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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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seine Anzeigen waren eine Katastrophe. Berichte schreiben konnte er auch nicht. Nun ja ... Was liest du da Schönes?“
    „Umläufe.“
    „Gibt’s was Neues, das ich wissen müsste?“
    „Der nächste Landesaktionstag ist am fünfzehnten November.“
    „So? Womit sollen wir den Leuten denn diesmal auf den Wecker gehen?“
    „Machen Sie sich und Ihr Auto winterfit.“
    „Apropos Auto: Was hältst du von einer kleinen Präventivstreife?“
    Dagmar klappte die Laufmappe zu und zeichnete ab. „Ich muss noch was schreiben.“
    „Bei dem schönen Wetter willst du dich hinter einem staubigen Computer verkriechen? Das ist nicht dein Ernst.“
    „Ich bin hier, um zu arbeiten, und nicht, um in der Sonne spazieren zu fahren!“
    Klaus ging hinaus. Dagmar setzte sich auf seinen Platz. Sie stützte den Kopf in ihre Hände und starrte den Bildschirm an.
    „So wird das aber nichts.“ Klaus stellte eine Tasse Kaffee vor ihr ab. „Trink einen Schluck, und sag mir, was los ist.“
    „Hans-Jürgen geht mir auf die Nerven!“
    „Und was noch?“
    „Nichts.“
    „So siehst du aber nicht aus.“
    „Und wie sehe ich aus?“
    „Blass um die Nase. Ich sage Michael, dass wir rausfahren, ja?“
    Sie sah den Kaffee an. „Meine Mutter hat gestern Abend angerufen.“
    Klaus lächelte. „Meine auch.“
    „Sie will nach Deutschland zurück. Ich soll ihr Geld für das Ticket schicken. Ich denk ja nicht dran!“
    Klaus schwieg.
    „Na los! Sag schon, dass ich kaltherzig bin, berechnend und egoistisch.“
    „Behauptet das dein Sven?“
    „Ich könnte sie keine Minute ertragen!“
    „Woher hat sie überhaupt deine Telefonnummer?“
    Dagmar umfasste die Tasse mit beiden Händen. „Was weiß ich? Wahrscheinlich hat sie sich von einem Touristen vögeln lassen, der seine Brötchen bei der Telekom verdient.“
    „Wie alt warst du, als dein Vater starb?“
    Sie trank einen Schluck. „Er war so freundlich, bis zu meinem achtzehnten Geburtstag zu warten.“
    „Was ist mit deiner übrigen Familie?“
    „Es existiert keine übrige Familie.“
    „Vielleicht solltest du doch versuchen, mit ihr ...“
    „Nein!“
    „Es gibt nichts, das nicht irgendwie sachlich zu regeln wäre, hm?“
    „Was es zu sagen gab, wurde gesagt. Schluss! Aus!“
    „Das nützt dir herzlich wenig, wenn du ständig an sie denkst.“
    Dagmar fuhr sich übers Gesicht. „Sie war betrunken, Klaus. Ich kann das nicht ... Nicht noch mal, verstehst du? Lieber Gott, ich will doch nur, dass sie mich in Ruhe lässt.“
    Er berührte ihre Hand. „Telefone sind eine prima Einrichtung. Wenn mich meine Erzeugerin zuviel nervt, lege ich einfach auf. Alpträume habe ich deswegen keine.“
    Dagmar versuchte ein Lächeln. „Schönes Wetter heute. Wir sollten ein bisschen Streife fahren.“
    Sie waren noch keine Viertelstunde unterwegs, als Michael sie anfunkte.
    „Hier Orpheus 18/5“, meldete sich Dagmar. „Was gibt’s?“
    „Laut telefonischer Mitteilung eines Herrn Obermeier liegt auf dem Parkplatz am Nassen Dreieck ein Stein im Weg.“
    „Orpheus 18/5 hat verstanden.“
    Klaus wendete den Streifenwagen und fuhr in Richtung Waldstraße. „Hat dieser Mensch am Sonntagmorgen nichts Besseres zu tun, als sich über einen dummen Stein aufzuregen?“
    Der dumme Stein war ein massiver Felsblock und stand hochaufgerichtet mitten auf dem Parkplatz. Aus seinem Inneren waren fein säuberlich ein Fenster und drei Treppenstufen herausgehauen. Ein kleiner Junge saß auf der obersten und ließ die Beine baumeln. Um den Brocken herum hatten sich ein Dutzend Leute versammelt.
    „Eine Unverschämtheit ist das!“, sagte ein älterer Herr mit Brille und Stirnglatze, als Klaus und Dagmar aus dem Streifenwagen stiegen. „Das ist ein Parkplatz und kein Steinbruch!“
    „Also, ich bin mer sicher: Gestern Awend stand des Ding noch net do“, sagte eine etwa vierzigjährige Frau in Lederjacke und Jogginghosen.
    Eine dünne, nervöse Mittdreißigerin warf dem kleinen Jungen einen ärgerlichen Blick zu. „Ich habe dir gesagt, du sollst da runterkommen, Pascal!“
    „Ja, Mama“, sagte Pascal und blieb sitzen.
    „Echt cool, das Teil“, sagte ein Jugendlicher mit gelb gefärbten Haaren und Coladose in der Hand. „Der muss glatt mit ’nem Kran angereist sein.“
    „Herr Obermeier?“, wandte sich Klaus an den älteren Mann.
    Er nickte. „Als ich vorhin mit dem Hund raus bin, dachte ich, mich trifft der Schlag!“
    Klaus ging um den Block herum. „Tja, ich denke, im Moment kann ich

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