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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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sagte er. »Es sieht ziemlich böse aus. Ich möchte es mir durch den Kopf gehen lassen und um Erleuchtung beten. Gott wird uns ein Zeichen schicken und uns vor diesen Schrecken in unseren Mauern schützen.«
    Lady Catherine beugte sich vor. Ihre Augen funkelten im Kerzenlicht. »Euer eigener Gebieter wird vom Tod innerhalb eines Jahres bedroht, und Ihr wißt nicht, was Ihr davon halten sollt?«
    Der Priester erwiderte furchtlos ihren Blick. »Die Zeugin ist von Bosheit geleitet«, sagte er gelassen. »Vielleicht haßt sie dieses Weib, Ihr habt weiß Gott Grund genug, sie zu hassen, Mylady. Wenn sie verflucht ist, wird sich das in ihrer Sprache und ihrem Verhalten zeigen.«
    »Dann wird sie Euch alle verhexen!« schrie Catherine.
    »Schweigt, Madam«, grollte der alte Lord. Er nickte Hugo zu. »Laß Alys holen«, sagte er. »Sie sollte besser dabei sein.«
    Der Priester sah kurz zu Catherine und setzte sich an den Tisch neben dem Fenster. »Sie wird mich nicht verhexen«, sagte er knapp. »Ich habe viele Hexen in den Tod geschickt. Ich habe viele Frauen bei Gottesurteilen gesehen, wo stärkere Männer sich angewidert abwandten. Ich bin gnadenlos in der Arbeit Gottes, Lady Catherine. Wenn sie auf der Seite des Teufels steht, sollte sie mich wahrlich fürchten.«
    Hugo schlenderte zur Tür, rief nach einem Diener und befahl, Alys zu suchen. »Ich glaube nichts davon«, sagte er gelassen. »Weder an Zauber noch an Hexen, noch an Zaubersprüche. Ich glaube an die Welt, die ich sehen und berühren kann. Der Rest sind Ammenmärchen, mit denen man kleine Mädchen erschreckt.«
    Er und Pater Stephen sahen sich kurz an. »Ich weiß, daß Ihr Euch das gerne einredet«, sagte er liebevoll. »Aber Ihr bewegt Euch gefährlich auf den Pfad der Ketzerei zu, wenn Ihr den gefallenen Engel und den Kampf gegen die Sünde abstreitet.«
    Hugo zuckte die Achseln.
    Schweigen legte sich für kurze Zeit über den Raum. Eliza rückte unauffällig näher zur Tür.
    »Darf ich sprechen?« fragte Catherine.
    Der alte Lord nickte.
    »Vielleicht waren meine Anklagen etwas übereilt«, meinte Catherine mit ruhiger Stimme. Die Augen des alten Lords bohrten sich in die ihren. »Ich war wütend auf meinen Gatten und wütend auf das Weib.«
    Alle warteten. Hugo musterte sie unverhohlen mißtrauisch.
    »Wie Ihr schon sagtet, Mylord, Hugo ist möglicherweise gar nicht verhext. Er könnte im Banne der Leidenschaft und der Zärtlichkeit sein.« Mit eisernem Willen gelang es ihr, das Zittern der Eifersucht in ihrer Stimme zu verbergen. »Als seine Frau fühlte ich mich vielleicht verletzt, aber als Gebieterin des Schlosses, als Euer Mündel, trifft es mich nicht«, sagte sie.
    Der alte Lord nickte. »Und weiter?« fragte er mit sarkastischem Unterton.
    »Nur eine Sache macht mir bei der ganzen Geschichte Sorgen«, sagte sie.
    Der alte Lord wartete.
    »Eure Sicherheit, Sir«, sagte sie. »Wenn das Mädchen Euren Tod will, so hat sie die Möglichkeiten, Euch etwas anzutun. Und wenn sie eine Hexe ist, sind wir alle in Gefahr. Wir müssen wissen, ob sie die Schwarzen Künste beherrscht, bevor wir entscheiden können, ob sie weggeschickt wird oder nicht. Wenn sie über magische Kräfte verfügt, können wir sie nicht wie eine ungezogene Dienerin behandeln. Sie würde uns allen Schreckliches zufügen. Wir müssen es wissen. Zu Eurer eigenen Sicherheit.«
    Der Priester nickte. Der alte Lord sah ihn kurz an. »Was schlagt Ihr vor, Lady Catherine?« fragte er.
    Catherine holte Luft. Sie vermied es, ihren Gatten anzusehen. »Ein Gottesurteil«, sagte sie. »Sie soll geprüft werden. Damit wir sehen, ob sie eine Hexe ist.«
    Hugo zuckte unwillkürlich zusammen. »Ich mag diese Gottesurteile nicht.« Ein Blick seines Vaters ließ ihn verstummen.
    »Pater?« fragte der alte Lord.
    »Mylord«, Pater Stephen nickte. »Ich glaube, wir müssen prüfen, ob ihre Heilkräfte gottgegeben sind oder nicht. Lady Catherine hat recht. Wir können sie weder wegschicken noch hierbehalten, solange wir darüber keine Gewißheit erlangt haben. Vielleicht ein sanftes Gottesurteil? Geweihtes Brot essen?«
    Die Enttäuschung in Catherines Gesicht war unübersehbar, verschwand aber sofort wieder.
    »Wolltest du sie schwimmen lassen, Catherine?« fragte der junge Lord boshaft. »Oder sie auf einen brennenden Heuhaufen setzen?«
    »Davon will ich nichts gehört haben!« sagte der alte Lord ungeduldig. »Es kann sehr wohl sein, daß sie nichts weiter als ein braves Mädchen und eine ehrliche

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