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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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geeignet, um Versorgungslücken zu schließen. […] Dieses Fazit zog eine renommierte Expertenrunde, die auf Einladung von Prof. Hans-Konrad Biesalski, Universität Hohenheim, in Stuttgart die Frage diskutierte: ›Vitaminversorgung in Deutschland – ein Grund zur Sorge?‹ Und das Ergebnis lautete eindeutig: Ja! Mit in der Runde debattierten unter anderem auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Prof. Peter Stehle, Bonn, und der Präsident des Max-Rubner-Institutes (Bundesforschungsanstalt für Ernährung), Prof. Gerhard Rechkemmer, Karlsruhe.«
    Es folgten Erklärungen, warum ältere Menschen, Übergewichtige, Kinder und Frauen besonders von Vitaminmangel bedroht seien, und dann der Hinweis, woher diese Presseinformation stammte. Geschrieben hatte den Text eine gewisse Lisa Loewenthal. Und herausgegeben als »Pressemitteilung der Ernährungs- und Vitamin-Information evi e.V.«.
    Ich war platt. Wer konnte hier von einem »eindeutigen Ja!« sprechen, mit dem die Experten auf die Frage geantwortet hätten, ob es in Deutschland Vitaminmangel gebe? Und ausgerechnet Prof. Stehle und Prof. Rechkemmer als Gewährsleute dafür zitieren. Die doch ausdrücklich das Gegenteil erklärt hatten!
    Von meiner »Heimatredaktion«, dem Wissenschaftsmagazin Odysso , holte ich mir den Auftrag, ein Stück über den seltsamen Vorfall zu machen. Zunächst sprach ich mit Prof. Rechkemmer vom Max-Rubner-Institut für Ernährungsforschung. Hatte ich mich vielleicht doch verhört? Hatte er Vitaminalarm geschlagen? Seine Antwort ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:
    »Mitnichten! Ich habe genau das Gegenteil gesagt. Wir haben hier von unserem Institut ja gerade eine Studie dazu gemacht. Und da haben wir gesehen, dass die Vitaminversorgung in Deutschland ganz gut ist. Und das habe ich auf der Veranstaltung auch gesagt. Ich war vollkommen perplex, als ich die Meldung gelesen habe.«
Wer steckt hinter »evi«?
    Prof. Rechkemmer meinte, man sollte mal schauen, wer hinter der Ernährungs- und Vitamininformation »evi« stehe. Von dort kam die Pressemitteilung. Man findet heute ja fast alle Informationen im Internet. Also googelte ich fleißig »evi«. Aber abgesehen von einigen Pressemitteilungen, die die wohltätigen Vitamine priesen, fand ich nichts. Merkwürdig: Ein Verein, der das Wort Information im Namen trägt, ist im Netz der Netze praktisch unsichtbar? Ein eingetragener Verein (e.V.) muss aber eingetragen sein. Also startete ich eine Anfrage beim Vereinsregister in Frankfurt. Und was meinen Sie? Wer ist als Vorsitzender des Vorstands dort eingetragen? Nein, diesmal ist es nicht Dr. Manfred Eggersdorfer von DSM. Aber es ist ein Kollege von ihm, also ebenfalls ein DSM-Mann. So hat der weltgrößte Vitaminhersteller seine Finger auch im zweiten auf den ersten Blick unabhängigen Verein zur Vitamininformation im Spiel.
    Warum sind wir nicht überrascht? Lisa Loewenthal, die Autorin der Pressemitteilung, finde ich im Telefonbuch und rufe sie an. Die Geschichte sei ja »so was von durch«, erklärte sie am Telefon. Sie sei als freie und unabhängige Journalistin auf der Veranstaltung gewesen und hätte lediglich ihren persönlichen Eindruck wiedergegeben. Und wenn sich der nicht mit meinem Eindruck decke, dann sei das nicht ihr Problem. So oder so ähnlich hat sie sich ausgedrückt. Ich suche im Internet nach Lisa Loewenthal, die ebenfalls Mitglied bei »evi« ist. Das war viel einfacher als die Suche nach dem obskuren Vitamininformationsverein »evi«. Denn Lisa Loewenthal – das zeigte sich schnell – hat eine Marketingagentur. Viel einfacher? Damals ja. Doch wenn ich sie heute, nach zwei Jahren, im Internet suche, finden sich nur noch schüttere Spuren. Wie es scheint, ist sie »abgetaucht«. Unter der Adresse LLC (Lisa Loewenthal Communications) findet sich nur noch ein »coming soon«. Und bei 123 people erscheinen folgende Textzeilen:
    »Lisa Loewenthal Communications GmbH
    Das LLC-Team kommuniziert auf Basis eines ausgebildeten Netzwerks aus Experten und Medienpartnern Themen aus den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Life Sciences.«
Die PR-Maschinerie der Vitaminhersteller
    Das ist eigentlich schon aussagekräftig genug. LLC »kommuniziert« Medizinthemen. Wie gesagt: Heute findet man nur noch Spuren davon im Netz. Vor zwei Jahren hatte die Agentur noch einen prächtigen Auftritt im Business-Netzwerk Xing. Dort versprach Lisa Loewenthal interessierten potenziellen Arbeitnehmern in

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