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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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mit Hugo ausgeritten. Vielleicht wird sie nicht vor Gericht gestellt. Es ist Pater Stephens Entscheidung.« Er grinste. »Sie hat ihn ganz schön ins Schwitzen gebracht. Sie ist genauso belesen wie er, und als er sie auf lateinisch bezichtigt hat, hat sie sich griechisch verteidigt, und er hatte große Mühe, ihr zu folgen. Wahrscheinlich wird sie bei der Verhandlung hebräisch sprechen, wegen der Reinheit der Sprache.«
    »Könnte er sie freilassen?« fragte Alys.
    Der alte Lord hob ratlos die Schultern. »Vielleicht«, sagte er. Seine Augen begannen boshaft zu blinzeln. »Möchtest du für sie sprechen?« fragte er. »Ihre Bildung und deine Schnelligkeit wären eine beachtenswerte Verteidigung, Alys. Soll ich Stephen sagen, du wirst für sie sprechen? Ist es dein Wunsch, vor uns alle hinzutreten und eine Papistin und Verräterin zu verteidigen, gleichgültig, wie hoch der Preis ist?« Seine dunklen Augen musterten ihr Gesicht, sein Lächeln war grausam.
    Alys beugte den Kopf. »Nein, nein«, sagte sie hastig. »Nein, sie bedeutet mir nichts. Pater Stephen soll sie richten. Ich darf da nicht mit hineingezogen werden. Ich bin zu beschäftigt, und ich muß mich schonen. Ich kann mir das nicht auch noch aufhalsen.«
    Lord Hugh grinste boshaft. »Natürlich, Alys«, sagte er, »überlaß das uns Männern. Ich werd's dich wissen lassen, wenn wir Kamille brauchen.«
    Er rauschte mit wehendem Mantel zur Tür hinaus. Alys hörte ihn auf der Treppe zum runden Turm lachen. Sie trank ihre Tasse Kamillentee schweigend aus.
    Als sie in die Galerie kam, sang Catherine hinter ihrer Schlafzimmertür. Schon von ferne war sie zu hören. Eliza konnte sich vor Lachen kaum halten, als sie die Tür öffneten und Catherine in ihrem alten Stuhl vor dem Kaminfeuer sitzen sahen, einen Krug Bier in der einen und einen Becher in der anderen Hand.
    Sie strahlte, als sie sie sah. »Meine Dienerinnen!« sagte sie. »Meine Gefährtinnen!«
    »Du mußt dich hinlegen«, sagte Alys und ging auf sie zu. »Dir wird übel werden von all dem Trinken, Catherine.«
    Catherine wedelte mit dem Krug.
    »Robin ging auf Freiersfüßen
    Wohl in den grünen Wald.
    Da kam sein Schätzchen Marion...«
    »Das ist doch nicht zu fassen«, sagte Alys mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich will jetzt mein Bad!« befahl Catherine plötzlich.
    Alys sah kurz zu Mary. »Sie sind unterwegs damit«, sagte sie und knickste. »Aber sie wollte Eure Kräuter und Öle dafür haben, Mylady.«
    »Wie das letzte Mal«, sagte Catherine mit trunkener Begeisterung. »Als du mich in Parfümblumen gebadet und mit Ölen eingerieben hast und Hugo gekommen ist und uns beide genommen hat.« Ein Raunen ging durch die Reihe der Frauen. »Und es war so schön, Alys. So will ich es haben.«
    Alys warf den Damen einen warnenden Blick zu. Eliza war puterrot von unterdrücktem Lachen. Ruth dagegen war schneeweiß vor Entsetzen, bekreuzigte sich hastig.
    »Hol das Bad«, sagte Alys zu Mary. »Sie kriegt ihre Kräuter.«
    Die Frauen standen schweigend herum. Alys holte Minzöl aus ihrer Kräutertruhe, in der Hoffnung, daß es den Wein aus Catherines trunkenem Blut schwitzen würde. Catherine gaffte mit offenem Mund in den Kamin und beobachtete die neugierigen Blicke der Diener, die das heiße Wasser brachten, nicht.
    »Er wird zu mir zurückkehren«, sagte Catherine plötzlich. »Er kann mich haben, und er kann Alys haben. Welcher Mann könnte da widerstehen? Ich hab meine Mitgiftländereien, und Alys ist schwanger. Ich werde das Kind annehmen. Welcher Mann könnte mehr wollen?«
    Alys packte Catherine unter dem Ellbogen und bedeutete Margery, sie von der anderen Seite zu stützen. »Still, Catherine«, sagte sie warnend, als sie auf das Gemach zustolperten, in dem das duftende Bad vor dem prasselnden Feuer dampfte. »Still, du blamierst dich mit diesem Gerede.«
    »Ich werde dich akzeptieren«, sagte Catherine zu Alys. »Ich werde dich wie eine Schwester lieben, und wir können zusammen leben. Warum nicht? Wir sind die Fürsten. Wir können leben, wie es uns paßt. Und Hugo wäre mit uns beiden glücklich.«
    »Still«, sagte Alys noch einmal. Ihr Verstand arbeitete fieberhaft. Hugo könnte vielleicht wirklich ein Leben akzeptieren, das Catherines Mitgift, die Alys' Kinder erben würden, finanzierte. Die dynastischen Ambitionen mit der jungen Braut waren die seines Vaters — immer waren es die Pläne und Ränke seines Vaters gewesen.
    »Es ist zu spät«, sagte Alys nachdenklich. »Der alte Lord hat

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