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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Schultern. „Von Mann zu Mann kann man ja darüber reden: Zwischen uns läuft nicht mehr viel.“
    „Wollt ihr euch scheiden lassen?“
    „Geht leider nicht.“
    „Warum?“
    „Ein Mann in meiner Position, der Frau und Kinder verlässt, um mit einer Studentin in eine WG zu ziehen, wäre schneller weg vom Fenster, als er sich umdrehen kann.“
    Klaus musste seine Gedanken sortieren. „Frau und Kinder? Zählst du deinen Sohn neuerdings doppelt?“
    „Anette ist schwanger. War blöd von mir, ich weiß. Aber im Frühjahr haben wir uns irgendwann mal im Schlafzimmer versöhnt. Hat allerdings nicht lange angehalten.“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Meine Frau ist schon anstrengend, wenn sie nicht schwanger ist, doch zur Zeit ist sie nachgerade nervtötend.“
    „Hört sich romantisch an.“
    „Ich schicke sie dir gern für ein Weilchen vorbei.“
    „Danke. Dein Sohn reicht mir.“
    „Auch das ist Anettes Schuld! Statt dem Bengel ordentlich eins hinter die Ohren zu geben, verwöhnt sie ihn nach Strich und Faden und wundert sich, dass er allen auf der Nase herumtanzt.“
    „Die Studentin in der WG – das war ein Scherz, oder?“
    „Nein“, gestand Bernd. „Ich mag junge Frauen. Sie sind so spontan, lebenslustig und unverdorben. Man kann ihnen noch zeigen, wo’s langgeht, ohne dass sie gleich anfangen zu lachen oder zu lamentieren.“
    Klaus dachte an Dagmar. „Kommt drauf an, würde ich sagen.“
    Bernd zwinkerte ihm zu. „Ich sehe, wir verstehen uns. Diese jungen, straffen Körper ... Welch ein Genuss!“
    „Und wie kriegst du das alles unter einen Hut, ohne dass deine moralisch gefestigten Brötchengeber und deine schwangere Gattin es merken?“
    „Die Geheimhaltungsphase ist passé.“
    „Bitte?“
    „Meine Kollegen mögen zwar stockkonservativ sein, aber sie sind bestimmt keine Kinder von Traurigkeit. Solange das Ganze nicht öffentlich wird, interessiert es niemanden. Und was Anette angeht: Sie weiß Bescheid.“
    „Ja, und?“, fragte Klaus entsetzt. Hedi würde ihm die Augen auskratzen, wenn er eine Geliebte in irgendeiner WG oder sonstwo hätte.
    „Nichts und. Nach außen führen wir eine vorbildliche Ehe, und ansonsten tun wir, was uns beliebt.“
    „Wie? Anette auch?“
    Bernd zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ist mir auch egal.“
    „Aber das ist doch keine Grundlage für eine Ehe!“
    „Warum nicht? Ich habe ihr hoch und heilig versprochen, mich in der Öffentlichkeit nicht mehr daneben zu benehmen und dass sie Kunst kaufen darf, so viel sie will. Dafür lässt sie mir die Freiheit, nebenbei ein oder zwei kleine Verhältnisse zu pflegen.“
    „Ein oder zwei?“
    „Du tust ja gerade, als wärst du noch nie fremdgegangen.“
    Klaus sah ein, dass er mit der Wahrheit bestenfalls Gelächter ernten würde. Er zuckte die Schultern und grinste.
    Bernd drückte lächelnd seine Zigarette aus. „Hab ich’s doch gewusst. Das hätte mich auch gewundert bei euren adretten kleinen Polizistinnen! In Frankfurt habe ich neulich eine gesehen, die hatte einen Zopf, der reichte fast bis zu ihrem knackigen Hintern. Wo hast du’s gemacht? Im Streifenwagen? Nachts im Wald?“
    „Also, bitte!“
    Bernd schlug sich auf die Schenkel. „Du siehst aus wie ein Schuljunge, der gerade beim Rauchen auf dem Klo erwischt wurde.“
    „Was sagt Mutter zu deinem Doppelleben?“
    Bernd wurde blass. „Untersteh dich, ihr ein Sterbenswörtchen davon zu erzählen!“
    „Ich werde ihr doch nicht die Illusion rauben, wenigstens einen wohlgeratenen Sohn in die Welt gesetzt zu haben, Bruderherz. Noch ein Bier?“

K APITEL 27
    W olfgang hieß mit Nachnamen Bernsdorf, war von Beruf Galerist, fuhr einen Ferrari und sah unverschämt gut aus. Hedi schätzte ihn auf Mitte vierzig. Als er gegen halb zehn in der Mühle eintraf, lag Vivienne noch in den Federn. Hedi bot ihm einen Kaffee an und ging nach oben, um sie zu wecken.
    „Was fällt dir ein, mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu werfen?“, maulte sie, als Hedi nach mehrmaligem Klopfen ins Zimmer trat.
    „Dein Besuch ist da.“
    „Welcher Besuch?“
    Hedi öffnete die Fensterläden. „Wolfgang. Die Chance deines Lebens.“
    Vivienne presste stöhnend die Hände vor ihre Augen. „Chance meines Lebens?“
    „Hast du gestern jedenfalls behauptet.“
    „Tu mir einen Gefallen und mach die Läden wieder zu, ja? Das blendet wie verrückt.“
    Hedi hob kopfschüttelnd zwei leere Champagnerflaschen auf, die vor Viviennes Bett lagen. „Hast du

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