Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
Vom Netzwerk:
einsfünfundsechzig zu zahlen sei. Was ich selbstredend ablehnte.“
    „Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen, dass Sie wegen fünfundsechzig Cent Anzeige erstatten wollen, die Sie gar nicht bezahlt haben, oder?“, sagte Klaus.
    „Sie sind verpflichtet, Strafanzeigen entgegenzunehmen. Die Schadenshöhe spielt keine Rolle!“, belehrte ihn Dr. Türmann.
    „Ich muss nur dann eine Anzeige aufnehmen, wenn ein Straftatbestand erfüllt ist, und hier sehe ich keinen.“
    „Ich bitte Sie! Die Beschuldigte ist verdächtig, sich selbst oder einem Dritten, nämlich der Deutschen Post AG, einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen gewollt zu haben, indem sie mein Vermögen durch Entstellung und Unterdrückung wahrer Tatsachen zu beschädigen suchte. Das ist Betrug, § 263 Strafgesetzbuch.“
    Das Telefon klingelte. Klaus nahm ab. „Scheiße sieben? Groß und mit Doppel-s? Willst du mich ... Ja. Gut.“ Er tippte S-C-H-E-I-S-S-E-7 in den Computer und drückte return. „Wenn Sie rechtlich so bewandert sind, warum haben Sie Ihre Anzeige nicht schriftlich eingegeben, Herr Türmann?“
    „Genau so habe ich mir das gedacht. Dass Sie den Sachverhalt nämlich nicht verstehen wollen!“ Dr. Türmann nahm drei eng beschriebene DIN-A4-Bögen aus seinem Aktenkoffer und reichte sie Klaus. „Sie können sicher sein, dass ich heute noch an meinen guten Bekannten im Innenministerium schreiben und ihm mitteilen werde, in welch erbärmlicher Verfassung sich die strafrechtskundlichen Kenntnisse seiner untergeordneten Beamten befinden.“
    „Grüßen Sie ihn von mir. Polizeioberkommissar Winterfeldt, Viertes Polizeirevier in Offenbach, Dienstgruppe D wie Dora.“
    Dr. Türmann verstaute das Postgebührenheft in seinem Aktenkoffer und stand auf. „Ich werde mich über Sie beschweren!“
    „Tun Sie das. Ich darf Sie nach draußen begleiten?“
    „Ich verlange, dass die Angelegenheit ex officio verfolgt wird und ich über den Verlauf und das Ergebnis der Ermittlungen unverzüglich informiert werde!“
    „Sicher. Unverzüglich und ex officio.“
    Als Dr. Türmann die Wache verlassen hatte, setzte Klaus Michael über die kriminellen Strukturen der Offenbacher Hauptpost in Kenntnis. „Am liebsten würde ich den Mist ungelesen in den Müll werfen.“
    Michael sortierte Blätter in eine Laufmappe und legte sie zu den anderen, die sich auf dem Wachtisch stapelten. „Wenn der gute Doktor tatsächlich Bekannte im Innenministerium hat, könnte das übel für dich enden. Bürgerinnen und Bürger stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Sagt das Leitbild der hessischen Polizei.“
    „Insbesondere, wenn die Bürgerinnen und Bürger Brieffreundschaften ins Ministerium pflegen, oder was? Ich meine mich zu entsinnen, in der netten kleinen Broschüre irgendwas von der Unverzichtbarkeit des gesunden Menschenverstands gelesen zu haben. War vermutlich ein Druckfehler.“
    Michael lachte. „Kannst du dich noch an den Marokkaner erinnern, den du mit Uli zusammen voriges Jahr in der Bernardstraße festgenommen hast?“
    „Meinst du den, der das Dope weggeschmissen hat? In der Sache war ich doch Anfang März als Zeuge vor Gericht.“
    „Genau. Und weißt du, was dabei rausgekommen ist? Der Gute wurde freigesprochen, weil ihm das Haschisch nicht gehörte.“
    „Wie bitte?“
    „Ich hab’s auch nicht glauben wollen. Wo ist bloß dieses verflixte ... Ah ja, hier.“ Michael nahm einen Stoß geheftete Seiten aus der zuunterst liegenden Mappe und blätterte darin. „Ich habe mir die Urteilsbegründung schicken lassen. Ich zitiere: Der Angeklagte konnte anlässlich einer polizeilichen Kontrolle beim Einsteigen in seinen Pkw angetroffen werden. Blablabla. Der Angeklagte habe das Päckchen mit 54,6 Gramm Haschisch mit solchem Schwung unter den Wagen geworfen, dass es auf der anderen Seite wieder zum Vorschein kam.“
    Klaus nickte. „Ja. Genauso war’s.“
    „Dieser Augenblick vom Antreffen des Angeklagten an dem Kraftfahrzeug bis zum Werfen des Haschischs unter das Kraftfahrzeug erfüllt die angegebenen Merkmale des Besitzbegriffs mangels Dauer und Intensität der Innehabung der Sache nicht.“
    „Danke, Chef. Das war genau die Art von Aufmunterung, die ich jetzt gebraucht habe.“
    Michael sah zur Tür. „Dein nächster Fall.“
    Ein etwa vierzigjähriger Mann in grauen Cordhosen und Parka kam in die Wache und baute sich vor Klaus auf. „Die wollen mich vergiften.“
    „Wer will Sie vergiften?“
    „Na, die! Ich war schon bei

Weitere Kostenlose Bücher