Die weiße Macht
schon.«
»Das ist nicht gut.«
»Warum nicht?«
»Wir sind allein, dir aber steht ein Apparat zur Verfügung, den solltest du einschalten.«
»Ich dachte in eine andere Richtung.«
»In welche denn?«
»Äthiopien…«
Suko und ich schauten uns an, lächelten, nickten, dann fragte Suko.
»Sag nur, du hast vorgehabt, uns nach Äthiopien zu schicken?«
»Ja, das hatte ich.«
»Und wohin da?«
»Wir wären zunächst in die Hauptstadt gefahren und hätten dort versucht, eine Spur aufzunehmen, aber das kommt nicht mehr in Frage, denn das Geschehen hat sich hier nach Rom verlagert, wie mir scheint. Ich denke da an Lorenzo Amber. Er ist unser drittes Eisen, das wir in die Flammen geworfen haben.«
»Er ist nicht hier.«
»Richtig, Suko.«
»Hast du trotzdem Hoffnung?«
»Ja, die habe ich. Lorenzo ist ein Einzelgänger, der sich bewußt von den anderen beiden getrennt hat. Das heißt, er war nie mit ihnen zusammen, und ich traue ihm zu, daß er den Weg gefunden hat. Er rief einmal an, um bekanntzugeben, daß eine gewisse Chance besteht.«
»Mehr sagte er nicht?«
»Nein, es gab Störungen in der Leitung.«
Das glaubte ich auch, und ich hatte mittlerweile von meiner Theorie Abschied genommen. Es waren nicht die Kreaturen der Finsternis, die hier die Fäden zogen, sondern die Mitglieder einer ganz anderen Gruppe, eben unter dem Kommando des verfluchten Baal.
»Okay, wir müssen weiterkommen«, sagte ich und hatte Father Ignatius dabei auffordernd angeschaut. Die Antwort bestand aus einem Namen.
»Lorenzo Amber.«
Ich verdrehte die Augen. »Willst du auf ihn oder auf seine Botschaft warten?«
Der Mönch hob die Schultern. »Was soll ich tun? Unsere einzige Spur ist verwischt. Ich hatte gehofft, dein Kreuz würde einiges zum Positiven hin verändern, aber die beiden Goldenen sind zerstört worden. Was soll ich anderes machen?«
Da hatte er recht. Wir waren quasi nur Gäste und hatten noch nicht viel zu Gesicht bekommen. Wenn jemand den Punkt wußte, wo der Hebel anzusetzen war, dann Ignatius.
Suko schnickte mit den Fingern, um Aufmerksamkeit zu ercegen. »Was ist, wenn dieser Lorenzo sich ebenfalls verändert hat? Damit müssen wir doch rechnen.«
Ignatius senkte den Kopf, als würde er sich schämen. »Ich kann nur hoffen, daß es nicht geschehen ist.« Er hob die Schultern. »Wie dem auch sei, wir werden ihn suchen müssen.«
»Wie weit reichen eure Beziehungen zur Polizei?« fragte ich.
Er winkte mit beiden Händen ab. »Wir wollen sie so gering wie möglich halten.«
Mein Gesicht zeigte Skepsis. »Bei einer Suche müßtet ihr sie einschalten.«
»Was sollen wir sagen? Daß wir damit rechnen, daß ein goldener Mann durch Rom irrt?«
»Nein, sicherlich nicht. Es würde niemand glauben.«
Ignatius nickte kräftig. »Das genau ist unser Problem, die Glaubwürdigkeit. Man würde uns auslachen, man würde sich amüsieren, denn so etwas kann und darf es nicht geben.« Er schüttelte sich.
»Obwohl wir hier praktisch in Rom sind und damit im Zentrum der Weißen Macht, habe ich den Eindruck, daß wir immer hilfloser werden, je mehr Zeit vergeht. Es kann sein, daß wir uns zu früh und auch zu weit vorgewagt haben. Jetzt müssen wir warten.«
»Klar«, sagte ich leicht sauer. »Und wir verziehen uns in unser Hotel, wo wir dann auf den Anruf warten.« Er hob die Schultern.
Wir waren überhaupt nicht happy. Uns nur auf eine Person, diesen Lorenzo Amber verlassen zu müssen, erschien mir doch weit hergeholt und nicht erfolgsversprechend. Rom war riesig. Wir kannten die Stadt nicht. Es gab Tausende von Verstecken, und Lorenzo Amber war darüber sicherlich informiert. Wie sollte es also weitergehen?
Ich versuchte es von vorn. »Hat dieser Lorenzo Amber hier in der Stadt einen Vertrauten oder einen Freund gehabt, der etwas wissen könnte? Ist er möglicherweise von Lorenzo ins Vertrauen gezogen worden?«
»Er gehörte zu uns.«
»Gab Bentini ihm den Auftrag?«
»Das denke ich schon.«
»Dann sollten wir uns mit ihm in Verbindung setzen. Vielleicht weiß er mehr.«
»Daran habe ich ebenfalls gedacht, doch er ist nicht hier. Er befindet sich im Vatikan zu Exerzitien. In drei Tagen ist er zurück.«
»Da können wir ihn nicht stören?«
»Im Normalfall nicht.«
Ich zwinkerte Suko zu. »Was heißt hier Normalfall? Uns brennt der Hintern, wenn ich das so sagen darf, ohne dir oder dieser Umgebung zu nahe treten zu wollen. Wir müssen hin oder ihn anrufen.«
»Er wird nicht ans Telefon gehen.«
»Auch
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