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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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ein Lebensträger ist.«
    Stan Baker rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Aber«, sagte er, »die automatischen Sonden haben etwas Derartiges nie feststellen können, und ihre Sensoren arbeiten exakt.«
    »Aber sie waren bisher auf Eiweißleben programmiert, ausschließlich auf Eiweißleben.«
    Baker sprang wieder auf. »Das heißt…« Er erinnerte sich an Henner Geislers Kyborgs und setzte sich kleinlaut. »Wieder ein Bär…«, murmelte er, »…und ich falle immer darauf rein.«
    Der Inder schob ihm wortlos das Fernschreiben über den Tisch. Baker las es und schloß die Augen. »Mineralisches Leben«, sagte er leise. »Das konnte niemand erwarten.«
    Peew lachte über das ganze Gesicht. »Also diesmal kein Bär, sondern Silikate. Endlich Leben in der Nähe der Erde.« Erfühlte, wie sich die Hand seiner Mitarbeiterin in die seine schob, und er schloß fest die Finger.
     
     

Das Paradoxon
     
    Er liegt bäuchlings in der äußersten Spitze des Projektils und starrt aus weit geöffneten, brennenden Augen hinunter auf die fremde Welt, die sie zum wer weiß wievielten Male umrunden.
    Es ist eine Welt, die sich hinter grauen Wolken verbirgt, die ihr Gesicht durch einen Schleier brodelnden Dunstes der optischen Beobachtung entzieht. Ihm kommt der Gedanke, daß es ein häßliches Gesicht sein muß, das diese Welt ohne Tag und Nacht, ohne Berge und Flüsse besitzt.
    Nein, es ist gewiß keine schöne Welt, zumindest lassen die spärlichen Radaraufnahmen, die sie erzielten, keinen anderen Schluß zu. Kein Planet, sondern ein einsamer Stern inmitten der Öde des Kosmos. Ein Dunkelstern, dessen Bahn sich an keiner Sonne orientiert und dessen wolkige Oberfläche im spärlichen Licht unzähliger weit entfernter Sonnen matt schimmert.
    Von hier vorn hat man zweifellos den besten Ausblick. Die durchsichtigen Wände der Biosektion bieten sich geradezu an für die Stunden, in denen er Freiwache hat und doch nicht schlafen kann. Sie nennen diesen Raum den »Rosengarten«. Irgend jemand hat diesen Namen aufgebracht, als Ruuth kurz nach dem Start einen kleinen Rosensproß auspackte und ihn sorgfältig in einer der drei Hydroponikkugeln unterbrachte. In der Zwischenzeit sind eine Reihe weit wichtigerer Gewächse durch diesen Sproß verdrängt worden, aber niemand nahm daran Anstoß. Wenn die dunklen Blüten ihre Kelche öffnen, zieht ein wunderbarer, durchdringender Duft durch die Biosektion, und die Blüten öffnen sich zweimal im Jahr. Jetzt deuten die prallen grünen Knospen darauf hin, daß es bald zum viertenmal geschehen wird.
    Ohne sich umzublicken, weiß Herb, daß Ruuth hinter ihm liegt, auf ihrem Lieblingsplatz unter den überhängenden Rosenzweigen. Er weiß, daß sie sich an den Schlaufen der Sicherungsleine festhält und gleich ihm hinunterstarrt auf die fremde, unheimliche Welt.
    Herb lacht unfroh. Das ist alles so widersinnig. Dieser Stern mit seiner ungeheuerlichen Gravitation, die alles bisher Bekannte bei weitem in den Schatten stellt, dazu die wattigen Wolken, die dieser Schwerkraft, den physikalischen Gesetzen hohnsprechend, zu trotzen scheinen, und die Tatsache, daß eines der modernsten irdischen Raumschiffe zu einem hilflosen Trabanten des unheimlichen Sternes geworden ist, dessen gewaltige Dichte es aus riesiger Entfernung angesaugt hat und nun nicht mehr aus den gravitischen Fängen läßt.
    Dabei spüren sie selbst nicht das geringste von dieser übermächtigen Schwerkraft, da sie seit Tagen auf einer Parkbahn laufen. Die eigene Fliehkraft hebt die Gravitation des Unheimlichen auf und erzeugt Schwerelosigkeit. Und doch sind sie wie mit Ketten an das Orbit des Sternes gefesselt.
    Sie sprechen aus reiner Gewohnheit immer noch von »oben« und »unten«. Aber das »unten« bezieht sich auf die Oberfläche ihres mächtigen Kerkermeisters. Andere Orientierungspunkte für eine exakte Bezeichnung ihrer Lage im Raum haben sie nicht.
    Es ist fraglich, ob sie sich jemals wieder von dem Stern werden losreißen können, sehr fraglich. Noch schlimmer, ihre Chancen sind fast gleich Null. Die Schubkraft ihrer Antriebe würde bestenfalls ausreichen, sie auf eine höhere Parkbahn zu bringen, die Fluchtgeschwindigkeit läßt sich mit ihnen nicht erreichen, nicht mit dem gesamten Projektil, der Ladung und den vier Menschen.
    Matoul rechnet seit Tagen, sucht verzweifelt nach einer Rettung, und eigentlich hat er bisher immer eine Antwort selbst auf komplizierte Fragen gefunden. Diesmal jedoch scheint es, als könne

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