Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
zu, der bewies, dass sein Begehren schon wieder erwacht war.
»Richtig«, stellte er fest. »Und das ist ein weiterer Grund, dich zu meiner Frau zu machen.«
»Lass uns fliehen«, beschwor sie ihn. »In den Süden, dort leben Clans, die Alister feindlich gesinnt sind. Oder nach England hinunter...«
»Niemals«, entschied er dickköpfig. »Die Highlands sind unsere Heimat, und wir werden sie nicht verlassen. Wenn Alister mir deine Hand tatsächlich verweigern sollte – dann werde ich Mittel finden, ihn zu zwingen.«
»Amen«, sagte sie und drehte die Augen zum Himmel.
»Zuvor aber werden wir zu meinen Eltern reiten«, fuhr er fort. »Denn ich will ihnen meine Braut vorstellen.«
Damit war sie einverstanden. Lächelnd dachte sie darüber nach, wie verblüfft die Turners wohl sein würden, wenn sie erfuhren, dass ihr Sohn Ewan zum Ritter geschlagen worden war und Duncans Tochter zur Braut genommen hatte.
Der Nebel wurde immer dichter, und sie waren froh, dass der Pfad sich jetzt erweiterte. Schroffe Felsnasen standen aus dem Berg hervor, tauchten vor ihnen als graue, seltsam geformte Schemen auf, und Ewan zügelte häufig sein Pferd, denn es war nicht immer leicht zu entscheiden, ob dort ein Fels oder ein Mensch auf sie wartete.
Und doch erkannten sie die reglose Gestalt erst in dem Augenblick, als sie im Begriff waren, an ihr vorüberzureiten. Sie war ganz in ein braunes Plaid gewickelt, das sie auch über den Kopf gezogen hatte, und glich einem versteinerten Berggnom, den eine Fee an dieser Stelle festgebannt hatte.
»Caja!«, rief Rodena. »Caja, bist du es wirklich?«
Sie rutschte vom Pferd, um ihre alte Amme in die Arme zu nehmen, und spürte erschrocken, wie mager Caja geworden war. Welche Entbehrungen mochte sie ertragen haben, seitdem Alister sie aus der Burg verbannt hatte.
»Meine kleine, tapfere Rodena«, murmelte die Alte und streichelte über Rodenas Haar. »So viele Gefahren hast du bestanden, mein Kind. Nun steht dir die größte aller Prüfungen bevor, und du sollst wissen, dass ich immer an deiner Seite war und es sein werde, solange ich das Leben habe.«
»Du wirst jetzt mit uns kommen, Caja«, sagte Rodena eifrig. »Wir werden zu Ewans Eltern reiten, und ich werde sie bitten, dich aufzunehmen.«
Doch Caja entzog sich ihr und wandte sich Ewan zu, der ebenfalls abgestiegen war und die beiden Pferde am Zügel hielt.
»Nein, Rodena. Ich werde dort sein, wo mein Laird ist«, sagte sie und sah lächelnd zu Ewan empor.
Der starrte die alte Frau verwundert an, dann empfing er einen warnenden Blick von Rodena und verkniff sich ein Lachen. Laird! Offensichtlich hatten die Entbehrungen der Alten ein wenig den Verstand verwirrt. Es würde nicht leicht werden, ihr klarzumachen, dass man später zu Alister zurückreiten würde und sie dorthin auf keinen Fall mitnehmen konnte.
»Ich werde Euch führen«, sagte Caja. »Meine Wege sind kürzer. Wir werden schon morgen früh am Ziel sein.«
Rodena warf Ewan einen beruhigenden Blick zu – sie würde die alte Frau schon davon überzeugen, dass es besser war, bei den Turners zu bleiben. Sie half Caja auf ihr Pferd, stieg dann vor ihr in den Sattel, und man setzte den Weg fort.
Bald erwies sich, dass Cajatatsächlich Pfade kannte, die weder Ewan noch Rodena im Nebel erspäht hätten. Sie waren eng und an manchen Stellen mühsam für die Pferde, doch Ewan begriff rasch, dass es Abkürzungen waren. Was den Ortssinn betraf, so war die alte Frau keineswegs verwirrt – ganz im Gegenteil, sie kannte sich hier im Gebirge aus wie eine einsame Wölfin.
Sie hielten gegen Mitternacht Rast, um den Pferden etwas Ruhe zu gönnen, und teilten die letzten Lebensmittel, die von Mathew Camerons Vorräten geblieben waren. Caja jedoch nahm keinen Bissen zu sich und trank nur ein wenig Wasser.
Gegen Morgen erreichten sie die Ebene, tauchten in den Kiefernwald, der starr und dunkel aus den weißlichen Bodennebeln ragte, und ritten am Ufer des großen Sees entlang. Leise plätscherten kleine Wellen, die ersten Seevögel regten sich, und über der Weite des Wassers tanzten die weißen Nebelelfen.
Die kleine Hütte, in der Ewans Eltern lebten, lag jenseits des Waldes in einer Bodensenke. Eine niedrige Steinmauer, in mühsamer Arbeit aufgeschichtet, umgab das Anwesen, das Stallgebäude war aus groben Brettern zusammengezimmert und von Wind und Wetter gezeichnet. Ein paar Hühner liefen vor der Hütte umher und pickten nach Würmern, eine Ziege und ein Zicklein waren mit
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