Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
ankettenkann!«
Jetzt war es aus mit ihrer Beherrschung. Sie schrie wie am Spieß und trat um sich, als die Knechte ihre Arme fassten und sie nach hinten bogen, doch gegen die Kraft zweier Männer war sie machtlos. Man drängte sie zur Wand, und gleich darauf spürte sie, wie die kalten Glieder einer eisernen Kette sich um jedes ihrer Handgelenke schlossen. Wie betäubt stand sie da, spürte die harten Fäuste der Knechte, die ihre Arme festhielten, atmete ihren schweißigen Geruch und sah in ihren Gesichtern nur stumpfe Gleichgültigkeit. Sie waren es gewohnt, jeden Befehl ohne Murren auszuführen, ganz gleich, ob es darum ging, einen Eimer Wasser vom Brunnen zu holen oder einer Frau Gewalt anzutun.
»Verschwindet jetzt, ihr beiden!«
Die Knechte ließen ihr Opfer los und machten sich mit schlurfenden Schritten davon – Rodena war mit Gavin allein.
»Du widerlicher Kerl«, fauchte sie ihn an und zerrte wütend an ihren gefesselten Armen. »Du wirst es noch bereuen, deine Hände gegen Duncans Tochter erhoben zu haben.«
Er prüfte sorgfältig die Ketten, die um ihre Handgelenke geschlungen waren, dann blieb er dicht vor ihr stehen.
»Nicht gar so hochmütig, Rodena«, knurrte er. »Duncan ist lange tot – unser Anführer heißt nun Alister MacBlair. Und er gab dich in meine Hand.«
Sie versuchte, die kalte Angst zu verbergen, die jetzt in ihr aufstieg. Das also war Alisters Rache – er lieferte sie mit Haut und Haaren diesem Menschen aus.
»Deine ritterliche Ehre verpflichtet dich, einer Frau mit Respekt zu begegnen«, sagte sie, um Festigkeit in der Stimme bemüht.
»Du hast recht«, gab er zurück und verzog den Mund zu einem bösen Lächeln.
Dann, völlig unerwartet, umfasste er ihre Taille mit einem Arm, während er mit der freien Hand ihre Brüste ertastete. Sie schrie auf und versuchte, nach ihm zu treten, doch er drängte sie hart gegen die feuchte Wand, griff in ihren Halsausschnitt und riss den Stoff ein Stück auseinander.
»So wirst du lernen, weniger stolz zu sein, Duncans Tochter«, höhnte er, als ihr das Kleid über die linke Schulter rutschte. »Du bist hübscher, als es den Anschein hatte, meine süße Gefangene. Lass sehen, was sich noch unter deinem Kleid verbirgt.«
Er handelte sich einen gut gezielten Fußtritt ein, als er sich bückte, um ihren Rock zu heben, und er wich verblüfft zurück, denn er hatte geglaubt, sie habe bereits alle Gegenwehr aufgegeben. Wütend wischte er sich mit dem Handrücken das Blut von der Oberlippe.
»Dafür wirst du büßen, verfluchte Hexe!«
Er wollte sich auf sie stürzen, um ihr das Gewand herunterzureißen, doch mitten in der Bewegung hielt er inne und fuhr herum. Die schmale, eisenbeschlagene Tür hatte sich mit einem hörbaren Kreischen bewegt, und ein Mann war eingetreten.
»Weg von ihr!«
Gavin stieß einen bösen Fluch aus, denn vor ihm stand Ewan, das blanke Schwert auf ihn gerichtet. Bedenklicher als die gezückte Waffe jedoch schien ihm das zornige Glühen in den Augen des jungen Bauern, das ihm nichts Gutes verhieß.
»Was hast du hier zu suchen? Ich handel auf Alisters Befehl – also nimm das Schwert herunter!«
Ewan näherte sich mit langsamen Schritten, ohne sich um Gavins Worte zu kümmern, und in jeder seiner Bewegungen lag eine bedrohliche Anspannung. Gavin wich drei Schritte zurück und zog seinerseits das Schwert.
»Du bist verrückt, Bauer«, versuchte er den anderen einzuschüchtern. »Willst du gegen einen Ritter fechten, der den Schwertkampf seit seiner Kindheit beherrscht?«
Statt einer Antwort forderte ihn Ewans Klinge blitzschnell und kraftvoll heraus, und Gavin hatte Mühe, den Schlag zu parieren. Dann, nach der ersten Überraschung, focht er wütend auf seinen Gegner ein, der sich schützend vor Rodena gestellt hatte und sie vor ihm abschirmte.
Der Kampf dauerte nur kurz, denn schon bald musste Gavin einsehen, dass Roger de Brionne gute Arbeit geleistet hatte. Ewan führte das Schwert nicht nur mit Kraft, sondern auch mit kluger Taktik und Geschick. In eine Ecke gedrängt, wehrte sich Gavin noch eine Weile voller Verzweiflung, dann sank ihm der Arm herab, und er spürte Ewans Schwertspitze auf seiner Brust.
»Wenn du mich tötest, wird Alister dich strafen«, stieß er hervor, um Atem ringend.
»Ich will nicht dein jämmerliches Leben. Lass dein Schwert fallen, und nimm die Hände zurück.«
Gavin blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Die Ketten rasselten leise, als Ewan sie ihm um die Handgelenke
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