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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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er das mitbekam. In seinem Zorn warf er Thissa in den Abfall."
       "Thissa. Ja, so hieß das Mädchen – Peters Tochter, die nach seinem Tod wie vom Erdboden verschwunden war. Ein sehr seltener Name", fuhr er fort. "Es ist erstaunlich, dass Christinas Püppchen denselben Namen hat." Er warf seiner Begleiterin einen hastigen Seitenblick zu.
       Charlene starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. "Thissa…" Ihre Lippen formten diesen Namen, doch es war nichts zu hören. "Thissa…" Sie sank in sich zusammen. Eine gnädige Ohnmacht hatte sie erlöst aus dem Durcheinander ihrer Gedanken.
      Jetzt bereute Marvin, dass er auch für den Rückweg diese Strecke gewählt hatte, um etwas länger Charlenes Gesellschaft genießen zu dürfen. Er deckte die bewusstlose Frau mit dem Fell zu, das er immer dabei hatte. Mehr konnte er im Moment nicht für sie tun.
       Ein heftiger Wind kam auf, der die Bäume von Devils Rock hin und her schüttelte. Es rauschte und ächzte in dem alten Holz, und manchmal klang es wie das verzweifelte Rufen einer Frau.
    Thissa … Thissa …
     
    8. Kapitel
     
       Ashton öffnete die Augen. Es dämmerte bereits, und im Zimmer war es still. Nur schwach hörte er Charlenes Atemzüge, die endlich einmal ruhig und entspannt zu schlafen schien. Ein zärtliches Gefühl stieg in ihm auf.
       Seit zwei Tagen schon lebten sie in Dragon House, und es sah so aus, als wären mit einem Schlag all ihre Probleme damit behoben. Christina war wie ausgewechselt und er, Ashton, hatte ebenfalls den Eindruck, als wäre eine unerträgliche Last mit dem Umzug von ihm abgefallen. Eine Menge Arbeit lag noch vor ihnen, ehe man dieses alte Haus wirklich als Heimat bezeichnen konnte. Noch hatte Ashton weder das Dachgeschoss noch den Gewölbekeller inspiziert, was er so rasch wie möglich nachholen wollte.
       Der Mann drehte sich zur Fensterseite und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Zuviel war in den letzten Wochen auf ihn eingestürmt und hatte seine kleine Welt, die er eigentlich in sich gefestigt geglaubt hatte, völlig durcheinander gebracht.
    Eine seltsame Schwerelosigkeit war auf einmal in ihm, die er sich nicht erklären konnte. So etwas hatte er schon einmal gehabt, und es hatte ihm Angst gemacht.
       Hastig sprang er aus dem Bett. Sein Herz klopfte so heftig, dass er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Panik stieg in ihm auf. Sollte er Charlene wecken? Doch sie würde ihm auch nicht helfen können, das wusste er jetzt schon.
       "Was ist mit dir, Darling? Kannst du nicht schlafen?" Charlene war mit einem Schlag wach geworden, und sofort war da wieder die Angst vor etwas Unerklärlichem, die sie die ganze Zeit über schon befallen hatte.
       "Schlaf weiter, Charly", antwortete der Mann freundlich, ohne sich umzudrehen. "Ich muss nachdenken."
       Sofort war nun auch Charlene aus dem Bett. Eilig lief sie zu ihrem Mann. Sie ahnte einen erneuten Anfall. Verzweiflung stieg in ihr auf. Da hatte sie sich für kurze Zeit fast schon sicher gefühlt, und jetzt sollte alles wieder von vorne beginnen. Für einen Moment lang sehnte sie sich sogar nach Rochester Castle zurück, denn dort hätte sie im Notfall Hilfe gehabt. Hier war sie allein auf sich gestellt.
       "Ashton, ich liebe dich." Sie legte einen Arm um ihn und schmiegte sich an seine Seite. "Was denkst du? Magst du mit mir darüber reden?"
       Er drehte ihr sein Gesicht zu. In seinen Augen spiegelte sich das Licht der Öllampe, die die ganze Nacht über auf dem kleinen Tischchen brannte. "Ich weiß nicht", sagte er leise und schaute sie dabei an, ohne sie wirklich wahr zu nehmen. "Was soll ich reden?"
       "Ich möchte wissen, was du denkst."
       "Das weiß ich selbst nicht so genau, sonst würde ich jetzt nicht hier stehen und nachdenken."
       "Dann sag mir, worüber du nachdenkst." Sie versuchte, ihn zu küssen, doch er wich ihr aus.
       "Bitte Ashton, sag mir, was mit uns passiert? Ich habe furchtbare Angst." Sie war so aufgewühlt, dass sie nicht einmal weinen konnte.
       "Ich weiß es doch selbst nicht", fuhr er gequält auf. "Und je mehr du fragst, desto weniger weiß ich. Bitte, geh in dein Bett und lass mich einfach zufrieden. Es wird wieder vorbei gehen und dann lachen wir gemeinsam darüber." Es sollte ein Scherz sein, doch in seiner Stimme lag keine Fröhlichkeit sondern Verzweiflung.
       "Ich kann nicht."
    "Dann muss ich gehen", entschied er nach kurzem Überlegen. "Bitte , bleib du hier, und ich werde einen kleinen

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