Die Wasser des Mars
fünf eng beieinanderliegenden Punktwellen unterschiedlicher Intensität.
Herb ist so begeistert von dieser Anlage, die auf einen Vorschlag Luisas hin entstanden ist, daß er auf sie zuschwebt und ihr die Hände schüttelt. »Eine ausgezeichnete Sache, Luisa«, sagt er und beobachtet genau, wie sie seine Freude aufnimmt. Ihr Gesicht bleibt unbeweglich. Auch, als er hinzusetzt: »Wirklich toll!«
Es stört ihn, daß sie seit Matouls Mißerfolgen einsilbig und in sich gekehrt ist. Dabei scheint ihr mit der Baronik wirklich der große Wurf gelungen zu sein. Er geht zurück zum Bildschirm, und seine Bewegung ruft auf dem Monitor eine wahre Flut von Eindrücken hervor. Ein Zeichen, daß das Gerät eine ausgezeichnete Empfindlichkeit besitzt.
Er zweifelt nicht mehr daran, daß sie dem Unheimlichen ein weiteres Geheimnis entreißen werden, und das wäre auch dann von unschätzbarem Wert, wenn er ihnen im selben Augenblick ein Dutzend weitere aufgibt. Sie sind sich darüber einig, daß es vor allem gilt, den Grund für die eigenartige, kreisende Bewegung zu finden, die die erste Fähre hei ihrer Bodenberührung ausführte, obgleich sie eigentlich hätte sofort in Trümmer gehen müssen.
Die zweite Fähre ist in einigen Systemen weit besser ausgerüstet als die erste. Eine Transportstufe dient dazu, ein Fahrzeug, das für Zonen hoher Gravitation ausgelegt ist, auf dem Unheimlichen abzusetzen. Sie hoffen, daß wenigstens die Elektronik dieses Panzers, den sie bezeichnenderweise den Titanen nennen, arbeitsfähig bleibt. Daß die Mechanik, und vor allem die Antriebe weiter funktionieren werden, ist unwahrscheinlich, denn die Schwerkraft wird selbst den Titanen an den Boden des Dunkelsternes schmieden.
Herb stimmt sich auf die Systeme des Titanen ab. Wieder durchläuft sein Ego die Stationen der Loslösung vom eigenen und die Besitznahme des fremden Körpers. Und doch ist diesmal einiges anders. Zum erstenmal fühlt er seinen neuen Körper. Nicht nur, daß dieser existiert wie etwas, an das man sich gewöhnt hat, nein, diesmal hat er das Gefühl, als sei er nicht Beobachter des Unheimlichen, sondern ein Teil des Dunkelsternes selbst, als gehöre er zu ihm seit ewigen Zeiten.
Kaum nachdem er seine Lage im Raum stabilisiert hat, wehen ihn die ersten Schwaden der Atmosphäre an. Weich noch, drucklos streifen sie ihn wie ein ferner Lufthauch, unendlich zart, als winke der Unheimliche seinem neuen Freund einen ersten Gruß herauf.
Herb tastet sich hinein in die mit vibrierender Hast flutenden Drücke, weicht extremen Schwankungen aus und findet die Isobaren, die Zonen gleichen Druckes, wie der Adler den Aufwind findet.
In rasendem Fall durchbricht Herb Zonen, in denen die Atmosphäre des Unheimlichen mit den hämmernden Hieben ihrer Druckschwankungen derart auf seinen Pseudokörper einschlägt, daß sich das Gesicht des Menschen schmerzhaft unter dem Adapterhelm verzieht. Er atmet erleichtert auf, wenn die extremen Belastungen von den Panzerplatten des Titanen weichen, wenn diese knirschend zurück in ihre Normallage schwingen. Näher und näher kommt der Boden des Dunkelsterns.
Herb erreicht eine vielfach gegliederte Fläche in einer Zone relativer Ruhe. Zwar liegen die Drücke wesentlich über denen der Erde, aber sie sind erstaunlich konstant.
Nur noch einmal stieben Wellen auf, als die Fähre spinnenbeinig den Boden berührt, ihre Stelzen wie dürre Halme zerknicken und ihre Laufbänder erstmalig Kontakt mit der Oberfläche des Unheimlichen finden.
Herb nutzt seine letzte Chance. Als sich der Titan in den Lagern der Landefähre nach vorn neigt, heulen seine Antriebe auf, die mächtigen Bänder zermahlen brutal die zusammenbrechenden Reste der Trägerkonstruktion, schon im Fallen macht er einen Satz nach vorn, schlägt donnernd auf Fels, Eis und Schotter und verharrt einen winzigen Augenblick. Aber noch einmal überwinden die Motoren die Gravitation, ein weiterer Satz bringt den Titanen aus dem Bereich der Trümmer der Landefähre, da stöhnt die Maschine unter der gewaltig hereinbrechenden Schwerkraft auf, ein letztes ohnmächtiges Rucken der Laufbänder, und dann steht der Titan für immer festgeschmiedet zwischen Felsen und dreht knirschend den Turm mit den Sensorsystemen.
Noch arbeitet das elektronische Sinneszentrum des Titanen einwandfrei, aber was bedeutet das schon, wenn die Maschine selbst mit deformierten Laufbändern untätig stehenbleiben muß?
Und doch! Zum erstenmal werden Daten und Bilder vom
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