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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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so verhält? Warum versteht ein Fachmann für Epidemiologie plötzlich die einfachsten Grundsätze seiner Fachdisziplin nicht mehr? Warum bietet er in einer »Informationsveranstaltung für Journalisten« einen Mix aus Fehlinformationen und Beleidigungen an, um eine Studie zur Wirkung von antioxidativen Vitaminen zu diskreditieren?
    Vielleicht hilft eine kleine Information zur Beantwortung dieser Frage: Die Gesellschaft für Vitaminforschung e. V. (GVF), die zu dieser Informationsveranstaltung eingeladen hatte, hat einen Vorstand. In diesem Vorstand sitzt unter anderem Dr. Manfred Eggersdorfer, Forschungsleiter beim weltgrößten Vitaminhersteller DSM in Basel. In demselben Vorstand sitzt auch Dr. Bernd Haber, verantwortlich für Zulassungsfragen im Arbeitsgebiet Nahrungsmittelzusätze der BASF, des zweitgrößten Vitaminherstellers der Welt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Prof. Hasfords Polemik gegen die Vitaminstudie von seinen Auftraggebern beeinflusst war: den zwei größten Vitaminherstellern der Welt.
    Die BASF und der ehemalige Weltmarktführer Roche aus Basel haben übrigens im Jahr 2002 die höchste jemals verhängte Kartellstrafe für ihr Vitaminpreiskartell zahlen müssen, mit dem sie jahrelang die Vitaminpreise hochtrieben: 800 Millionen Euro in Europa und noch einmal 700 Millionen Dollar in den USA. Die Firmen wissen offenbar, wie man Gewinne optimiert. Auch mit illegalen Methoden. Roche verkaufte seine Vitaminsparte später an DSM.
    Gehen Sie doch mal auf die Website des GVF und googeln Sie die anderen Vorstandsmitglieder. Auf der Website der GVF werden Sie über diese enge Verflechtung des Vorstands mit den zwei weltgrößten Vitaminherstellern kein Wort finden. Ein Letztes dazu: In der Rubrik »über die GVF« steht auf der Homepage der Gesellschaft für Vitaminforschung folgender Satz: »Zu kontrovers diskutierten Themen wie Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Vitaminen nimmt die GVF sachkundig, neutral und zeitnah in ihren Publikationen Stellung.« Man beachte hier besonders das Wort »neutral«.
Vitaminstudie nichts als Wissenschaftspopulismus?
    Eine zweite Reaktion auf die Kopenhagener Vitaminstudie kam von der Universität Stuttgart-Hohenheim. Professor Hans Konrad Biesalski veröffentlichte auf der Website seines Instituts schon im März 2007 die Erklärung: »Bjelakovic-Studie über Vitamingefahr: Angebliche Gefahr durch Vitamine ist nichts als Wissenschaftspopulismus«. Ein Text, etwa eine Seite lang, in dem er die Studie der Kopenhagener Cochrane-Gruppe schlicht der gröbsten Stümperei bezichtigte.
    Zunächst zeigte eine Recherche in unserem Fernseharchiv, dass Prof. Biesalski schon seit 20 Jahren massiv als Vitaminbefürworter in Gesundheitsmagazinen auftritt. Typischerweise mit zuschauernahen Hinweisen wie: »Mit einem Multivitaminpräparat sind Sie auf der sicheren Seite.« Aber der Ernährungsmediziner von der Universität Stuttgart-Hohenheim hat sich noch mehr um das positive Image der Vitamine in der Öffentlichkeit verdient gemacht. Allein zu den antioxidativen Vitaminen hat er an seiner Universität drei Tagungen abgehalten. Diese Tagungen fanden statt in der Veranstaltungsreihe »Hohenheimer Konsensusgespräche«. Diese Veranstaltungen erfolgten im Auftrag der Nahrungsergänzungsmittelindustrie. Vertreter der Industrie trafen sich dort mit Wissenschaftlern, die von Prof. Biesalski ausgesucht worden waren, um darüber zu diskutieren, ob bestimmte Nahrungsmittelzusätze eventuell schädlich sein könnten oder nicht. Zum Beispiel der Geschmacksverstärker Glutamat oder eben unsere antioxidativen Vitamine.
    Wenn Sie heute »Hohenheimer Konsensusgespräche« in Google eingeben, kommt an erster Stelle folgendes Ergebnis aus den Anfangszeiten der Hohenheimer Konsensusgespräche: ein Werbetext, der an die Kunden – an die Nahrungsergänzungsmittelhersteller – gerichtet ist. Ein Text, der irgendwie die Neutralität der Veranstaltung betont, dem Auftraggeber aber gleichzeitig ein großes Mitspracherecht einräumt (die Rechtschreibfehler stammen aus dem Original):
    »Hohenheimer Konsensusgespräche sind durch die Herren Professoren Biesalski und Fürst moderierte Diskussionen zur Feststellung einer übereinstimmende Bewertung der wissenschaftlichen Relevanz und Wirkung von bioaktiven Stoffen. Als Interessent legen sie das Thema des Konsensusgepräches fest. Der weitere Verlauf liegt in den Händen o.g. Professoren, welche zu diesem Thema zehn neutrale und auf dem

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