen Trajektorieveränderung zerrissen werden. Er ist viel zu nahe am Ring, um darunter hindurchzukommen.«
    Kopajew schüttelte den Kopf. »Er kann rechnen, Peer, bedenke das… Gut rechnen kann diese verrückte Maschine.«
    Groningen wußte, daß Kopajew recht behalten würde. Der Robot war in der Lage, seine Chancen in Sekundenbruchteilen abzuwägen und genau das Richtige zu tun. In dieser Beziehung hatten sie ihm gegenüber ein entscheidendes Handicap. Er zuckte zusammen, als der Reflex scheinbar einen Augenblick lang verharrte und dann erlosch. »Er ist drüben«, zischte er, »er ist entkommen!«
    »Noch nicht, Peer«, widersprach Kopajew. »Wir sind auch noch da, und wir sind näher gekommen. Sein Manöver hat Zeit verbraucht. Er mußte bremsen und wird jetzt, jenseits des Ringes, wieder beschleunigen. Wir aber werden nicht bremsen.« Langsam zog er die Steuerungshebel zu sich heran.
    Sie spürten das Vibrieren der Rakete, als der Korrekturantrieb das Heck aus der Bahn drückte, als der Flugkörper begann, die Nase zu heben. Dann wälzte sich die Zentrifugalkraft auf sie. Am Bordcomputer quäkte eine Sirene, irgendwo klickte eine Sicherung, der Andruck ließ ein wenig nach, trotzdem sah Groningen plötzlich nichts mehr. Die Flüssigkeit in den Augen wurde komprimiert, unter dem Druck deformierten sich die Augäpfel, und der gefürchtete Blackout trat ein. Natürlich wußten sie, daß diese Erscheinung verschwand, wenn der gewaltige Andruck nachließ. Trotzdem waren sie im Augenblick völlig hilflos. Der Bordcomputer regelte die Belastungsverhältnisse sehr schnell, aber als sie das Radarbild wieder erkennen konnten, wußte Groningen, daß es zu spät war. Sie hatten sich dem Ring zu weit genähert, und ihre Geschwindigkeit war zu groß. Die ohne Vernichtungsgefahr mögliche Bahnkurve war flach, zu flach, um den äußeren Ring noch überspringen zu können. Die Vermutung, daß die Cassinische Teilung massefrei sein könne, hatte sich in den ersten Stunden der Untersuchung bereits als Irrtum erwiesen. Sie war zwar massearm, aber was bedeutete das schon bei der irrsinnigen Geschwindigkeit, die jedes Ausweichen von vornherein unmöglich machte.
    Um so erstaunlicher erschien es Groningen, daß Kopajew konzentriert am Pult arbeitete, so, als sei er sich der Gefahr überhaupt nicht bewußt oder als akzeptiere er sie nicht. Groningen bemühte sich, ruhig zu bleiben und zu beobachten, und schließlich glaubte er zu erkennen, daß der Ingenieur tatsächlich die irrsinnige Idee hatte, die Teilung zu durchstoßen. Er trat hinter ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. Es war eine Geste des Abschieds.
    Kopajew blickte sich einen Moment lang um. Sein Gesicht war seltsam

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