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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Möbius?“
    „Wer sonst!“
    Durch den Türspalt konnte Dagmar sehen, dass er einen hellblauen fleckigen Pyjama trug. „Entschuldigen Sie die Störung, aber man hat sich Sorgen um Sie gemacht.“
    „Ach?“, sagte er sarkastisch. „Hat man?“
    „Ihr Rollladen war den ganzen Tag heruntergelassen, und ...“
    „Muss ich mich jetzt etwa dafür rechtfertigen, dass der verdammte Gurt gerissen ist?“
    „Nein. Aber Ihre Nachbarin dachte ...“
    „Die bekloppte Schäffler soll mich in Ruhe lassen! Ich will ihre dummen Hefeklöße nicht essen, und ich hasse frische Brötchen morgens vor meiner Wohnungstür. Und zum Putzen kommt die neugierige Ziege hier schon gar nicht rein. Sagen Sie ihr das!“ Ohne ein weiteres Wort knallte er die Tür zu.
    Klaus hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. „Ans Sterben denkt der jedenfalls nicht. Wenn du willst, kannst du Frau Schäffler seine Nachricht übermitteln. Sag’s ihr aber so, dass sie sich ein bisschen darüber freuen kann. Ich gebe Michael derweil Entwarnung.“
    Dagmar nickte und verschwand nach oben. Als sie zum Streifenwagen kam, war Klaus am Schreiben. „Heute ist der Wurm drin. Verkehrsunfall mit Personenschaden in der Buchhügelallee.“ Dagmar fuhr los. Klaus schaltete Blaulicht und Martinshorn ein. „Jetzt darfst du mal so richtig drauftreten, Kollegin!“
    Es war spät, als sie zur Dienststelle zurückkamen. Klaus fischte seine Mütze vom Rücksitz und roch genüsslich an der Tüte mit den Döner Kebabs, die sie unterwegs besorgt hatten. „Ich habe Hunger wie ein Bär.“
    Dagmar lachte. „Ich auch.“
    Als sie über den Hof gingen, gab er ihr die Tüte. „Du darfst schon mal auspacken. Ich sage Michael Bescheid, dass wir da sind.“
    Zeitgleich mit Klaus betrat ein bebrillter Mittfünfziger die Wache. Er hatte eine Halbglatze und hielt einen Aktenkoffer in der Hand. „Guten Tag. Dr. Türmann mein Name. Ich möchte Strafanzeige erstatten.“
    Michael sah Klaus an. Er seufzte unhörbar und bat Dr. Türmann, ihm ins Vernehmungszimmer zu folgen.
    „Sieh an: Die Polizei hat schon Computer“, sagte Dr. Türmann und setzte sich.
    Klaus wollte den Bildschirmschoner ausschalten. Dieser PC wird gerade verwendet und ist gesperrt, erschien auf dem Monitor. Dazu die Personalnummer und der Name des Berechtigten. Klaus rief auf der Wache an. „Klaus hier. Schick mal Hans-Jürgen rüber, er soll sich gefälligst abmelden. Wie? Rausgefahren? Verd...!“
    „Komplizierte Technik, was?“, sagte Dr. Türmann.
    Der Mensch ging Klaus auf die Nerven. „Wen wollen Sie anzeigen?“
    „Sollten Sie nicht lieber erst einmal Ihren Computer in Ordnung bringen, ehe ich Ihnen meinen Anzeigentext zu Protokoll diktiere, Herr Wachtmeister?“
    „Das überlassen Sie bitte mir, Herr Türmann. Also? Um was geht’s?“
    Dr. Türmann sah ihn abschätzend an. „Ich muss da wohl etwas weiter ausholen. Die Sache ist kompliziert.“
    Klaus dachte an den Döner Kebab. Sein Magen knurrte. Dr. Türmann zog die Stirn kraus. „Ja, also. Es war so, dass ich meine Ehegattin gestern beauftragte, für mich im Postamt am Aliceplatz eine Büchersendung aufzugeben. Da die diensttuende Schalterbeamtin meiner Ehegattin einzureden versuchte, das Porto betrage ein Euro fünfundsechzig, obwohl ich ihr ausdrücklich dargelegt hatte, dass nicht mehr als ein Euro zu zahlen sei, kehrte meine Ehegattin unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurück.“
    „Könnten Sie mir vielleicht kurz sagen, wen Sie warum anzeigen wollen?“, fragte Klaus in bemüht sachlichem Ton.
    „Nun seien Sie nicht so ungeduldig!“, entgegnete Dr. Türmann. Es hörte sich an, als spräche er zu einem Kind, das das Ende der Gute-Nacht-Geschichte nicht abwarten konnte. Er erläuterte Klaus, dass er nach der Rückkehr seiner Frau persönlich mit besagter Büchersendung zur Post gegangen und auf die gleiche Mitarbeiterin getroffen sei, die weiterhin stur und unbelehrbar die unzutreffende Ansicht vertreten habe, die einzuliefernde Sendung sei auf einen Euro fünfundsechzig zu veranschlagen. Er holte ein Postgebührenheft aus seinem Aktenkoffer und las Klaus eine Passage vor, die seine Theorie über die korrekte Frankierung einer Büchersendung untermauerte.
    „Und die beschuldigte Person, also diese Postbeamtin, deren Namen Sie im Rahmen Ihrer Ermittlungen feststellen werden, verweigerte die Anerkenntnis der vorgelesenen Gebühreninformation und behauptete in einem vermeidbaren Verbotsirrtum, dass die erhöhte Gebühr von

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