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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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Gesundheitswesen. Also, wie hektisch es ist und wie viel passiert. Ich finde es schon ärgerlich, weil die Patienten auch nicht das bekommen, was sie suchen. Sie bekommen zum Teil Steine für Brot.«
    »Steine für Brot« – ich kenne dieses Bild nicht. Aber der Hausarzt mit der langjährigen Auslandserfahrung führt sofort aus, was er damit meint.
    »Sie bekommen viele Untersuchungen, sie bekommen viele Proben, sie bekommen viele Röntgenaufnahmen, aber sie bekommen nicht die Gespräche, die sie eigentlich vermissen. Das merke ich ja, dass viele Patienten sehr froh sind, wenn man sich die Zeit nimmt und mit ihnen darüber spricht, was sie tatsächlich belastet.«
Beschämend kurzer Patientenkontakt
    Durchschnittlich acht Minuten verbringt ein deutscher Patient bei seinem Besuch in einer deutschen Hausarztpraxis im Zimmer des Arztes. Zu kurz – sagt Harald Kamps –, als dass sich der Arzt ein vernünftiges Bild von der Situation verschaffen könnte, in der sich sein Patient befindet. Das Gespräch mit dem Berliner Hausarzt ist intensiv. Man spürt, dass er das, worüber er spricht, auch wirklich praktiziert. Sich mit Menschen unterhalten, um in Erfahrung zu bringen, worunter sie leiden. Das ist etwas anderes, als ein »Symptom abzuklären«, wie es in einer deutschen Arztpraxis sonst die Regel ist. Ich erinnere mich an ein persönliches Erlebnis mit meinem Hausarzt.
    Ich kam mit Rückenschmerzen zu meinem Arzt. Ein hartnäckiges Ziehen zwischen den Schulterblättern, das ich seit Wochen nicht mehr losgeworden war. Ich bin sonst kein Hypochonder, aber damals hatte sich der Gedanke in meinem Gehirn festgesetzt, ich könnte einen Tumor in der Wirbelsäule haben. Mein neuer Hausarzt, den ich nach dem Umzug unserer Familie in einen neuen Wohnort zum ersten Mal besuche, untersucht mich kurz, kann nichts Auffälliges finden und überweist mich in eine radiologische Gemeinschaftspraxis nach Mainz. Dort wird eine Computertomografie von meinem Rücken angefertigt. Als ich in dieser Praxis nach der Aufnahme aus der Röhre gefahren komme und dann im Aufenthaltsraum sitze und auf die Bilder warte, beschleicht mich so etwas wie Todesangst. Schließlich suggeriert die ganze aufwendige Prozedur, dass da etwas Ernstes droht.
    Natürlich hatte ich nichts. Aber warum hat mein Hausarzt nicht gefragt, wie es mir sonst so geht? Die Tatsache, dass ich neu bei ihm war, hätte ihn leicht auf eine wichtige Spur führen können: Wer als Normalverdiener gerade eine Immobilie erworben und sich im sechsstelligen Bereich dafür verschuldet hat, steht – zumindest die ersten Monate – unter erheblichem Stress. Stress führt zu Verspannungen. Anhaltende Verspannungen führen zu Schmerzen. Ich war damals noch ein ausgesprochener »Sportmuffel«. Außerdem arbeite ich die meiste Zeit am PC. Recherchieren, mailen, Texte schreiben – das mache ich drei bis vier Tage die Woche acht Stunden am Tag. Praktisch jeder, der das jahrelang macht, leidet immer wieder unter Rückenschmerzen.
    Mein Hausarzt hätte nach einem persönlichen Gespräch mit mir, in dem er sich ein Bild von meiner Situation hätte machen können, sagen müssen: »Herr Wittig, ich kann Sie natürlich, wenn Sie wollen, zur weiteren Abklärung in eine radiologische Fachpraxis überweisen. Aber Sie haben keine Krebsgeschichte in der Familie und Sie haben keinen besonderen Kontakt zu potenziell karzinogenen Substanzen. Sie haben aber Stress und eine typische Schmerzsymptomatik von Menschen, die an Bildschirmarbeitsplätzen arbeiten. Suchen Sie Entspannung. Machen Sie Sport. Und wenn Sie in zwei Monaten noch dieselben Schmerzen haben und dieselbe Angst, dann kommen Sie wieder zu mir, dann werden wir Sie überweisen. Aber jetzt fangen wir nicht gleich an, mit Kanonen nach Spatzen zu schießen. Okay?«
Nicht mit Kanonen nach Spatzen schießen
    So macht man es in Norwegen. Dort werden die Besucher einer Hausarztpraxis (Besucher! Nicht etwa die Patienten: Mit dem Etikett »Patient« wird man in Deutschland praktisch schon zu den Kranken sortiert) in neun von zehn Fällen ohne weitere Behandlungsempfehlung wieder nach Hause geschickt. Die Zahlen nannte mir Dr. Harald Kamps. Es gibt viele Informationsbroschüren für die unterschiedlichsten medizinischen Symptomatiken. Die bekommen die Norweger mit nach Hause. Zur Anleitung, wie die Signale des Körpers zu beobachten sind. Schließlich sind diese Signale – wie meine Rückenschmerzen – nur in der absoluten Minderzahl der Fälle Anzeichen

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