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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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mein Prinz erhalten bleiben würde. Dieses Glück schien mir viel zu groß zu sein. Zu groß für kühne Pläne ...
    Victor fuhr mit zwei Fingern über den Elefantenhaarreif an meinem Armgelenk. Ich hatte ihn nicht mehr abgelegt, seit ich ihn auf dem Markt in Lagos dem Händler abgekauft hatte. „Warum trägst du ihn?“
    „Weil mir vorausgesagt wurde, daß er mir Glück bringt.“
    „Und?“
    Ich suchte in Victors Augen nach der Antwort.
    NACHT IN DER WÜSTE
    Meine Lebensversicherung war natürlich wertlos, wenn Nickel nichts davon erfuhr. Sollte ich hingehen und es ihm ins Gesicht sagen? Nein! Ich lud Bernd und seine neue Flamme, eine baumlange, schlanke schwarze Rechtsanwältin, zum Abendessen ein. Und natürlich Victor. Tage vorher schon hatte ich Ron darüber informiert, daß er an jenem Abend sein Bestes geben müsse.
    Allerdings verriet ich ihm nicht, wen ich erwartete. Sollte Nickel doch ein bißchen auf die Folter gespannt werden!
    Während des Essens brachten Victor und ich das Gespräch auf meine ganz spezielle Lebensversicherung: Der Anwalt werde mein Protokoll der Polizei und der Strengfurt AG vorlegen, falls mir etwas zustieße. Bernds juristisch versierte Freundin gratulierte, wenngleich sie bedauerte, daß ich nicht sie als Anwältin hinzugezogen hatte. Während dieses Gesprächs servierte Ron höchstselbst das in der Tat perfekte Mahl. Ich sah förmlich, wie er jedes Wort unserer Konversation begierig in sich aufsog. Diesmal würde er eine Menge zu berichten haben. Allerdings war mir auch klar, daß Nickel meine „Lebensversicherung“ als Kriegserklärung betrachten mußte. Ich war gespannt, wie er darauf reagieren würde.
    Seine Eröffnung war schwach, fand ich. Schachspieler Nickel hatte Femi zu sich bestellt und ausgefragt. Femi berichtete mir auf dem Heimweg, nervös und ehrlich: „Ich glaube, er hat vor, Ihrem Mann zu sagen, daß Sie hier in Lagos sind.“
    „Haben Sie Nickel gesagt, wo er John Wowo findet?“ Femi blickte schuldbewußt zu Boden. „Ist schon gut, Femi. Wenn die Weißen Are Spiele spielen, dann muß man sie lassen.“
    „Mister Nickel hat gesagt, daß er mich sonst rausschmeißt.“
    „Ich weiß, Femi. Vielen Dank, daß Sie mir Bescheid gesagt haben.“
    „Es tut mir leid, Ma'am.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Femi. Ich habe schon eine Idee.“
    Mary's car repair hatte trotz Vaters deutscher Entwicklungshilfe keinen Aufschwung genommen. Das Geld aus dem Autohandel war hier jedenfalls nicht investiert worden. Ich ließ mich von Femi auf den Hof kutschieren, auf dem einige nahezu schrottreife Autos herumstanden. In der Werkhalle machten sich vier Gestalten an einem Lieferwagen zu schaffen. Als ich ausstieg, sprangen zwei kleine Jungs aus irgendeiner Ecke hervor: „Oyibö, byiböU klang es in meinen Ohren. Durch die Rufe neugierig geworden, ließen alle vier Arbeiter gleichzeitig die Werkzeuge sinken und starrten mich an.
    „Ich suche Mister Wowo“, rief ich.
    Die beiden Jungs rasten los zur immer noch schäbigen Bürobaracke. Heraus trat ein Mann im abgewetzten Overall, an dem ein paar Knöpfe fehlten. Er wirkte schwammig, aufgedunsen, die Haut grau, die Haare stumpf und struppig. Ich erkannte John kaum wieder. In den knapp zehn Monaten, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war eine entsetzliche Veränderung mit ihm vorgegangen.
    John musterte mich peinlich genau vom gut frisierten Kopf bis zu den hochhackigen Schuhen. „Du siehst toll aus.“
    „Danke“, sagte ich, „ich wollte sehen, wie es dir geht.“
    „Ich bin okay.“ Ich sah, daß das eine Lüge war. „Wieso bist du in Lagos?“ Er schien wirklich nichts zu wissen. „Wo sind die Kinder?“
    In diesem Augenblick wurde mir etwas klar. Ich sah Bobby wieder am Heiligen Abend, wie er sich hinter Muttis Rücken versteckte, als die schwarzen Kinder mit ihm spielen wollten. Ich sah das Unverständnis in seinen Augen, daß Tessy in einer Sprache redete, die er nicht verstand. Ich hörte seine Alpträume in der Nacht. Und ich sah John vor mir stehen. So heruntergekommen, so ärmlich. So grau. Hatte ich einen Fehler gemacht, als ich Bobby und Janet nicht zu ihrem Vater gebracht hatte? Hatte ich einen Brückenschlag verhindert zwischen den beiden Welten, die sie in sich trugen?
    Oder hat-
    te ich sie vor einem Schock bewahrt? Einen, wie ich ihn in diesem Augenblick erlebte?
    Wie weit hatte ich mich doch von John und seinem Leben entfernt!
    Ich speiste mit Prinz Victor im Polo-Club. Ich flog mit seiner

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