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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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eindeutig.
    Cerryl schluckte noch einmal. Anya besuchte gerade Faltar und Cerryl hatte keine Zweifel am Anlass des Besuchs der Rothaarigen; auch Anya wurde von jemandem beobachtet und beide Beobachter verbargen sich.
    Der schmalgesichtige – und kaltfüßige – junge Magierschüler schlich von der Tür zurück zum Bett und schlüpfte wieder unter die Decke, er wickelte sich ein und versuchte seine Füße zu wärmen, während die wildesten Gedanken in seinem Kopf umherschwirrten.
    Was wollte Anya von Faltar – er war doch nur ein Schüler? Suchte sie schlichtes körperliches Vergnügen? Irgendwie glaubte Cerryl nicht recht daran, denn er erinnerte sich an Anyas Lächeln und die Kälte dahinter.
    Sollte er mit Faltar sprechen? Wie viel sollte er sagen? Oder sollte er einfach nur abwarten? Was kannst du außer warten schon groß tun. Warte und lerne … und hoffe.
    Er drehte sich auf die andere Seite und wickelte sich noch fester in die Decke; der Schlaf ließ jedoch lange auf sich warten.

 
LXXIII
     
    » W ie geht es mit den Mathematikaufgaben von Esaak voran?«, fragte Faltar und nahm einen kräftigen Schluck Bier aus dem Humpen, dem ein Bissen vom knusprigen, warmen Brot folgte.
    »Ich habe, glaube ich, die meisten gelöst.« Cerryl nippte an seinem Wasser. Bier gehörte zu den Nahrungsmitteln, die ihm am Morgen Übelkeit verursachten. Es fiel ihm schon schwer genug, Käse und Brot hinunterzubekommen, aber dem Chaos-Feuer mit leerem Magen Herr werden zu müssen löste ein noch größeres Grauen aus. Er brach sich ein weiteres Stück Brot ab und kaute langsam, seine Augen waren auf den geölten und polierten Tisch aus Weißeiche gerichtet, der im Laufe der Jahre eine gelbliche Farbe angenommen hatte.
    »Esaak will, dass jeder lernt, wie viel Wasser die Kanäle führen können und wie man bestimmen kann, wie stark eine Wand oder eine Brücke sein muss.«
    »Wände und Brücken?«, platzte Cerryl heraus.
    »Die kommen als Nächstes dran«, bestätigte Faltar und führte sich einen Keil harten, gelben Käse zu Gemüte. »Er sagt, zu einem Magier gehört nicht nur die Fähigkeit, Chaos-Kräfte zu lenken. Oh, und Derka meint, dass ich ziemlich bald zum Kanaldienst komme, vielleicht noch bevor du damit fertig bist. Er muss nur noch mit Myral darüber sprechen.«
    »Spaß macht das aber nicht gerade«, äußerte Cerryl seine Bedenken.
    »Das sagt Derka auch.«
    Während Cerryl sein frisches Brot kaute, fiel sein Blick auf Kesrik und er beobachtete ihn, nicht so sehr mit den Augen als vielmehr mit den Sinnen. Der untersetzte Blonde saß zusammen mit dem rothaarigen Kochar und dem spitzbärtigen Bealtur am Ecktisch und keiner der drei sah gerade zu Cerryl oder Faltar hin. Dann schwenkte Cerryl seinen prüfenden Blick zu Kinowin, der nun an dem Tisch stand, an dem Esaak allein saß.
    Cerryl zwinkerte und sah sich Esaak genauer an. Ganz klar umgab Kinowin eine dichtere Chaos-Hülle als die anderen zwei – es war allerdings viel weniger, als Cerryl gedacht hätte – und selbst der alternde Esaak strotzte vor Macht verglichen mit Kesrik. Dann schaute sich Cerryl Faltar auf die gleiche Weise an.
    »Was ist los? Du siehst mich so komisch an«, murmelte Faltar.
    »Denke nur nach.«
    »Worüber?«
    Über Chaos-Energie und diejenigen, die sich darin einhüllen. »Über alles Mögliche. Esaak, Kinowin, Kesrik.«
    »Manchmal denkst du wirklich zu viel nach.« Faltar stürzte den Rest Bier aus seinem Humpen hinunter.
    Cerryl versuchte, nicht zusammenzuzucken bei dem Gedanken, den Tag mit Bier anzufangen, da fiel sein Blick auf Lyasa, die gerade mit Leyladin den Speisesaal betrat. Lyasa war genau wie Faltar nur mit einem dünnen, schwachen Chaos-Schleier umgeben. Um die rotblonde Leyladin flimmerten – das erspürten zumindest Cerryls Sinne – Weiße Lichtsträhnen oder -streifen, die durch einen unsichtbaren Schwarzen Nebel zu wirbeln schienen, der die Schöne einhüllte. Sah so ein Schwarzer Magier aus oder fühlte er sich so an? Schwarze Nebel? Cerryl senkte den Blick rasch auf seinen Teller, als Leyladin ihn erblickte.
    »Zu dumm, dass sie eine Schwarze ist«, beklagte sich Faltar.
    »Ich dachte, du würdest dich mehr für Anya interessieren«, entgegnete Cerryl leise.
    Faltar errötete.
    »Sie ist schön«, stimmte Cerryl zu. Aber das sind Lanzen und Dolche auch. »Anya meine ich.«
    »Ich habe schon verstanden, was du meinst.«
    »Auch wenn ich schon ein richtiger Magier wäre, glaube ich, wäre ich vorsichtig bei ihr«,

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