Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
sie neben Ewan und begriff erst jetzt, wer die ganze Zeit über ihr Schutzgeist gewesen war.
»Wir sind gegeneinander geritten, Sir Ewan«, sagte Cameron. »Und mein Sieg war glücklich, denn du bist ein starker und ehrlicher Gegner. Ich konnte nicht mehr mitansehen, wie mein Laird mit einem solchen Ritter umgeht, und ich habe getan, was in meiner Macht stand, um dir zu helfen.«
Ewan starrte ihn an, dann lächelte er und reichte Cameron seine Hand.
»Ich danke dir, Mathew Cameron. Ich sehe, dass es in dieser Welt doch noch Männer gibt, denen Mut und Aufrichtigkeit etwas bedeuten. So Gott will, sehen wir uns wieder, mein Freund.«
Cameron schlug ein, und sein ernstes Gesicht leuchtete.
»Darauf hoffe ich sehr. Man sagte mir, dass es nur einen Ritter gab, der sich mit dir vergleichen konnte, und das war Duncan MacBlair. Aber ich bin dennoch begierig, Ewan Turner im Tjost Revanche zu bieten.«
»Das ehrt dich, Mathew Cameron«, gab Ewan grinsend zurück. »Und wenn es so weit sein wird – das schwöre ich dir – wirst du nicht im Sattel bleiben.«
Cameron zog zweifelnd die Augenbrauen hoch.
»Das wird sich noch erweisen. Allerdings solltest du vorher dieses lästige Eisen von deinem Fuß entfernen, Freund. Reite nach Osten – gegen morgen wirst du den dunklen Rauch einer Schmiede sehen, die dicht an den Fels gebaut ist. Dort wird man dir helfen.«
Er nickte Rodena einen Abschiedsgruß zu, wendete sein Pferd und ritt in die Dunkelheit davon.
»Unglaublich«, murmelte Rodena. »Wir wissen noch nicht einmal, ob wir Malcolm Rittern entkommen, und ihr beide verabredet schon euren nächsten Tjost!«
»Warum nicht?«, meinte Ewan schmunzelnd. »Lass uns jetzt keine Zeit verlieren. Die Pferde sind hervorragend, und es scheint einiges in den Satteltaschen zu stecken.«
Tatsächlich fanden sie nicht nur einen kleinen Vorrat an gebratenem Fleisch, Brot und gedörrtem Obst, sondern auch neue Kleidung und Schuhwerk für Ewan, nebst einem ledernen Wams. Dazu einen scharf geschliffenen Dolch und zwei Plaids aus gutem Stoff, die sie gegen den Regen schützen würden.
Sie ritten behutsam, denn die Pferde sahen kaum, wohin sie die Hufe setzten, und Rodena, die nun vollkommen erschöpft war, klammerte sich an die Mähne ihres Pferdes, um nicht einzuschlafen und herabzurutschen. Es schien ihr eine Ewigkeit, bis der erste Morgenschein die Dunkelheit aufhellte, dann erblickten sie im weißlichen Nebel den schwarzen Rauch der Schmiede.
»Schlaf jetzt, Rodena«, flüsterte Ewan ihr zu.
Sie glitt vom Pferd und nahm vor Müdigkeit kaum wahr, dass er sie in ein Plaid hüllte und sanft auf das Heidekraut bettete. Helle Klänge, wie von einem Schmiedehammer, tönten eine Weile durch ihre Träume, dann spürte sie, wie Ewans Arme sie emporhoben, und die Tritte des Pferdes wiegten sie in tiefen, erlösenden Schlummer.
Neunzehntes Kapitel
Rodena erwachte davon, dass sie niesen musste, und sie blinzelte in einen Sonnenstrahl, der zwischen schroffen, grauen Felsen den Weg hinunter zu ihrem Lager gefunden hatte. Sie hatte so fest geschlafen, dass sie sich erst besinnen musste, wo sie war.
»Ewan?«
Ein heißer Schreck durchfuhr sie – er lag nicht neben ihr. Dafür jedoch seine Kleider, Gürtel und Schuhe, ebenso die Waffen. Weit konnte er eigentlich nicht sein.
Sie richtete sich zum Sitzen auf und sah sich um. Ewan hatte eine enge Schlucht zum Versteck gewählt, deren Boden ganz und gar mit Gras und kleinen Büschen bewachsen war, während weiter oben graues Gestein in den Himmel ragte. Unweit der Stelle, an der sie geschlafen hatte, grasten die Pferde in aller Ruhe, ein schmaler Bachlauf durchzog leise gluckernd das Tal, irgendwo in der Ferne rauschte ein Gewässer.
»Langschläferin!«
Ein paar kühle Wassertröpfchen trafen sie – er hatte sich von hinten an sie herangeschlichen und lachte über ihren Schrecken. Empört wandte sie sich um, eine Antwort auf den Lippen – doch als sie ihn erblickte, stockte ihr der Atem. Ewan stand vollkommen nackt vor ihr. Hell schimmerte seine Haut im Sonnenlicht, und die Wassertröpfchen, die überall an seinem Körper hingen, glitzerten wie kleine Bergkristalle.
»Drüben läuft ein kleines Rinnsal aus dem Fels – du solltest es nutzen. Es gibt nichts Besseres, um wach zu werden als eiskaltes Wasser.«
»Tausend Dank – aber ich bin auch ohne kaltes Bad recht munter«, entgegnete sie, während sie entzückt und voller Begehren seinen nackten Körper betrachtete.
»Ich
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