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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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Geschenke.
    Dazu legte das Mädchen sich flach in den Staub. Ihre Ehrerbietung galt einer runden Frau, Typ Mammi, die das Sagen hatte. Sie ließ mich in eine schlichte, palmwedelgedeckte Lehmhütte bringen, wo ich fix und fertig auf den Boden sank.
    Ich muß gleich eingeschlafen sein. Wieder erschien mir im Traum die dicke Eule mit den großen Ohren. Diesmal saß sie jedoch zu meinen Füßen. Ich fuhr hoch. Es war keine Eule, sondern eine Frau, die ihre gele so gebunden hatte, daß zwei Zipfel an den Seiten leicht hochstanden. Sie saß neben einer dünnen, faltigen Frau, die im Schein einer Kerosinlampe mein geschwollenes Bein untersuchte.
    Die dünne Alte schmierte eine kühlende Flüssigkeit darauf, und die Frau mit der gele gab mir etwas Bitteres zu trinken, das ich nicht lange bei mir behielt. Unter entsetzlichen Krämpfen übergab ich mich, bis nur noch roter Schaum kam. Später bekam ich Wasser zu trinken, das stark nach Eisen schmeckte.
    Irgendwann fiel ich in einen fiebrigen Schlaf, aus dem ich am Morgen mit Unterleibsschmerzen erwachte. Die Frau mit dem eulenartigen Kopftuch hatte neben mir gewacht. Sie legte Berge von Stofffetzen unter mich. Offenbar hatte die erlittene Tortur meine Regel in Gang gesetzt. Ich glaubte, verbluten zu müssen! Irgendwo zwischen Leben und Tod schwebend, dämmerte ich in der Hütte vor mich hin, unfähig zu registrieren, was um mich herum vor sich ging.
    Als die kräftezehrende Bluterei endlich nachließ, begann die Frau mit dem Kopfschmuck, mich in der Hütte auf und ab zu führen. Ich hatte endlich wieder die Kraft, meine Aufmerksamkeit jemand anderem als nur meinem schmerzenden Körper zu schenken.
    „Efe!“ sagte ich laut. „Efe, das sind ja Sie!“
    Sie legte zwei ausgestreckte Finger auf meine Lippen, deutete auf sich. „Me Nita“, sagte sie in Pidgin-Englisch: Ich heiße Nita. Klar, und ich war Maja. Nenne nie deinen wahren Namen ...
    Schließlich durfte ich am Abend auf den kleinen Dorfplatz, auf dem sich vielleicht zwei Dutzend Frauen zusammendrängten. Eine von ihnen hatte vor dem Ritualhaus, einem größeren, aufwendigen Bau mit verzierten Holzpfeilern, die eine umlaufende Loggia bildeten, eine giftige grüne Schlange gefunden. Dies wurde als Zeichen gedeutet, daß die Ahnen den Tag für ein Ritual vorsahen. Um das flackernde Feuer tanzten barbusig, stampfend und singend die anderen Frauen, die um ihre Körper weiße Tücher gebunden hatten.
    Sie waren unterschiedlich geschmückt mit Armbändern oder mit glöckchenbesetzten Fußketten, einige hatten Blumen in die Haare geflochten oder den Kopf mit einer gele bedeckt.
    Vom Feuer stieg der stechende Qualm auf, der die Sinne benebelte: Offenkundig wurden große Mengen Weihrauch verbrannt. Die Hitze des Feuers und der ausdauernde Tanz ließen die Leiber der Frauen schweißnaß glänzen. Ihre Ausdünstungen mischten sich mit dem Duft des Weihrauchs und des Tabaks, den einige Frauen rauchten oder kauten.
    Mein Bein, dessen Umfang sich von seinem elefantösen Ausmaß auf fast wieder normale Verhältnisse zurückentwickelt hatte, legte die dünne Alte auf einen Stapel Reisig. Der Rest von mir lag neben dem Feuer auf einer Matte. In dieser ungewöhnlichen Position wurde ich Zeuge des sich anschließenden Rituals. Jene Frau, die ich als „Mammi“ bezeichnet habe, trug eine perückenartige Kopfbedeckung aus Glasperlen, die im Schein des Feuers fantastisch funkelte. Sie saß direkt neben dem Feuer auf einer Art Schemel.
    Die spindeldürre Nita wurde entkleidet, sie kniete sich vor Mammi nieder, nahm eine kleine braune Puppe aus Ton und warf sie ins Feuer. Es dauerte eine Weile, bis die Puppe durch die Hitze in Tonscherben zerbarst, was die Frauen mit Gemurmel quittierten.
    Eine der Frauen brachte ein lebendes, zappelndes Huhn, das Mammi über Nitas Kopf hielt, um es anschließend kopfüber in einen mit einer schäumenden Flüssigkeit gefüllten Eimer zu stecken. Sie zog das Huhn wieder heraus, wirbelte es über die Köpfe der anderen, daß die Federn nur so flogen. Mit unglaublicher Geschwindigkeit führte sie das Huhn über eine Schüssel. Dann trennte sie seinen Kopf mit einem schnellen Schnitt fast vollkommen ab.
    Das Blut strömte pulsierend in Nitas geöffneten Mund. Gierig trank sie es. Als der Vogel ausgeblutet war, wurde er aufgeschlitzt, Nita ein Teil der Innereien gegeben. Sie lutschte an der blutigen Galle, mit der ihr Körper danach eingerieben wurde. Dann trank sie von einem Sud, der auf dem offenen Feuer

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