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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Ewan Turner war Duncans Sohn. Und wer war sie, Rodena? Eine dunkle Wand baute sich vor ihr auf und verhinderte, dass sie weiterdachte.
    »Ich kann das alles kaum glauben«, hörte sie Ewan sagen. »Und doch bin ich mit ganzem Herzen auf der Seite der Pächter, denen Alister schlimmes Unrecht widerfahren ließ. Ich will, dass Gerechtigkeit in diesem Land herrscht. Aber ich habe Alister einen Eid geschworen und kann nicht gegen meinen Lehnsherrn kämpfen.«
    »Den Eid hast du dem Mörder deines Vaters geschworen«, sagte Caja. »Denn unser Laird Duncan starb, weil Alister ihn hinterhältig bei einem Mahl vergiften ließ.«
    »Das sind Gerüchte«, widersprach Ewan. »Niemand hat einen Beweis für diesen Mord.«
    »Ich selbst war bei diesem Mahl anwesend«, sagte Roger düster. »Auch ich erkrankte schwer, doch Caja konnte mein Leben retten. Aber während der langen Tage, die ich zwischen Leben und Tod verbrachte, schwor ich mir, dafür zu sorgen, dass Duncas Sohn überleben und den Tod seines Vaters eines Tages rächen würde.«
    »Dann ist es also wahr«, murmelte Ewan erschüttert. »Alister hat Duncan töten lassen, um Chief zu werden. Er hat meinen Vater ermordet.«
    »Was zögert Ihr?«, rief Roger aufgeregt. »Das Land hofft auf Befreiung und wartet auf Duncans Sohn. Wollt Ihr Euch feige vor der Verantwortung drücken, Ewan MacBlair? Wozu habe ich Euch zum Ritter ausgebildet?«
    Ewan starrte grübelnd vor sich hin, dann trat er zu Roger und reichte ihm die Hand.
    »Ich bin bereit«, versprach er mit fester Stimme. »Ich werde diesen feigen Mord nicht ungestraft lassen. Und ich werde auch nicht länger dulden, dass Alister das Land meines Vaters zugrunde richtet.«
    Roger de Brionne strahlte vor Glück, denn er hatte lange Jahre auf diesen Augenblick gehofft und gewartet. Fest drückte er Ewans Hand, und erst Cajas lauter, erschrockener Ruf ließ ihn aufhorchen.
    »Rodena!«, schrie Caja verzweifelt. »Oh es ist meine Schuld, denn ich habe sie nicht im Auge behalten.«
    Rodena hatte, halb betäubt, auf die rührende Szene gestarrt, dann hatte sie sich blitzartig umgewandt und war hinausgelaufen.

Zwanzigstes Kapitel
     
    »Rodena! So warte doch! Rodena!«
    Ewans Stimme klang zornig und zugleich voller Besorgnis, doch sie hörte nicht auf ihn, denn das Entsetzen in ihr war so groß, dass sie nur noch flüchten konnte. Die Hühner im Hof stoben gackernd auseinander, als sie vorbeistürmte, sie riss das Gatter auf und eilte hinaus in die neblige Landschaft, ohne sich noch einmal umzusehen.
    »Rodena! Rodena, so bleib doch stehen! Rodena, ich flehe dich an!«
    Es war ein Gemisch aus vielen Stimmen, das nun immer schwächer wurde, je weiter sie sich entfernte. Der Nebel hatte sich zwar ein wenig gehoben, doch im Kiefernwald wehten noch dichte Schleier durch das Bodengestrüpp und halfen ihr zu entkommen. Nach einer Weile blieb sie schwer atmend stehen, um zu lauschen, doch es war nichts zu hören außer dem Knistern des Gesträuchs und den Rufen der Wasservögel, die vom See her zu ihr herüberdrangen.
    Sie ging langsam weiter, fröstelte in der morgendlichen Kühle und bedauerte jetzt, dass sie das warme Plaid auf dem Pferd zurückgelassen hatte. Als sie das Seeufer erreicht hatte, hockte sie sich nieder und tauchte die Hand in die kleinen Wellen, die ans Ufer schwappten. Der See lag jetzt wie eine weite, blaugraue Fläche vor ihr, feine Nebelwölkchen erhoben sich aus dem Wasser, und wo der Wind die Fläche kräuselte, entstanden weißliche Muster. Sie berührte ein paar flache Kieselsteine, die von den Wellen benetzt wurden, spürte, wie glatt sie waren, und die Erinnerung an unbeschwerte Kindertage stieg plötzlich in ihr auf. Hier am See hatte sie mit den Schwestern gebadet, flache Steine über das Wasser geworfen und gezählt, wie oft sie die Wasserfläche berührten, bevor sie eintauchten. Marian, Fiona und sie – Rodena, Duncans Tochter.
    Wie stolz sie immer darauf gewesen war, Duncans Tochter zu sein. Insgeheim hatte sie auf die Schwestern herabgesehen, denn Duncans Name galt viel überall im Land, man schätzte ihn mehr als Alister, der den meisten verhasst war.
    Nun aber wusste sie, dass dies alles ein Irrtum gewesen war. Sie war nicht Duncans Tochter, ihre Eltern waren arme Pächter. Ewan Turner war in Wahrheit das, worauf sie, Rodena, so stolz gewesen war – Duncans Nachkomme.
    Das flache Wasser, in das sie ihre Hände tauchte, bekam kleine Ringe, die nach außen auseinanderliefen. Die Tränen waren ganz

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