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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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dem Raum, ohne Rodena eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Rodena spürte, wie groß die Anspannung war, die von Roger de Brionne abfiel.
    »Ich danke dir«, murmelte er. »Du hast nicht nur mein Leben gerettet, sondern unser ganzes Land vor schlimmem Schaden bewahrt.«
    Sie begriff den Sinn dieser Worte nicht. War er sicher gewesen, von Ewan besiegt und getötet zu werden? Auch wenn Ewan inzwischen sehr viel dazugelernt hatte, so war es doch unwahrscheinlich, dass er seinen Lehrer bezwungen hätte. Oder war Roger vielleicht entschlossen gewesen, Ewan zu verschonen und eher sein eigenes Leben zu opfern? Doch Roger schien nicht zu Erklärungen bereit, denn er schob sie sanft von sich fort in die Dämmerung des Kerkers hinein.
    »Vertrau mir«, flüsterte er.
    Sie warf den Kopf zurück und maß ihn unter halbgeschlossenen Lidern, Bitterkeit lag in ihrem Blick.
    »Weshalb sollte ich Euch wohl vertrauen?«, zischte sie ihn an. »Ihr habt meinem Vater damals die Treue geschworen, und nun lasst Ihr zu, dass Duncans Tochter im Kerker schmachtet.«
    Er schwieg, und seine Züge waren undurchdringlich wie meist. Dann wandte er sich Gavin zu, der immer noch angekettet an der Wand lehnte und mit banger Sorge erwartete, was Roger mit ihm tun würde.
    »Ich flehe Euch an, Roger«, jammerte er. »Sagt dem Clan Chief nichts von der misslichen Lage, in die dieser Hitzkopf mich gebracht hat. Er fiel von hinten über mich her und hat...«
    Roger zog verächtlich die Oberlippe hoch.
    »Hat Ewan dich in offenem, ehrlichem Kampf besiegt oder nicht?«
    Die Macht der kühlen blauen Augen ließ Gavin in sich zusammensacken. Ja, gab er zu, Ewan habe ihn besiegt.
    »Das ist schlimm für dich, Gavin«, versetzte Roger und zog bedenklich die Augenbrauen in die Höhe. »Gut, ich werde vorerst schweigen. Doch rate ich dir zur Vorsicht. Der junge Mann ist von raschem Blut und sehr reizbar.«
    Während Roger ihn aus seiner peinlichen Gefangenschaft erlöste, stammelte Gavin unzusammenhängende Dankesworte, auf die der alten Kämpfer jedoch keine Antwort gab. Bevor Roger die Stufen zum Ausgang hinaufstieg, sah er voller Sorge zu Rodena hinüber, die in einer Ecke des Kerkers stand und ihn verachtungsvoll anstarrte. Er senkte den Kopf und ging mit schweren Schritten hinaus.
    Eine kurze Stille trat ein, als sich die Tür hinter Roger de Brionne geschlossen hatte, und Rodenas Herz klopfte ängstlich, denn sie war wieder mit ihrem Bewacher allein.
    Großartig, dachte sie bitter. Zwei Männer haben gerade von mir verlangt, ich solle ihnen vertrauen. Und wo sind sie nun? Ich bin einmal mehr auf mich selbst angewiesen.
    Gavin bewegte sich langsam auf sie zu. Er sah schlimm aus, denn immer noch floss Blut aus seiner Nase – ihr Fußtritt war ein Volltreffer gewesen. Sie presste den Rücken gegen die Wand, bereit sich zu verteidigen, falls er vorhatte, sie wieder in Ketten zu legen.
    Doch er tat nichts dergleichen.
    »Lady«, hörte sie seine gepresste Stimme. »Ich bitte Euch sehr, meine Unbeherrschtheit zu vergessen. Wenn Ihr wünscht, werde ich Euch ein Lager bereiten und etwas zu essen bringen lassen.«
    Alister MacBlair hatte am späten Nachmittag eine Kontrollrunde auf dem Wehrgang seiner Burg gemacht, in die regenverhangene Landschaft hinausgespäht und schließlich einen der Torwächter bei einem Nickerchen überrascht. Der Unglückliche stand nun im Burghof an einen eisernen Ring gefesselt, und jeder, der vorüberging, Magd, Knecht oder Knappe durfte mit ihm verfahren, wie er gerade Lust hatte.
    Auf die Brüstung des Wehrgangs gelehnt, stand Alister eine Weile da, um zuzusehen, wie die Mägde Kübel mit Schmutzwasser über dem Burschen ausgossen, während einige Knechte ihn mit heftigen Fußtritten drangsalierten. Auch einige der Ritter versetzten dem Gefesselten Püffe und Stöße, jedoch nur im Vorübergehen und wie zufällig, denn im Grunde waren solche Aktionen eines Ritters unwürdig.
    Alisters Laune war schwarz, auch der Anblick der gelungenen Strafaktion konnte sie nicht bessern. Missmutig wendete er den Blick zum anderen Ende des Burghofs, wo sich einige der Männer trotz des beginnenden Regens im Pferdsprung übten. Vor allem der blonde Schopf des jungen Bauern leuchtete heraus, auch war seine hohe, kräftige Gestalt nicht zu übersehen. Nachdenklich beobachtete Alister, wie leichtfüßig Ewan sich bewegte und wie kraftvoll sein Sprung auf den Rücken des Pferdes gelang. Der Pächterssohn hatte etwas von einem jungen Löwen, wenn er zum

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