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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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entscheiden, vor allem so müde, wie sie war, und...
    ... körperlos schwebte sie in endloser Finsternis, die von einem endlosen Lichtermeer umgeben war, einem gewaltigen Strudel winziger Lichtpunkte, die heller strahlten als die Sterne in der klarsten Nacht und die zahlreicher als alle Sterne waren. Das waren die Träume aller Menschen auf der Welt, der Menschen aller Welten, die es gab oder geben konnte, Welten, die so seltsam waren, dass sie sie nicht einmal annähernd verstehen konnte, und sie alle waren hier in der winzigen Lücke zwischen dem Tel'aran'rhiod und der wachen Welt zu sehen, dem unendlichen Raum zwischen der Wirklichkeit und den Träumen. Einige dieser Träume erkannte sie auf den ersten Blick. Sie sahen alle gleich aus, dennoch kannte sie sie so genau wie die Gesichter ihrer Schwestern. Manche mied sie. Rands Träume waren immer abgeschirmt, und sie befürchtete, er würde es wissen, wenn sie einen Blick darauf zu werfen versuchte. Der Schild würde sowieso verhindern, dass sie etwas sah. Schade, dass sie anhand der Träume nicht feststellen konnte, wo sich die Person gerade befand hier konnten zwei Lichtpunkte direkt nebeneinander liegen, dabei waren die Träumer tausend Meilen voneinander entfernt. Gawyns Träume zogen an ihr, und sie floh. Seine Träume bargen eigene Gefahren, nicht zuletzt deshalb, weil ein Teil von ihr darin versinken wollte. Nynaeves Träume ließen sie innehalten und weckten in ihr den Wunsch, dieser närrischen Frau die Furcht vor dem Licht einzubläuen, aber bis jetzt war es Nynaeve gelungen, sie zu ignorieren, und Egwene würde nicht so weit sinken, sie gegen ihren Willen im Tel'aran'rhiod hinzuziehen. So etwas taten nur die Verlorenen. Aber es war eine Versuchung.
    Sie bewegte sich, ohne sich zu bewegen, und suchte nach bestimmten Träumern. Zumindest einen von zweien; beide würden es tun. Die Lichter schienen um sie herumzuwirbeln, sie rasten so schnell an ihr vorbei, dass sie zu Streifen verschwammen, während sie reglos im Sternenmeer schwebte. Sie hoffte, dass zumindest einer von denen, die sie suchte, bereits schlief. Das Licht wusste, dass es für jeden spät genug war. Sich vage ihres eigenen Körpers in der wachen Welt bewusst fühlte sie, wie sie gähnte und unter den Decken die Beine anzog.
    Dann entdeckte sie den Lichtpunkt, den sie suchte, und er wuchs in ihrer Sicht, als er auf sie zuraste, von einem Stern am Himmel zum Vollmond zu einer schimmernden Mauer, die ihr Blickfeld ausfüllte und wie ein lebendes Etwas pulsierte. Natürlich berührte sie sie nicht; das konnte bei diesem Träumer zu allen möglichen Komplikationen führen. Außerdem wäre es peinlich gewesen, zufällig in den Traum einer anderen Person zu geraten. Sie griff mit ihrem Willen über den haarfeinen Raum, der zwischen ihr und dem Traum bestehen blieb, und sprach vorsichtig, damit man es nicht als Schrei hören würde. Sie hatte keinen Körper, keinen Mund, und doch sprach sie.
    ELAYNE, HIER SPRICHT EGWENE. TRIFF MICH AM ÜBLICHEN ORT. Sie glaubte nicht, dass jemand sie belauschen konnte, nicht, ohne dass sie es erfuhr, aber es war unnötig, sinnlose Risiken einzugehen.
    Das stecknadelkopfgroße Licht erlosch. Elayne war erwacht. Aber sie würde sich erinnern und wissen, dass die Stimme nicht nur ein Teil ihres Traums gewesen war.
    Egwene bewegte sich... seitlich. Oder vielleicht war es auch eher wie ein Schritt, den sie angefangen und nicht zu Ende geführt hatte. Es fühlte sich wie beides an. Sie bewegte sich und...
    ... stand in einem kleinen Raum, der bis auf einen zerschrammten Holztisch und drei Stühle mit hohen Lehnen leer war. Die beiden Fenster zeigten draußen tiefe Nacht, dennoch war da ein seltsames Licht, das sich vom Mondschein oder Lampenlicht oder Sonnenlicht unterschied. Es schien von nirgendwoher zu kommen; es war einfach da. Es reichte mehr als nur aus, um den schäbigen kleinen Raum deutlich zu sehen. Die staubige Wandtäfelung war von Käfern durchlöchert, zerbrochene Scheiben in den Fenstern hatten dem Schnee erlaubt, sich auf Zweige und abgestorbene Blätter zu legen. Jedenfalls lag manchmal Schnee auf dem Boden, und manchmal Zweige und Blätter. Tisch und Stühle blieben, wo sie waren, aber wenn Egwene wegsah, konnte der Schnee verschwunden sein, wenn sie wieder hinblickte, und Zweige und Blätter lagen an anderen Orten, als hätte sie der Wind verstreut. Sie veränderten sich sogar, während sie hinsah, waren einfach hier und dann da. Das schien ihr genauso

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