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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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Haus.
    Kurz darauftrat aus dem Dunkel des Hauses eine von den Schultern abwärts würdevoll in buntbedrucktes Tuch gehüllte Frau, deren Haar in ein weißes Tuch gewickelt waren. Zweifellos war dies die auf dem Bild dargestellte Frau mit der Schlange - also wohl die Lehrerin der jungen Mädchen, die bei ihr das erlebten, was ich in Victors Dorf durchgemacht hatte - eine Initiation.
    „Weiße Frau, was führt dich zu mir? Du siehst aus, als brauchtest du Hilfe. Komm herein und erzähle Mammy Ama.“ Sie wollte mich schon hereinbitten, als ihr Blick auf Cilly fiel. „Ist dein Hund etwa auch krank? Ihm kann ich nicht helfen.“
    „Ich bin aus Lagos gekommen und wollte den weiten Weg nicht alleine fahren. Ein Hund ist ein guter Schutz.“
    Sie lachte. „Ein Schutz? Vor wem? Allenfalls vor den gierigen Händen der Polizisten! Ogun kannst du damit nicht beeindrucken.“
    „Woher wissen Sie, daß ich vor Ogun Angst habe?“ fragte ich verblüfft.
    „Oh? Weiß ich das?“ Sie lachte, und ihre freundlichen Augen musterten mich eine Spur wärmer. „Also gut, dein Hund kann bleiben. Aber nur, wenn er sich ruhig verhält.“
    Ich holte aus dem Auto die zahlreichen Geschenke und folgte Mammy Ama hinein in ihr schlichtes Haus. Hier gab es keine blutbesudelten Altäre und Fetische. Es wirkte alles aufgeräumt und rein, sogar ihr Altar war mit einer ordentlichen Decke geschmückt, auf der neben Flakons, Bürsten und allerlei Behältern einige kleine Figuren herumstanden.
    Mammy Ama untersuchte meine Mitbringsel. „Eine gute Auswahl.
    Wer hat dich beraten?“
    Während ich ihr erzählte, hörte sie aufmerksam zu.
    „Dieser Sunny - oder der Leopard, wie du ihn nennst - scheint mir nicht die wirkliche Bedrohung in deinem Leben zu sein“, sagte sie schließlich. „Was dich wirklich bedrückt, ist etwas anderes. x Du wirst nicht mit dem fertig, was du hier in Afrika erlebt hast. Ich werde versuchen, dir zu helfen.“
    Sie holte zwei der vielleicht zwanzig Zentimeter großen Holzpuppen von ihrem Altar. „Es sind Totenpuppen“, erklärte sie. Eine Figur hatte männliche Gesichtszüge und einen Penis, die andere weibliche und Brüste. Die weiß bemalten Puppen besaßen gebrochene, nach unten gerichtete Augen. „Was hast du von Victor bei dir?“ fragte Mammy Ama.
    Ich überlegte, was ich ihr geben sollte. Viel war es nicht, was ich bei mir führte. Eine zarte Gliederkette aus Gold, die er mir Silvester in London geschenkt hatte, trug ich seitdem ständig. Instinktiv faßte ich mir an den Hals. Die Priesterin nahm die Kette wortlos ab und schlang sie der kleinen männlichen Puppe um den Körper. Sie deutete auf den Armreif aus Elefantenhaar an meinem Handgelenk, den ich für meinen Glücksbringer hielt, seitdem ich ihn zweieinhalb Jahre zuvor dem Händler auf dem Markt in Lagos abgekauft hatte.
    „Was ist das?“
    „Mein Glücksbringer“, antwortete ich und erntete ein verächtliches Schnalzen.
    „Das ist kein Glücksbringer. Gib es mir.“ Ich zögerte. Schließlich pflegt man seinen Aberglauben mit Hingabe. „Es bedeutet dir mehr als die goldene Kette deines Mannes?“ Sie sah mich erstaunt an.
    Eigenartig, daß ein Stück vom Schwanzhaar eines Dickhäuters plötzlich wertvoller sein sollte als das Gold meines Prinzen. Aber irgendwie schrieb ich dem harten, dünnen Band zu, daß ich in Afrika Glück gehabt hatte, und betrachtete es deshalb als meinen Schutz.
    „Hast du denn Glück gehabt?“ fragte Mammy Ama.
    Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Ja, das Schicksal hatte es gut mit mir gemeint, daß ich auf einen Freund wie Abiola getroffen war, daß ein Mann wie Victor mich geliebt hatte. Aber das Glück hatte meine Hand nur kurz gehalten, um mich dann um so heftiger fortzustoßen. War nicht Yemi gestorben, Abiolas Frau und meine Freundin? Hatte mir das Schicksal nicht auch Victor genommen? Und seinen Vater? War nicht Victors Baby gestorben?
    Lebte ich jetzt etwa nicht in Angst vor Sunny?
    Langsam schob ich den Elefantenhaarreif von meinem Handgelenk und sah zu, wie Mammy Ama daraus geschickt eine Kette für die weibliche Puppe bastelte. Das schwarze Band wirkte an ihrem Hals wie ein Galgenstrick.
    „Sind das Victor und ich?“
    „Vielleicht“, erwiderte die Priesterin.
    Sie ließ sich den Palmwein bringen, den ich gekauft hatte, schüttete etwas davon auf den Boden und begann, die beiden Puppen in frischem Wasser zu waschen, das zwei der jungen Mädchen in Eimern hereinbrachten, während sie selbst ständig

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