Die Weisheit des Feuers
und straffte die Schultern, um einen guten Eindruck zu machen, aber ebenso verstärkte er noch einmal den Schutzschild um sein Bewusstsein, damit niemand außer Saphira seine Gedanken hören konnte. Zwar waren die Elfen gekommen, um ihn und Saphira zu schützen, aber letztlich galt ihre Loyalität Königin Islanzadi. Obwohl er für ihre Anwesenheit dankbar war und bezweifelte, dass sie ihn belauschen würden, wollte er der Elfenkönigin keine Gelegenheit geben, Geheimnisse der Varden herauszufinden oder ihn unter ihren Einfluss zu bringen. Wenn sie einen Keil zwischen ihn und Nasuada treiben konnte, würde sie es tun. Seit Galbatorix’ Verrat vertrauten die Elfen den Menschen nicht mehr. Deshalb und aus anderen Gründen hätte Islanzadi es vorgezogen, ihn und Saphira unter
ihren
Befehl zu stellen, dessen war er sich sicher. Und von allen Potentaten, die er bislang kennengelernt hatte, vertraute er Islanzadi am wenigsten. Sie war zu gebieterisch und launenhaft.
Die zwölf Elfen blieben vor Saphira stehen. Sie verbeugten sich und drehten als Zeichen des Respekts die rechte Hand vor der Brust, genau wie Arya zuvor. Dann stellte sich einer nach dem anderen mit dem traditionellen Elfengruß vor, den Eragon entsprechend erwiderte. Der Anführer, ein hochgewachsener, gut aussehender Elf, dessen gesamter Körper von mitternachtsblauem Fell bedeckt war, erklärte ihnen den Zweck ihrer Mission und fragte Eragon und Saphira formell, ob die zwölf ihre Arbeit als persönliche Leibgarde aufnehmen dürften.
»Gerne«, antwortete Eragon.
Gerne,
wiederholte Saphira.
Dann fragte Eragon: »Bloëdhgarm-Vodhr, kann es sein, dass ich Euch bei der Blutschwur-Zeremonie gesehen habe?« Er erinnerte sich nämlich, während der Festlichkeiten einen Elf mit demselben Pelz bemerkt zu haben, der zwischen den Bäumen getanzt hatte.
Bloëdhgarm lächelte und zeigte dabei die spitzen Zähne eines Raubtiers. »Das wird wohl meine Cousine Liotha gewesen sein. Wir sehen uns sehr ähnlich, wenngleich ihr Fell braun gefleckt ist und nicht dunkelblau wie meines.«
»Ich könnte schwören, dass Ihr es wart.«
»Leider war ich zu der Zeit anderweitig beschäftigt und konnte der Zeremonie nicht beiwohnen. Vielleicht gelingt es mir beim nächsten Mal in hundert Jahren.«
Findest du nicht auch, dass er sehr angenehm duftet, Kleiner?,
fragte Saphira.
Eragon schnupperte in die Luft.
Ich rieche nichts. Und das würde ich, falls es etwas zu riechen gäbe.
Das ist seltsam.
Dann übertrug sie ihm die verschiedenen Gerüche, die sie wahrnahm, und er wusste sofort, was sie meinte. Eine dichte, berauschende Moschuswolke mit einem Hauch von zerstoßenen Wacholderbeeren umgab Bloëdhgarm.
Alle Frauen der Varden scheinen sich in ihn verliebt zu haben,
sagte Saphira.
Sie verfolgen ihn auf Schritt und Tritt und wollen unbedingt mit ihm reden. Aber wenn er sie anschaut, bringen sie kein Wort heraus, sondern kichern wie kleine Mädchen.
Vielleicht können nur weibliche Geschöpfe ihn riechen.
Er warf Arya einen verstohlenen Blick zu.
Sie scheint nichts zu bemerken.
Sie ist gegen magische Einflüsse geschützt.
Das hoffe ich... Meinst du, wir sollten dem einen Riegel vorschieben? Was Bloëdhgarm da tut, ist eine hinterlistige, unschickliche Art, das Herz einer Frau zu erobern.
Aber ist es wirklich unschicklicher, als sich in feine Gewänder zu hüllen, um die Blicke seines Angebeteten auf sich zu ziehen? Bloëdhgarm nutzt seine Verehrerinnen nicht aus, und es scheint mir unwahrscheinlich, dass er den Duft eigens komponiert hat, um menschliche Damen zu betören. Ich denke eher, diese Wirkung war nicht beabsichtigt. Vielmehr hat er den Geruch wohl erschaffen, um einen ganz anderen Zweck zu erfüllen. Solange er nicht die Grundregeln des Anstands verletzt, sollten wir uns nicht einmischen, meine ich.
Was ist mit Nasuada? Ist sie anfällig für seinen Zauber?
Nasuada ist klug und vorsichtig. Sie hat sich gegen Bloëdhgarms Einflussnahme von Trianna schützen lassen.
Gut.
Als sie die Zelte erreichten, wuchs die Menschenmenge derart an, als hätte die Hälfte der Varden sich um Saphira versammelt. Eragon hob die Hand zum Gruß, als die Leute »Argetlam!« und »Schattentöter!« riefen. Andere hörte er sagen: »Wo warst du, Schattentöter? Erzähl uns von deinen Abenteuern!« Nicht wenige bezeichneten ihn als »Verderben der Ra’zac«, was ihn mit so viel Genugtuung erfüllte, dass er den Ausdruck ein paarmal vor sich hin murmelte. Auch
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