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Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Titel: Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Surowiecki
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Chancen, besonders interessante Titel zu finden, wenn er für viele unterschiedliche Schriftsteller offen steht, und ist darum bereit, das ganze Prozedere auf sich zu nehmen, das mit dem Rechteerwerb eines Einzelwerks jedes Mal wieder von vorn anfängt. (Eine Möglichkeit, dieses Prozedere ein wenig zu reduzieren, also die Transaktionskosten zu senken, sind Mehrbuchverträge mit Autoren.)
    Auch wenn die Unternehmen es im Allgemeinen nicht so sehen: Das Problem, das sie bei ihren Überlegungen, ob sie outsourcen sollen oder nicht, eigentlich beschäftigt, betrifft die Vor- und Nachteile kollektiven Handelns. Bei einer internen Lösung berauben sie sich in gewissem Sinne einer Fülle von Optionen, deren jede eine Geschäftsverbesserung bedeuten könnte: Sie reduzieren die Menge eingehender Informationen, weil sie die Zahl der Informationsquellen begrenzen, zu denen sie Zugang haben. Was sie dafür allerdings gewinnen, sind jene Vorteile, welche sich aus den Möglichkeiten rascheren Handelns und dem Wegfallen der Notwendigkeit zu unentwegtem Feilschen und Verhandeln ergeben. In der Regel werden Unternehmen Dinge selbst in die Hand nehmen, wenn es billiger und einfacher ist, als sie außer Haus zu geben; oder wenn es sich um so wichtige Dinge handelt, dass es ein zu großes Risiko darstellen würde, die Ausführung Fremden zu überlassen. Für Zara spielt es eine entscheidendere Rolle, alles schnellstens und unter eigener Kontrolle produzieren zu können. Es wäre möglicherweise sogar kostengünstiger, die Stoffe etwa von einer Fabrik in China schneiden und färben zu lassen. Nur würde Zara damit eben seine maßgebliche Qualität opfern müssen: blitzschnell und konkret auf die Wünsche der Konsumenten einzugehen.

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    Die Chancen und Risiken dieser verschiedenen Strukturen lassen sich seltsamerweise besonders gut an Hollywoodfilmen studieren, und hier insbesondere am Genre Gangsterfilme. Alle Gangsterfilme zeigen eine Gruppe von Männern (es handelt sich fast immer nur um Männer), die sich zu dem Zweck zusammengetan haben, auf unredliche Weise eine Menge Geld einzusacken. Die Definition träfe selbstverständlich auch auf völlig normale Unternehmen zu. Gangsterfilme beinhalten darüber hinaus oft erstaunlich genau die Herausforderungen, die bei allen Versuchen entstehen, egoistische Menschen zur Arbeit an einem gemeinsamen Ziel zu koordinieren. Die Gangster der Filme greifen, grob gesagt, auf drei Unternehmensstrukturen zurück. Die erste exemplifiziert Der Pate II , in dem ähnlich wie in traditionellen Firmen die Geschäfte hierarchisch gesteuert werden. Das Reich des Corleone-Clans wird ausdrücklich als eine Art weit gefächerter Konzern dargestellt, dem als Generaldirektor Michael Corleone vorsteht, der die Tätigkeiten des Clans unentwegt auf neue – darunter auch durchaus legitime – Geschäftszweige ausdehnt. Diese Struktur hat ihre Vorzüge: Der Mann an der Spitze kann sehr schnelle Entscheidungen treffen und dafür sorgen, dass sie auch rasch umgesetzt werden; sie ermöglicht langfristige Investitionen und Planungsziele. Und weil seine Statthalter allerorten das Sagen haben, kann Michael Corleone noch die fernsten Ableger wirksam steuern, ohne persönlich anwesend sein zu müssen; und weil die Geschäfte einen steten Cashflow erzeugen, vermag der »Pate« zudem größere Investitionen vorzunehmen, ohne auf Fremdkapital angewiesen zu sein.
    Die Struktur hat freilich auch offensichtliche Schattenseiten. Michael Corleone hat Mühe, an die für ihn notwendigen Informationen zu gelangen, weil es häufig nicht im Interesse seiner Statthalter liegt, alles , was sie wissen, ihm gegenüber offen zu legen. Die Statthalter und das Fußvolk arbeiten zwar für die Corleones, was sie jedoch nicht davon abhält, Eigeninteressen zu verfolgen, etwa indem sie die Clan-Rivalen zugunsten persönlicher Vorteile ausnehmen beziehungsweise mit Informationen versorgen. Dergleichen Probleme nehmen mit wachsender Größe zu, denn mit der Ausdehnung des Imperiums wird es schwieriger, alles unter Kontrolle zu haben. Entscheidend ist jedoch vor allem Folgendes: Aufgrund der hierarchischen Struktur wird Michael Corleone in steigendem Maße von allen Denkweisen isoliert, die von seinem eigenen Standpunkt abweichen. Obwohl hunderte oder tausende Menschen für ihn tätig sind, ist das Unternehmen sozusagen immer weniger sein persönliches Eigentum. Er wird für die Interessen seines Clans allmählich ein Problemfaktor.
    Ein ganz anderes

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