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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Unheimlichen über die Technik der Menschen.
    Als Herb resigniert den Helm absetzt und sich in der Steuerzentrale umblickt, sieht er, daß Matoul gekommen ist. Sein ohnehin schmales Gesicht ist in den zwei Tagen, in denen er sich nicht hat sehen lassen, noch kantiger geworden. Dunkle Ringe liegen unter seinen Augen, zwei scharfe, gebogene Falten verbinden die Nasenflügel mit den Mundwinkeln.
    Herb blickt ihn lange an, sucht in dem verschlossenen Gesicht nach einer Antwort auf seine Frage, aber Matoul schweigt, und sein Gesicht drückt nichts anderes aus als bleierne Müdigkeit. Und Herb weiß, daß Matoul lange schweigen kann.
    Er wird Matoul nicht drängen, obwohl er ihn an den Schultern packen und schütteln, ihn anschreien möchte: »Sag uns endlich, ob wir eine Chance haben, den Unheimlichen zu verlassen, ob wir jemals herauskommen werden aus diesem Chaos von Licht und Sturm und sinnlos tanzenden Windhosen!« Aber nein, er wird es nicht tun. Er weiß, daß es nur noch eines geringen Anstoßes bedarf, um Matoul zu veranlassen, sich völlig in sich zu verschließen.
    Als er wieder zum Helm greifen will, hört er leise Worte. Er sieht, daß Luisa die Hände auf die Schultern des Mathematikers gelegt hat, daß sie beschwörend auf ihn einspricht und daß sich sein Gesicht langsam entspannt. Schließlich läßt er sich in seinen Sessel gleiten und nestelt an den Gurten. Aber erst, als Luisa mit Hand anlegt, gelingt es ihm, den Klipp zu schließen.
    Dann endlich beginnt Matoul zu sprechen. Seine ersten Worte kommen schwer und abgehackt, wie die ersten Regentropfen nach monatelanger Dürre. »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit!«
    Sie haben lange auf diese Worte gewartet, haben gefürchtet, daß seine Berechnungen jede Chance einer Heimkehr verneinen könnten; aber nun ist die Hoffnung plötzlich da, riesengroß und greifbar. »Welche?« fragt Luisa, und Matoul blickt sie an, als habe er ihre Frage nicht verstanden. »Welche Möglichkeit?« fragt sie ungeduldig zum zweitenmal.
    Matoul legt die Fingerspitzen zusammen, und die Müdigkeit auf seinem Gesicht weicht einer gewissen Konzentration. »Wir werden alle überflüssigen Geräte auf den Dunkelstern absetzen, alle Landefähren bis auf die stärkste, den Titan zwei. Wir setzen die Refraktoren ab und die Rettungskugeln, die Meßgeräte, Warnanlagen und den großen Rechner…«
    Herb hört nicht mehr zu. Wie die Idee eines Wahnsinnigen kommt ihm dieser Vorschlag vor. Keines der Geräte an Bord ist überflüssig, sie alle sind lebenswichtig, Teile eines eingespielten Systems, geschaffen, um Leben und Gesundheit der Besatzungsmitglieder zu gewährleisten. Und nun soll gerade ihr Verlust das Überleben sichern? Es klingt grotesk. »Das ist verrückt!« murmelt er.
    »…mit Vollschub auf die höchstmögliche Umlaufbahn«, Matoul hat unbeeindruckt weitergesprochen. »Dort steigen wir in den Titan zwei um und versuchen mit ihm zurückzukehren zu unserem Sonnensystem. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Auch bei Verzicht auf fast alle an Bord befindlichen Anlagen und Geräte ist die Masse des Mutterschiffes immer noch zu groß, als daß wir die Fluchtgeschwindigkeit erreichen können. Nur der Titan mit seiner verhältnismäßig geringen Masse und den starken Triebwerken vermag es. Und auch er nur dann, wenn er von einer Umlaufbahn gestartet wird, die in einer Höhe von mindestens vier Halbmessern liegt. Um diese Bahn zu erreichen, müssen wir alles Entbehrliche abwerfen, müssen das Mutterschiff um jedes überflüssige Gramm erleichtern.«
    »Überflüssig! Überflüssig!« Herb beißt sich an dem Wort fest. »Nichts ist überflüssig!«
    »Doch Herb!« Matouls Stimme klingt plötzlich beschwörend. »Alles, außer unserem Leben und den notwendigsten Voraussetzungen dafür sowie den Forschungsergebnissen.«
    »Jeder kleine Meteorit kann uns vernichten. Wir werden ohne jeden Schutz sein.«
    »Wir können wählen zwischen einer ewigen Parkbahn um den Unheimlichen und der Chance der Heimkehr.«
    »Und wie sollen wir landen ohne unsere Rettungskugeln. Den mit vier Mann besetzten Titanen auf der Erde zu landen ist fast unmöglich.«
    Es sieht aus, als verziehe sich Matouls Mund zu einem Lächeln. »Wenn du keine ernsthafteren Argumente hast, muß ich annehmen, daß mein Vorschlag recht gut ist, Herb. Du könntest uns, wenn dir die Landung auf der Erde zu unsicher erscheint, auf dem Mond landen, oder wir könnten uns einfangen lassen durch eine Bugsierrakete. Wenn wir erst

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