Die Wassermuehle
Blumenwiese dazu und deckten alles mit alten Bettlaken ab, die ebenfalls noch vom Renovieren herumlagen. Danach entfernten sie, so gut es ging, die Farbkleckse am Boden mit Verdünnung.
„Mal ehrlich“, sagte Hedi. „Wie lange war er außer Kontrolle, hm?“
Uwe wurde rot. „Na ja ... Wir haben nicht auf die Uhr gesehen.“
„Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Hedi stellte Schaufel und Besen weg und ging ins Haus.
Vivienne hatte sich in ihr Bett verkrochen und heulte wie ein Schlosshund. „Dieser Zombie hat alles kaputtgemacht. Ich hasse ihn!“
Hedi setzte sich auf die Bettkante. „Uwe und ich haben saubergemacht. Zum Glück sind nur drei Bilder betroffen.“
„Zum Glück? Du hast ja keine Ahnung! Das sind Auftragsarbeiten.“
„Du hast noch kein einziges Bild verkauft, seit wir hier wohnen.“
Vivienne wischte sich mit dem Ärmel ihres Nachthemds die Tränen aus dem Gesicht. Auf der gelben Seide blieben hässliche Kajalflecken zurück. „Morgen kommt Wolfgang. Das wäre die Chance meines Lebens gewesen.“
„Du hast genügend andere Sachen herumstehen, die du deinem Wolfgang präsentieren kannst.“
„Das verstehst du nicht. Wolfgang ist ein renommierter Kunstexperte. Er kommt extra wegen meiner Blumenwiese.“
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?“
„Ich traf ihn gestern bei Antoinette von Eschenberg.“
Hedi stand auf. „Dein Atelier ist wirklich wieder in Ordnung.“
Vivienne schluchzte. „Wie soll ich an einem solchen Ort der Verwüstung jemals wieder arbeiten können?“
„Ich sagte gerade, dass ich aufgeräumt habe.“
„Ich meine das doch nicht physisch! Dieses Scheusal hat alle Energie-Emanationen zerstört! Weißt du überhaupt, was das heißt?“
„Erklär’s mir morgen.“
„Wie kannst du so herzlos sein? Mein Lebenswerk ist zerstört!“
„Wie war das gleich? Wir sollten wieder lernen, die Welt um uns herum mit den Augen eines Kindes zu sehen?“
Hedi gelang es gerade noch, das Zimmer zu verlassen, bevor Viviennes zitronengelbe Pumps gegen die Tür prallten.
Christoph-Sebastian lag in seinem Bett und schlief. Er hatte rosige Wangen und sah aus wie ein Engel.
K APITEL 26
I rgendwann zwischen Schäfchen zweitausendfünf und Schäfchen zweitausendzehn konnte Klaus endlich einschlafen. Zwei Minuten später klingelte sein Handy. Fluchend taxierte er es. Es wurde keine Nummer angezeigt. Vielleicht war es Hedi? Er meldete sich.
„Ich habe nach unserem Gespräch gestern Abend noch einmal in aller Ausführlichkeit über deine Situation nachgedacht. Ich finde es an der Zeit, dass du anfängst, dein Leben neu zu ordnen, Junge.“
Klaus gähnte. „Gott, Mutter. Erzähl’s mir morgen, ja? Ich wollte gerade ein bisschen schlafen.“
„Um diese Uhrzeit? Du brauchst dringend eine anständige Frau, die euren verlotterten Haushalt wieder in Ordnung bringt!“
„Das Einzige, was ich im Moment dringend brauche, ist ein Bett.“
„Hat diese Person dir etwa die Möbel weggenommen? Eine Unverschämtheit ist das! Aber ich habe dir ja schon immer gesagt ...“
„Mutter, bitte. Ich habe Nachtdienst und muss schlafen.“
„Du musst im Nachtdienst schlafen?“
„Wir telefonieren morgen Nachmittag, ja?“
„Um Viertel vier erwarte ich Wilma und Käthe zum Romméspielen.“
„Es hat geschellt. Ich rufe dich morgen Abend an.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete er das Gespräch und schaltete das Handy aus. Er zog seinen Bademantel über, ging in den Flur und drückte den Summer.
„Ja?“
Keine Antwort. „Na, dann nicht.“
Mit hängenden Schultern schlurfte er ins Schlafzimmer zurück. Durch die Ritzen des Rollladens fielen schmale Lichtstreifen, in denen Staubflusen tanzten. Er ließ sich aufs Bett fallen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so müde gewesen zu sein. Kaum hatte er die Augen geschlossen, klingelte es an der Wohnungstür. Stöhnend quälte er sich hoch. Wie oft musste er Sascha noch ermahnen, einen Schlüssel mitzunehmen?
Vor der Tür stand Bernd. Er war außer Atem; auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen. „Eure Sprechanlage ist kaputt.“
Klaus sah ihn ungläubig an. Es war das erste Mal, dass sein Bruder bei ihm vorbeikam. „Ich dachte, du springst auf den Seychellen rum?“
„Malediven. Darf ich reinkommen?“
„Bitte.“ Klaus wies in Richtung Wohnzimmer. „Hedi wird froh sein, wenn Anette euren Balg wieder abholt.“
„Anette kommt erst nächste Woche heim.“ Er sagte es in einem Tonfall, als wäre es
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