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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Sache.“
    „Angebot und Nachfrage.“
    „Sie sagen es. Ich habe es mehr als einmal erlebt, dass die Arbeiten eines unbekannten Künstlers über Nacht unbezahlbar wurden, weil er plötzlich im Trend lag.“ Er warf einen neugierigen Blick in den Nachbarraum. „Töpfert Frau Belrot etwa auch noch?“
    „Das ist meine bescheidene Freizeitbeschäftigung.“
    „Darf ich?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er in die Werkstatt und begutachtete die herumstehenden Schalen und Töpfe. „Sie haben auch Talent, Hedi.“
    Hedi wurde rot. „Meine Kunstlehrerin war anderer Meinung.“
    „Sie glauben gar nicht, wie viele Begabungen durch ignorante Lehrer zerstört werden.“ Er nahm eine Obstschale in die Hand. Sie hatte einen leicht geschwungenen Rand und eine glasartige, durchscheinende Oberfläche.
    „Weißer Porzellanton“, sagte Hedi. „Etwas schwierig zu verarbeiten, aber sehr ausdrucksvoll.“
    „Klares Design, Zurückhaltung in der Dekoration; Farbe und Form miteinander harmonierend: Das gefällt mir. Ist die verkäuflich?“
    „Nein.“
    „Der Preis spielt keine Rolle.“
    „Der Preis ist nicht der Grund. Sie haben mein Lieblingsstück ausgewählt.“
    „Sie könnten mich in München besuchen, um sich davon zu überzeugen, dass ich ihm einen würdigen Platz gebe“, sagte er lächelnd. „Haben Sie heute Abend schon etwas vor?“
    Hedi überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass sie verheiratet war. Sie ließ es bleiben. „Sie lieben also das Besondere, Herr Bernsdorf?“
    „Ja. Warum?“
    „Eigentlich dürfte ich es Ihnen ja gar nicht verraten. Vivienne hat ein paar ausgefallene Sachen gemacht, die Sie bestimmt in dieser Form noch nie gesehen haben.“
    Sein erwartungsfroher Gesichtsausdruck verschwand. „Sie sprechen von Bildern?“
    „Nicht von den Arbeiten, die Sie gesehen haben.“
    „Sondern?“
    „Der Interessent besteht darauf, dass keins der Werke in der Öffentlichkeit gezeigt werden darf. Bei dem Preis, den er bietet, wäre es unvernünftig, ihn zu verstimmen.“
    Bernsdorf bekam den Jägerblick. „Dürfte ich sie kurz anschauen?“
    „Also, ich weiß nicht ...“
    „Erst machen Sie mich neugierig, und dann lassen Sie mich an der langen Leine zappeln!“
    Hedi gefiel es, ihn an der langen Leine zappeln zu sehen. Sie gingen in Viviennes Atelier zurück.
    Hedi blieb vor den verhüllten Werken von Christoph-Sebastian stehen. „Sie schwören, dass Sie schweigen werden?“
    Er hob lächelnd die Hand. „Beim Leben meiner Mutter.“
    Hedi nahm die Laken weg. Wolfgang Bernsdorf trat an die vormalige Blumenwiese heran und betrachtete interessiert das bunte Tonrelief. Über Nacht waren Kleister, Farben und Ton zu einer von feinen Rissen durchzogenen Masse getrocknet. An einigen Stellen schimmerte rote Irdenware durch. Bernsdorf stellte die Blumenwiese beiseite und schaute sich die beiden anderen Bilder an. Hedi wurde mulmig zumute. Was, wenn er anfangen würde zu lachen?
    Er ging einige Schritte zurück und runzelte die Stirn. „So etwas habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Wer ist der Interessent?“
    „Irgendein ausländischer Sammler. Soweit ich informiert bin, einer von der Sorte, die ihre zusammengekauften Kunstschätze im Kellertresor aufbewahren. Über den Namen schweigt sich Vivienne aus.“
    „Was ist das für eine Technik?“ Er zeigte auf die Pfotenabdrücke von Tim und Tom. „Man könnte fast meinen, die wären echt.“
    „Vivienne ist Perfektionistin. Sie versucht, das innere Licht einzufangen.“
    „Verraten Sie mir, wieviel der Große Unbekannte dafür geboten hat?“
    Hedi hängte die Bilder wieder zu. „Ich glaube, das geht nun doch zu weit.“
    „Einen kleinen Anhaltspunkt könnten Sie mir geben, oder?“
    Hedi überlegte, was ein verrückter Kunstsammler für ein begehrtes Objekt einer noch nicht allzu bekannten Künstlerin auszugeben bereit wäre. Sie hatte keine Ahnung. „Fünfzehntausend.“
    „Für alle drei?“
    „Für eins“, sagte Hedi lächelnd.
    „Gibt es schon einen Vertrag?“
    „Soweit ich weiß, nicht.“
    „Ich habe einen passionierten Sammler an der Hand und könnte ...“
    „Herr Bernsdorf! Sie haben mir vor fünf Minuten absolute Diskretion geschworen.“
    „Und wenn ich mehr biete? Ich müsste allerdings zuerst mit dem potenziellen Kunden sprechen.“
    Hedi schüttelte den Kopf. „Vivienne ist eigen in diesen Dingen. Sie verkauft ihre Bilder nicht an jeden.“
    „Bin ich etwa Jeder?“, sagte er entrüstet.
    „Selbstverständlich

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