Die Wassermuehle
verkaufte Maler ...“
„Das interessiert mich einen feuchten Kehricht!“ Hedi lief hinaus und knallte die Tür zu, dass die Gläser im Schrank klirrten.
„So wütend habe ich sie noch nie erlebt“, sagte Vivienne.
„Die Geschichte kannte sie schon.“ Reiner zeigte auf die Bilder. „Im Ernst: Die sind wirklich gut.“
„Ich schenke sie Ihnen.“
„Vivienne! Sie können nicht ...“
„Draußen die auch.“
„Morgen werden Sie es bereuen.“
Vivienne sah zum Kamin. „Ich muss Ihnen wohl kaum erklären, was Monet mit seinen ungeliebten Werken angestellt hat, oder?“
Reiner grinste. „Na gut. Als Gegenleistung biete ich Ihnen ein Jahr lang freie Bewirtung in meiner Kneipe. Mit Handkäs ohne Musik.“
„Verschwinden Sie“, sagte Vivienne lächelnd. „Bevor ich es mir noch anders überlege. Und schicken Sie mir eine Einladung zur Eröffnungsfeier, ja?“
Vivienne fand Hedi in der Töpferwerkstatt. „Es tut mir leid“, sagte sie kleinlaut.
Hedi nahm eine Handvoll Ton aus einer mit feuchten Tüchern ausgeschlagenen Kiste und warf ihn mit Schwung auf die Töpferscheibe. „Es ist mir egal, ob ihr euch über meine Dummheit kaputtlacht oder nicht.“ Sie knetete den Ton, bespritzte ihn mit Wasser, legte ihre gewölbten Hände darauf und schaltete die Scheibe ein. „Ich brauche dreißigtausend Euro, oder wir können den Laden hier dichtmachen.“
„Ich verspreche, dass ich morgen nach Frankfurt ...“
„Verdammt und zugenäht! Nicht mal das Zentrieren klappt heute.“ Hedi schaltete die Scheibe aus, legte den Ton in die Kiste zurück und säuberte ihre Hände in einem Eimer Wasser. „Wir fahren jetzt sofort.“
„Wie? Du meinst ...“
Hedi zog ihre schmutzige Schürze aus und hängte sie an einen rostigen Nagel neben die Tür. „Ich verlasse das Büro der Eschenberg nicht eher, bis sie dein Geld angewiesen hat. Egal, ob das nun Verlust bringt oder nicht!“
„Vielleicht wäre es besser, wenn ich erst noch mal allein ...
„Nein. Diesmal rede ich mit ihr. Und zwar in einer Sprache, die sie versteht!“
Hedi ging ins Haus und holte den Autoschlüssel. Als sie zurückkam, stand Vivienne vor ihrer gelbblauen Leinwand und produzierte lila Kreise. „Ich muss das unbedingt fertigmachen. Ich schlage vor, wir fahren gleich morgen früh, ja?“
„Ich werde heute mit deiner Agentin sprechen, und wenn du dich auf den Kopf stellst.“
„Liebe Güte! Da fällt mir gerade ein ...“
„Die Adresse.“
Vivienne stiegen Tränen in die Augen. „Hat es dein rachsüchtiger Mann endlich geschafft, einen Keil zwischen uns zu treiben?“
„Lass Klaus aus dem Spiel.“
„Er ist doch schuld an allem! Hätte er deinem Schwager nicht diese Lügen aufgetischt ...“
„Ich frage zum allerletzten Mal: Wo ist das Büro von Frau Eschenberg?“
Vivienne ließ den Pinsel fallen und schlug die Hände vors Gesicht. „Ich weiß es nicht, Hedi.“
„Was soll das heißen? Sieh mich gefälligst an, wenn du mit mir redest!“
Vivienne nahm die Hände herunter. „Ich habe mich so entsetzlich geschämt, es dir zu sagen. Ich ...“
„Du hast dich geschämt, mir was zu sagen?“
„Ich habe ihr vertraut. Dabei hat sie mich bloß ausgenutzt. Auf die hinterhältigste Art und Weise belogen und betrogen. Und jetzt ist alles zu spät.“
„Erzähl’s mir bitte so, dass ich es kapiere.“
Vivienne wischte sich die Tränen weg. „Nach meinen ersten Erfolgen als Malerin kehrte ich aus Frankreich nach Deutschland zurück. Ich fühlte mich sehr einsam. Es ist schlimm, wenn es keinen Menschen gibt, mit dem man reden kann.“ Sie holte ihr Taschentuch heraus und schnäuzte sich. „Antoinette sprach mich auf einer Vernissage an. Sie lobte meine Bilder und fragte, ob ich Interesse an einer Zusammenarbeit mit ihr habe; sie könne meine Arbeiten an finanzkräftige Kunstsammler im Ausland vermitteln. Nach einigen erfolgreichen Verkäufen bot sie mir an, sich auch um meine Vermögensverwaltung zu kümmern. Sie versprach, das Geld krisensicher und gewinnbringend anzulegen.“
„Klaus sagt, du hast alles verprasst.“
„Ich gab alles Antoinette.“
„Was hat sie damit gemacht? Für Warentermingeschäfte optiert?“
Vivienne zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht groß nachgefragt. Es lief ja bestens.“
„Seit wir hier wohnen, lief gar nichts.“
„Es war mein Fehler. Als ich dir das Angebot machte, dachte ich, ich könnte bald über mein Vermögen verfügen, und als ich dann herausfand, dass Antoinette
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