Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
gegen seine Brust zu lehnen, den raschen Schlag seines Herzens zu hören und seine kräftigen Arme zu spüren, die sie hielten.
»Woher hattest du den Bogen?«, forschte er weiter.
Er hörte sie leise kichern.
»Bonnie hat ihn aus Malcolms Wohnbereich genommen. Erinnerst du dich noch? In dem Raum, in dem er uns empfangen hat, hingen verschiedene Waffen an den Wänden.«
Natürlich erinnerte er sich, doch er hatte vor allem auf die Schwerter geachtet und den Bogen nur am Rande wahrgenommen.
»Bonnie?«
»Meine kleine Helferin. Sie ist Mathew Camerons Tochter.«
»Ausgerechnet«, brummte er. »Aber wie hast du es geschafft, den Bogen zu spannen? Er ist viel zu groß für dich.«
»Keine Ahnung«, gestand sie. »Am Ende hat das bisschen Unterricht, das du mir gönntest, doch Früchte getragen. Es musste einfach gelingen, denn ich hatte nur einen einzigen Pfeil.«
»Ich glaube eher, dass du imstande bist, Zauberkräfte zu entwickeln, meine süße Fee. Das brauchst du auch, bei all den verrückten Einfällen, mit denen du deiner Umgebung auf die Nerven gehst.«
Sie sah zu ihm auf und stellte fest, dass er grinste. Es erleichterte sie, denn sie war auf seinen Zorn gefasst gewesen.
»Du musst zugeben, dass die Idee mit dem Seil gar nicht so dumm war«, meinte sie unsicher. »Immerhin hat es ja geklappt.«
»Wieso dir das gelungen ist, begreife ich zwar immer noch nicht«, gab er zurück. »Aberwir haben jetzt keine Zeit, darüber zu streiten. Ich liebe deinen starren Schädel, meine süße Rodena. Aber hin und wieder würde ich dir dafür gern deine hübsche Kehrseite versohlen.«
Sie wollte sich verteidigen und ihm erklären, dass sein Schädel mindestens genauso stur war wie ihrer, doch in diesem Augenblick blieb er abrupt stehen. Hufschläge waren zu hören – vor ihnen mussten Reiter sein.
»Flach auf den Boden legen«, wisperte er und ging in die Knie, um die Kette an seinem Fuß zu fassen, die bei jedem Schritt verräterisch rasselte. Sie krochen hinter einige Steinbrocken, die sie jedoch kaum verbargen. Ausgerechnet jetzt schoben sich die Wolken beiseite, und helles Mondlicht fiel über die neblige Heide. Zwei Pferde wurden als graue Schatten sichtbar, sie bewegten sich langsam voran, die Hälse gesenkt, und versuchten, einige letzte Grasbüschel zu ergattern, die zwischen dem grauen Heidekraut wuchsen. Die Tiere waren gesattelt und aufgezäumt – von den Reitern war nichts zu erkennen.
Rodena sah Ewan fragend an – zwei reiterlose Pferde, was für ein Glücksfall. Doch Ewan schüttelte energisch den Kopf. Vorsicht war angebracht, denn es konnte leicht eine Falle sein.
Die Tiere liefen unbefangen mal hierher, mal dorthin, und Rodena sah, wie Ewans Muskeln zuckten. Es war verlockend, aufzusitzen und davonzureiten. Doch unter Umständen hatte man dann eine Menge Verfolger auf den Fersen, die nur darauf gewartet hatten, dass die Flüchtlinge ihr Versteck verließen und sich zeigten.
»Da!«, hauchte Ewan und zeigte auf eine dunkle Form, die sich durch den Nebel auf sie zu bewegte.
Es war ein einzelner Reiter, der den beiden Tieren gefolgt war. Langsam und scheinbar unentschlossen lenkte er sein Tier über die Heide und spähte zu den beiden reiterlosen Pferden hinüber.
Er schien allein, und vor sich, quer über dem Sattel, hielt er ein Schwert. Ewan erkannte es sofort, denn es war sein eigenes, das Malcolms Ritter ihm abgenommen hatten. Jetzt erfasste ihn heftiger Zorn, er ließ alle Vorsicht außer Acht, und mit einem raschen Sprung schnellte er empor, um den Mann aus dem Sattel zu reißen.
»Sir Ewan Turner«, rief der Reiter. »Ich komme, um dir dein Eigentum zurückzubringen.«
Ewan stutze und hielt inne. Der Mann stieg vom Pferd, wandte sich ihm zu und hielt ihm die Waffe griffbereit entgegen. Jetzt, da Ewan dicht vor ihm stand, erkannte er ihn: Es war Mathew Cameron.
»Ich fürchtete bereits, dich zu verfehlen«, sagte Cameron. »Diese Pferde und alles, was dazu gehört, sind für Euch beide. Ihr werdet sie brauchen.«
Verblüfft starrte Ewan in das ruhige Gesicht seines einstigen Gegners, dann fasste er sein Schwert, und erst als er die Waffe in seinen Händen hielt, ahnte er, dass er sich in diesem Mann getäuscht hatte. Mathew Cameron war sein Gegner gewesen – nicht aber sein Feind.
»Ich habe Euch meine Tochter geschickt, Lady Rodena«, sagte Cameron lächelnd. »Sie ist ein ungewöhnliches Mädchen, und ich liebe sie sehr.«
Rodena hatte sich inzwischen erhoben, staunend trat
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